Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
…«
»Weißt du, dass dein Vater und Señor Stromber ganz dicke Freunde geworden sind?«, fragt er.
»Das kann ich mir gut vorstellen. Freut mich sehr für Papa. Es wird ihm guttun, einen Freund zu haben.«
»Dir würde es auch guttun, stimmt’s?«
»Ich hab ja dich, Sombra. Du bist mein bester Freund.«
»Aber ich bin doch schon so alt. Wäre es nicht viel schöner, einen Freund in deinem Alter zu haben?«
»Du weißt doch, dass das unmöglich ist. Niemand will etwas mit mir zu tun haben. Wenn sie mich sehen, hauen sie ab …«
»Eines Tages wirst du jemanden finden, der dich versteht. Du bist ein intelligenter Junge und wirst irgendwann richtige Freunde finden.«
»Ja, in einer anderen Welt«, entgegne ich.
Ich mag Sombra sehr. Er war früher Mönch und hat alles aufgegeben, um hierherzukommen. Ohne ihn wäre mein Vater verloren, denn wenn einer die Geheimnisse der Stiftung kennt, dann ist es Sombra. Wir nennen ihn Sombra, »Schatten«, weil er sich so unauffällig bewegt wie ein Schatten. Wenn er will, kann er sich vollkommen lautlos an jemanden ranschleichen.
»Señor Stromber hat etwas an sich, das mir nicht gefällt«, sagt Sombra unvermittelt. »Er sieht einem nicht in die Augen, das ist ein schlechtes Zeichen.«
Sombra ist übrigens ein großer Psychologe.
»Der Mann ist schwer zu durchschauen«, fährt er fort.
»Red keinen Quatsch. Papa mag ihn und er wird ihm helfen, das nötige Geld aufzutreiben, um die Schulden zu bezahlen. Also hör auf, Gespenster zu sehen.«
»Wahrscheinlich hast du recht, Arturo. Ich werde nichts mehr gegen ihn sagen.«
»Und du wirst ihm bei seiner Arbeit helfen. Ich will nicht, dass Papa sich über dich ärgert.«
»Ja.«
»Gut, und jetzt erzähl mir eine Geschichte.«
»Einverstanden … Es war einmal ein Junge, der auf einem Dachboden lebte …«
»Weiter, weiter!«
»Er träumte davon, Freunde zu haben …«
»Hör mal, Sombra … Ich hab da so ein Mädchen kennengelernt …«
»Was?«
»Sie ist neu in unserer Klasse und sitzt neben mir.«
»Ist sie nett? Ist sie intelligent? Ist sie hübsch?«
»Dreimal ja … Sie ist wunderschön. Und sie lächelt wie Mama auf dem Bild. Du weißt schon, auf welchem.«
»Ja, ich weiß, welches du meinst. Deine Mutter hatte ein ganz besonderes Lächeln.«
»Ich hätte sie so gerne gekannt.«
»Sei nicht traurig. Vielleicht werdet ihr ja Freunde, du und dieses Mädchen.«
»Na ja, lieber nichts überstürzen.«
»Lass deine Fantasie spielen, Arturo, lass sie fliegen.«
IX
Eine Armee zur Befreiung
des Weisen
M orfidios Ultimatum war beinahe abgelaufen, als Arquimaes von den Wachen zum Grafen gebracht wurde. Während sie ihn die Treppe hinaufstießen, hatte sich der Weise schon mit dem Gedanken abgefunden, dass seine Stunde gekommen war.
Die Soldaten zwangen ihn, vor seinem Entführer niederzuknien.
»Arquimaes, dies ist die letzte Gelegenheit, mir dein Geheimnis anzuvertrauen«, eröffnete ihm der Graf. »Meine Geduld ist am Ende.«
Arquimaes schluckte. Er wusste, dass seine Antwort über Leben und Tod entscheiden würde. Wenn er einen Fehler machte, konnten dies seine letzten Worte sein.
»Was ich herausgefunden habe, wird dir nichts nützen. Das habe ich dir schon gesagt, Graf Morfidio. Auch wenn ich dir alles verrate, was ich weiß, ist dieses Wissen für dich nutzlos.«
»Und ich habe dir gesagt, dass du das meine Sorge sein lassen sollst, Hexenmeister. Sprich, und zwar unverzüglich!«
»Ich kann nicht. Selbst wenn ich wollte, könnte ich dir kein Geheimnis anvertrauen, das nur in die Hände gerechter und ehrenhafter Männer gelangen darf und nicht in die von so machtbesessenen Leuten wie dir.«
Eric Morfidio, beleidigt von den Worten seines Gefangenen, stand auf und trat einen Schritt auf ihn zu.
»Du kannst dich noch so sehr hinter deiner albernen Ausrede verschanzen, es wird dir nichts nützen. Entweder du erzählst es mir oder du erzählst es keinem mehr.«
»Die Formel, die ich entdeckt habe, ist keine Verordnung, die du erlässt, um die Steuern zu erhöhen!«
»Hör gut zu, weiser Mann! Wenn du dich weigerst, mit mir zusammenzuarbeiten, wirst du morgen früh zu Asche verbrennen, zusammen mit diesem Jungen, den du mit deiner Hexerei wieder ins Leben zurückgeholt hast.«
»Wenn ich tue, was du von mir forderst, verrate ich mich selbst! Übrigens habe ich Arturo nicht ins Leben zurückgeholt. Er hat sich selbst geheilt!«
»Du kannst nicht abstreiten, was ich mit eigenen Augen gesehen habe.
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