Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
Der Junge hatte eine tödliche Verwundung! Jetzt weiß ich, dass es stimmt, was man sich erzählt: Du besitzt die Formel für Unsterblichkeit!«
Arquimaes wollte gerade etwas entgegnen, als Hauptmann Cromell in den Saal gestürzt kam.
»Es ist dringend, Exzellenz!«, stieß er hervor. »Soeben ist eine persönliche Botschaft von Arco de Benicius eingetroffen. Sie ist sehr wichtig!«
Morfidio streckte die Hand aus, und sein Vertrauensmann gab ihm eine lederne Mappe, in der sich ein beschriebenes Pergament befand. Ungeduldig faltete es der Graf auseinander und begann zu lesen.
»Verflucht!«, rief er aus. »Dieser gottverdammte Benicius hat den Verstand verloren!«
Arquimaes verstand nicht, wovon Morfidio sprach, doch er zog es vor zu schweigen. Der Graf ging zu dem Tablett mit dem Obst und den Getränken, schenkte sich Wein ein und leerte den Becher gierig in einem Zug.
»Siehst du, dass ich recht hatte, teuflischer Alchemist? Arco de Benicius, dein Schutzherr, droht damit, mich anzugreifen, wenn ich dich nicht freilasse. Auch er will dein Geheimnis!«
»Ich möchte nicht, dass es meinetwegen Krieg gibt.«
»Dann verrate mir deine Geheimformel! Nur so kannst du unnötiges Blutvergießen vermeiden. Der Verrückte ist bereits mit seiner Armee auf dem Weg hierher. Bald wird er vor meiner Burg stehen!«
Arquimaes versetzte es einen Stich. Ein blutiger Krieg drohte! Ein Krieg, der viele unschuldige Menschen das Leben kosten und das gesamte Land verwüsten würde!
Er war verzweifelt: Ausgerechnet diejenigen, denen er helfen wollte, befanden sich nun in allergrößter Gefahr.
* * *
Völlig am Boden zerstört, wurde Arquimaes in seine Zelle zurückgebracht. Arturo trat zu ihm und versuchte, ihn zu trösten.
»Was ist passiert, Meister? Werden wir auf dem Scheiterhaufen sterben?«
»Viel schlimmer, mein Junge. Es droht Krieg! Wenn ich an die vielen Menschen denke, die sterben werden, bricht es mir das Herz.«
»Krieg? Unseretwegen?«
»König Benicius kommt mit seiner Armee, um uns zu befreien. Bald erklingen die Fanfaren des Krieges, und niemand weiß, wie es enden wird. Vielleicht sollte ich mich Morfidios Willen einfach unterwerfen und das Geheimnis preisgeben.«
»Nein, Meister, das dürft Ihr nicht!«, widersprach Arturo. »Dieser Mann ist ein Barbar!«
»Soll ich denn zulassen, dass Hunderte von Menschen sterben, um eine Formel zu schützen, mit der nur einige wenige etwas anzufangen wissen?«
»Darf man einem skrupellosen Menschen, dem das menschliche Leben nichts bedeutet, unbegrenzte Macht verleihen?«, hielt Arturo dagegen. »Bitte, Meister, unterwerft Euch nicht!«
X
Der Aasgeier von der Bank
I ch sitze gerade mit meinem Vater und Señor Stromber beim Frühstück, als Mahania in das kleine Esszimmer kommt und einen Besucher meldet: »Es ist Señor Del Hierro, der Bankdirektor. Er sagt, er möchte Sie sprechen, Señor Adragón.«
»Um diese Zeit? Es ist doch noch so früh. Erst halb neun.«
»Bankleute sind früh auf den Beinen, mein lieber Adragón. Deswegen verdienen sie so viel Geld«, bemerkt Stromber in scherzhaftem Ton. »Empfangen Sie ihn, ich werde mich an die Arbeit setzen.«
Der Antiquitätenhändler steht auf und geht hinaus.
»Ist gut, Mahania, führe ihn in mein Arbeitszimmer und sage ihm, ich komm gleich.«
»Jawohl, Señor«, antwortet Mahania mit einer leichten Verbeugung.
»Gibt es Probleme mit der Bank, Papa?«, frage ich.
»Oh, mach dir deswegen keine Sorgen«, antwortet mein Vater und streicht mir über den Kopf. »Ein Junge in deinem Alter sollte sich nicht mit den Problemen von uns Erwachsenen belasten. Und jetzt ab in die Schule! Heute Abend werden wir etwas Zeit zum Reden haben.«
Entschlossen begibt er sich in sein Arbeitszimmer, um den Bankdirektor zu begrüßen.
Ich gehe nach oben in mein Zimmer, kontrolliere wie jeden Morgen meinen Rucksack und packe die Bücher ein, die ich brauche. Dann ziehe ich meine Jacke an und gehe hinunter.
Auf der Treppe begegne ich Señor Del Hierro. Er ist ziemlich dick und in seinem schwarzen Anzug gleicht er eher dem Angestellten eines Beerdigungsinstituts als einem Geschäftsmann. Ich warte, bis er im Arbeitszimmer meines Vaters verschwunden ist.
Mahania wird langsam ungeduldig.
»Los, Arturo, geh jetzt endlich in die Schule!«, sagt sie. »Um das hier wird sich dein Vater kümmern.«
»Adiós, Mahania. Bis später. Nachher musst du mir alles ganz genau erzählen! Okay?«
»Nichts werde ich dir erzählen, gar nichts! Das
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