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Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume

Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume

Titel: Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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dieser komische Mann?«, fragt sie mich.
    »Mein Vater!«
    Ich sehe ihr an, dass sie etwas sagen will, doch sie verkneift es sich.
    »Alle mal herhören!«, ruft Señorita Norma. »Jeder auf seinen Platz! Aber zügig!«
    Da niemand ihrer Anweisung folgt, packt sie einige Schüler am Ellbogen und zieht sie zu ihren Plätzen. Alle lachen und plötzlich fangen sie wieder an zu singen: »Drachenkopf, Drachenkopf, dein Vater kommt dich holen!«
    Metáfora legt ihre Hand auf meine Schulter und sagt zu mir: »Achte nicht auf sie. Das sind Idioten.«
    Doch ihre Worte trösten mich nicht. Warum ist mein Vater bloß in die Schule gekommen?
    Die Tür wird aufgerissen und mein Vater kommt herein.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragt die Lehrerin. »Meinen Sie, es gehört sich, einfach so in meinen Unterricht reinzuplatzen, Señor?«
    Mein Vater bleibt wie angewurzelt stehen, als er die strenge Stimme der Lehrerin hört. Er wird rot und sieht sich suchend im Klassenraum um.
    »Bitte entschuldigen Sie … Normalerweise tue ich so etwas nicht, aber …«
    »Was wollen Sie? Wen suchen Sie? Wer sind Sie?«
    »Ich … Ich bin der Vater von Arturo Adragón«, stammelt er. »Ich … Ich muss mit ihm sprechen.«
    »Sie sind der Vater von Arturo Adragón?«
    »Das sieht man doch zehn Meilen gegen den Wind!«, ruft Horacio und die ganze Klasse lacht. »Zum Verwechseln ähnlich!«
    Die Lehrerin wendet sich der Klasse zu und sagt ganz langsam und deutlich: »Wenn ich noch einmal höre, dass jemand einen Witz reißt oder einen anderen beleidigt, werde ich euch so viele Strafarbeiten aufgeben, dass euch die Lust vergeht, andere Leute so respektlos zu behandeln. Und jetzt will ich keinen Mucks mehr hören!«
    »Lassen Sie, es ist alles meine Schuld …«
    »Die schlechte Erziehung der Schüler ist schuld«, entgegnet sie streng. »Ich heiße Norma Caballero und bin Arturos neue Lehrerin. Es freut mich, Sie kennenzulernen.«
    »Könnte ich wohl kurz mit meinem Sohn sprechen?«, fragt mein Vater. »Es ist sehr dringend.«
    »Natürlich. Gehen Sie mit ihm auf den Flur und lassen Sie sich Zeit. Arturo, geh bitte mit deinem Vater nach draußen.«
    In der Klasse herrscht Grabesstille. Ich stehe auf, wir gehen hinaus auf den Flur und schließen die Tür hinter uns. Wie setzen uns auf eine der Bänke, die dort stehen.
    »Ist es wirklich so dringend, dass du in den Unterricht reinplatzen musst?«, frage ich sauer.
    »Tut mir leid, Arturo, tut mir wirklich leid, aber ich musste dir einfach erzählen, was passiert ist!«
    »Du siehst ja, was passiert ist! Jetzt werden sie drei Monate lang über mich herziehen«, erwidere ich.
    »Hör zu, Arturo. Ich wollte dir sagen, dass … dass ich nicht unterschrieben habe. Es wird erst mal keine Pfändung geben«, sagt er erleichtert.
    Mir fehlen die Worte. Ich versuche, meine Gedanken zu ordnen. Ich bin nicht sicher, ob ich das alles richtig verstehe, aber es klingt gut.
    »Das bedeutet, dass wir in der Stiftung wohnen bleiben«, erklärt er, als hätte er meine Gedanken gelesen.
    »Wir müssen nicht raus? Wir können wirklich in der Stiftung bleiben?«
    »Ja, fürs Erste«, versichert er.
    »Fürs Erste? Was heißt das?«
    »Nun, wir werden die Schulden bezahlen müssen, aber erst mal bleiben wir in unserer alten Bibliothek wohnen. Das wolltest du doch, oder?«
    »Ja, Papa, genau das wollte ich. Das ist großartig! Danke.«
    »Ich würde niemals etwas tun, das du nicht willst«, flüstert er. »Du bist das Wichtigste in meinem Leben.«
    Er umarmt mich und drückt mich so heftig, dass ich kaum noch Luft bekomme. Da klingelt es, mehrere Türen öffnen sich gleichzeitig und Dutzende Jungen und Mädchen stürmen in die Pause. Auch meine Klassenkameraden kommen heraus. Als sie an uns vorbeigehen, höre ich sie leise ihr verdammtes Lied singen: »Drachenkopf! Drachenkopf! Drachenkopf!« Andere gehen ganz dicht an uns vorbei und zischen uns zu: »Verrückter Alter!« oder »Was für ne Hexenfamilie!« oder »Der ist doch nicht ganz dicht!«
    Dann tritt auch die Lehrerin aus der Klasse. Sie kommt zu uns und mein Vater steht auf.
    »Alles geregelt?«, fragt sie freundlich.
    »Oh ja. Ich musste ihm dringend etwas mitteilen. Entschuldigen Sie, dass ich Ihren Unterricht gestört habe …«
    »Ist schon gut. Sie haben es ganz richtig gemacht«, sagt sie verständnisvoll. »Manchmal muss man eben die Regeln verletzen.«
    »Es wird nicht wieder vorkommen, das schwöre ich Ihnen! Aber das heute war sehr wichtig.«
    »Hören Sie

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