Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
wir sie bisher nicht kannten«, fügte der Graf hinzu. »Und diese Macht wird mir gehören – mir oder keinem!«
»Und wenn Benicius’ Truppen uns besiegen?«
»Wenn das geschieht, befehle ich dir, den verdammten Hexenmeister zu töten. Benicius darf Arquimaes’ Geheimformel nicht bekommen! Verstanden?«
»Natürlich, Herr. Ich werde ihn eigenhändig töten, wenn es sein muss. Das verspreche ich Euch.«
»Wenn Benicius das Geheimnis in die Hände fallen würde, hätte ich keine ruhige Minute mehr. Noch im Grab würde ich mich umdrehen, wie eine Schlange, die sich in einem Brunnen windet. Sollten wir tatsächlich besiegt werden, muss ich sicher sein, dass Arquimaes ein toter Mann ist!«
* * *
Sämtliche Bücher, die Morfidios Männer aus dem Turm in seine Festung gebracht hatten, lagen auf mehrere Tische verteilt. Die fähigsten Schriftgelehrten des Grafen untersuchten sie Wort für Wort.
»Wir haben nichts gefunden, was darauf hindeutet, dass dieser Mann die Formel zur Erlangung einer außergewöhnlichen Macht gefunden hat«, urteilte Darío, der bedeutendste Wissenschaftler auf dem Lehen Eric Morfidios. »Es gibt keinerlei Hinweise dafür.«
»Dann musst du eben weitersuchen und diese Hinweise finden. Koste es, was es wolle!«, brüllte der Graf erzürnt. »Ich weiß, dass sich irgendwo in diesen Büchern ein großes Geheimnis verbirgt!«
»Seit Tagen durchsuchen wir nun schon die Bücher Seite für Seite, aber ich versichere Euch, außer ein paar medizinischen Formeln von geringer Bedeutung haben wir nichts Wertvolles entdeckt. Es gibt keine Geheimformel. Allerdings …«
Der Graf blitzte seinen Diener an.
»… allerdings ist in einem von etwas Merkwürdigem die Rede …«
»Sprich weiter, aber überleg dir gut, was du sagst«, warnte ihn Morfidio.
»Ich habe einige geheimnisvolle Behauptungen gefunden, die möglicherweise nichts weiter zu bedeuten haben. Aber es ist der einzige Hinweis, den es gibt.«
»Stiehl mir nicht meine Zeit und drück dich deutlicher aus!«
Darío öffnete einen Band mit hölzernen Buchdeckeln und blätterte eifrig darin herum.
»Hier! Das hört sich sehr eigenartig an … Es wird von einer Schutzarmee berichtet, die erscheint, wenn man es ihr befiehlt … Die Schwarze Armee!«
»Die Schwarze Armee? Was soll das sein? Eine Geisterarmee von Toten, oder was?«
»Weitere Hinweise gibt es leider nicht«, sagte der Schriftgelehrte. »Das ist das Einzige, was wir gefunden haben.«
»Dann sucht weiter, bis ihr was Brauchbareres findet!«, befahl der Graf. »Mit so unklaren Aussagen kann ich nichts anfangen. Ich weiß, dass Arquimaes ein großes Geheimnis kennt. Ich will es in meinen Besitz bringen … Und du wirst mir dabei helfen. Verstanden?«
»Ja, Herr! Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht«, antwortete Darío und verbeugte sich unterwürfig.
Eric Morfidio verließ den Raum unzufriedener, als er gekommen war. Doch er war fest entschlossen, alles über diese gespenstische Schwarze Armee herauszufinden.
XVI
Das Geburtstagsessen
N och immer wimmelt es in der Stiftung von diesen Bankleuten. Was am meisten nervt, ist die Arroganz, mit der sie ihre Arbeit verrichten. Sie tun so, als wären sie hier zu Hause und könnten uns wegnehmen, was sie wollen und wann immer sie wollen.
Ich habe gehört, dass es bald einen Prozess geben wird und die Bibliothek gepfändet werden soll. Wie es scheint, sieht es ziemlich schlecht für uns aus.
Ich glaube, mein Vater weiß noch nichts von den üblen Graffiti, die man uns auf die Mauern der Stiftung geschmiert hat. Sombra hat gesagt, er will es so lange wie möglich vor ihm geheim halten. Ich denke, er hat recht damit. Wahrscheinlich handelt es sich nur um einen dummen Streich und wird nicht wieder passieren. Hoffentlich.
Wichtig ist jetzt erst mal, dass es mit Papa bergauf geht. Auf das Essen heute Abend mit Metáfora und ihrer Mutter freut er sich riesig. Um ehrlich zu sein, ich freue mich auch. Endlich ist mein Geburtstag mal zu etwas nütze.
Es ist das erste Mal, dass wir meinen Geburtstag so feiern, noch dazu mit einer Lehrerin und einer Mitschülerin als Gäste. Aber ich muss aufpassen, dass der Schuss nicht nach hinten losgeht. Ich darf nicht vergessen, dass Metáfora sich irgendwann mit Horacio anfreunden und alles ausplaudern könnte, was sie hier sehen wird.
Ein kluger Schriftsteller hat einmal gesagt: Deine Freunde von heute können deine Feinde von morgen sein.
* * *
Mein Vater und ich tragen Anzug und
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