Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
Fliege umfängt. Tausende von Schriftzeichen fesselten den Drachen und setzten ihn außer Gefecht. Seine Augen wurden blind und seine Flügel hingen kraftlos herab. Er verlor das Gleichgewicht und wurde zu einer Marionette jener höheren Macht, die ihn durch die Luft an den Rand einer tiefen Schlucht trug, ihn einen Atemzug lang über den Abgrund hielt … und ihn ins Leere fallen ließ!
Das furchterregende Tier stürzte bewusstlos in die Tiefe und blieb reglos zwischen den Felsen liegen.
Sekundenlang herrschte vollkommene Stille. Nur der Flügelschlag der Vögel, die vor dem Drachen geflohen waren, war zu hören. Sie flogen über Arturo hinweg und beobachteten die letzten Zuckungen des geflügelten Ungeheuers, das nun keine Gefahr mehr darstellte.
»Das war unglaublich!«, sagte Arquimaes. »So etwas habe ich noch nie gesehen!«
»Fantastisch!«, rief Alexia. Ihr Gesicht drückte grenzenlose Bewunderung aus. »Du hast den Drachen bezwungen! Du bist der größte Zauberer, den ich je getroffen habe. Deine Magie ist unbesiegbar!«
Arturo brachte kein Wort heraus. Er war schweißbedeckt und sein Atem ging stoßweise.
»Das war der stärkste Drache meines Vaters«, sagte Alexia, immer noch außer sich. »Du bist soeben zu einer Legende geworden: Arturo, Schüler des Arquimaes. Arturo, der Drachentöter!«
Doch Arturo hörte kaum auf das, was die beiden sagten. Die Buchstaben, die wieder zu ihm zurückgekehrt waren, pochten gegen seine Brust und ließen ihn kaum zu Atem kommen. Seine Lungen brannten, und er wusste nicht so richtig, was eigentlich vorgefallen war.
Arquimaes gab ihm einen Schluck aus seiner Kürbisflasche und goss ihm Wasser über den Kopf, um ihn zu erfrischen. Endlich kam Arturo wieder zu sich. Er rieb sich die Augen und fragte: »Wie ist das geschehen?«
»Erinnerst du dich nicht?«, fragte Alexia zurück.
»Ich weiß nur noch, dass der Drache auf mich zugestürzt kam und Feuer gespuckt hat … Dann plötzlich habe ich ein lautes Geräusch gehört und sofort darauf einen schwarzen Vorhang gesehen. Und dann habe ich so etwas wie ein Zittern gespürt.«
»Geht es dir gut?«, fragte Arquimaes.
»Ich weiß nicht, wie es mir geht. Ich bin noch ganz benommen. Es ist, als hätte sich die Welt umgekehrt. Der Drache wollte mich töten und dann habe ich ihn getötet!«
»Das ist wahr: eine verkehrte Welt. Noch nie ist ein Drache an einem Menschen abgeprallt und in den Tod gestürzt«, sagte Alexia. »Du hast die Geschichte der Drachen verändert!«
»Aber er ist nicht an mir abgeprallt. Ich habe den Aufprall gespürt, aber ganz weit weg. Eigentlich war es, als wäre er gegen … gegen einen Berg geprallt! Ja, das ist es, gegen einen Berg!«
»Die Buchstaben haben eine undurchdringliche Mauer gebildet«, erklärte ihm Arquimaes. »Und das hat ihn gebremst. Die Buchstaben!«
»Du verfügst über außergewöhnliche Macht, Arturo! Lass uns zu meiner Burg zurückkehren, mein Vater wird dich in allen Ehren empfangen. Wir werden dich zum Großen Zauberer ernennen! Man wird dich wie einen Gott verehren!«
»Wie einen Gott, mich? Wovon sprichst du?«, sagte Arturo und blickte zum Himmel, als erwarte er von dort Hilfe, um sich wieder zurechtzufinden. »Ich bin nur … Ich bin …«
»Lasst uns hier Rast machen, bis du dich wieder erholt hast«, schlug Arquimaes vor. »In diesem Zustand kannst du nicht weiterreiten.«
»Wir müssen so schnell wie möglich fort von hier«, erwiderte Arturo und stieg auf sein Pferd. »Wir sollten uns in den Wäldern verstecken. Hier sind wir zu leichte Beute. Auf geht’s!«
Widerspruchslos folgten Arquimaes und Alexia seinen Anweisungen. Der Weise war sich sicher, dass es nicht mehr nötig war, Alexia zu bewachen. Sie war geblendet von dem, was sie soeben gesehen hatte, und wollte gar nicht mehr fliehen. Die geheimnisvolle Macht der Buchstaben war zu groß, um sich ihr entziehen zu können. Alexia war zu einer freiwilligen Gefangenen geworden, einer Gefangenen von Arturos Magie.
An jenem Tag wurde möglicherweise das ruhmreichste Kapitel der Legende des Arturo geschrieben. Es war der Tag, an dem er das Recht erlangte, einen außergewöhnlichen Namen zu tragen, einen Namen, der Jahrhunderte überdauern sollte: Adragón, der Drachentöter.
XIV
Ein Geheimnis wird gelüftet
N ach dem , was in der Schule passiert ist, glaube ich, dass ich mich wirklich auf Metáfora verlassen kann.
Doch auch wenn wir uns sehr gut verstehen, gibt es Dinge, die ich ihr nicht erzählen kann.
Weitere Kostenlose Bücher