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Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume

Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume

Titel: Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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Zum Beispiel, dass ich mit dem Bild meiner Mutter spreche. Ein paar kleine Geheimnisse sollte schließlich jeder haben.
    Ich bin auf dem Weg zur Stiftung, als ich von Weitem Hinkebein sehe, der, auf seine Krücke gestützt, die Straße entlanghumpelt. Ich will ihn gerade rufen, um ihn zu fragen, wie es ihm geht, als mir eine andere Idee kommt. Eine blöde Idee, zugegeben; ich weiß nicht, wie ich darauf gekommen bin. Aber ich setze sie sofort in die Tat um: Ich folge ihm heimlich!
    Hinkend erreicht er eine rote Ampel, bleibt stehen und wartet geduldig darauf, dass sie grün wird, damit er über die Straße gehen kann. Die Ampel schaltet um, die Autos halten an. Hinkebein setzt seinen Weg fort.
    Ich achte darauf, dass er mich nicht entdeckt. Das ist nicht sehr schwer, denn er sieht sich nicht ein einziges Mal um. Er bewegt sich sehr langsam voran, guckt hier und da in ein Schaufenster, geht dann in eine Kneipe. Das heißt also, er trinkt immer noch.
    Er kommt wieder heraus und überquert eine andere Straße. Dann bleibt er stehen, um mit einer Frau zu sprechen, die einen Einkaufswagen voller Mülltüten vor sich her schiebt. Sie lachen und die Frau bietet ihm eine Zigarette an. Sie setzen sich auf eine Bank und kurz darauf gesellt sich ein weiterer Bettler zu ihnen. Sie scheinen sich bestens zu amüsieren, anscheinend kennen sie sich sehr gut.
    Nach einer Weile verabschiedet sich Hinkebein von den beiden und humpelt weiter. Jetzt bleibt er vor einem Sportgeschäft stehen. Dann geht er weiter, betritt eine andere Kneipe. Ich gehe über die Straße und werfe unauffällig einen Blick hinein, um zu sehen, was er trinkt. Bier.
    Ich verstecke mich an der nächsten Straßenecke und warte auf ihn. Es fängt an zu regnen. Ein eisiger Schneeregen. Hinkebein kommt heraus und humpelt direkt auf mich zu, deshalb verstecke ich mich in einem Hauseingang.
    Von dort aus sehe ich ihn vorbeihinken und trete wieder auf die Straße hinaus … da stehe ich ihm direkt gegenüber.
    »Hallo, Arturo, was machst du denn hier?«, fragt er mich.
    »Och, nichts, ich …«
    »Bist du mir gefolgt?«
    »Na ja, so ungefähr, nur aus Neugier … Du musst nicht denken …«
    »Aha, aus Neugier. Wie würdest du es finden, wenn ich dir heimlich folgen würde? Würde es dir gefallen, wenn man dir nachspionieren würde?« Er ist sauer.
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Und warum machst du es dann? Glaubst du, nur weil ich ein armer Schlucker bin, kannst du mich so behandeln? Schämst du dich nicht?«
    »Tut mir leid. Das war blöd von mir«, entschuldige ich mich. »Es war nur ein Spiel …«
    »Ein Scheißspiel ist das, überhaupt nicht lustig!«
    Er dreht sich um und will schon weitergehen, doch im letzten Moment überlegt er es sich anders.
    »Los, komm, trinken wir was«, schlägt er vor. »Ich lade dich ein.«
    »Aber …«
    »Leiste mir ein bisschen Gesellschaft. Los, komm schon!«
    Er humpelt in eine enge Gasse und ich folge ihm. Vor einer zwielichtigen Kneipe, aus der es nach billiger Pizza riecht, bleibt er stehen. Wir gehen hinein und setzen uns an einen der hinteren Tische.
    »Bestell mir ein Bier und für dich irgendwas, was du willst«, sagt Hinkebein. »Hier bin ich zu Hause.«
    Ich stehe auf und gehe an die Theke. Der Kellner stellt mir ein Bier und einen Milchkaffee hin.
    »Hier, für dich«, sage ich und knalle das Bier vor ihm auf den Tisch. »Ich finde, du hast heute schon genug getrunken.«
    »Genug? Ich habe genug getrunken?«, lacht er. »Weißt du eigentlich, was das ist? Du hast mich nicht in meinen besten Zeiten erlebt!«
    »Betrinkst du dich öfter?«
    »Was glaubst du, mein Freund, wie ich das alles ohne Alkohol ertragen sollte? Wie soll ich denn sonst mein Gewissen zum Schweigen bringen?«
    Ich reiße das Zuckertütchen auf und warte eine Weile, bevor ich frage: »Hast du denn einen Grund für ein schlechtes Gewissen? Hast du was getan, was du bereust?«
    »Weißt du, du beschwerst dich darüber, dass andere über den Drachen auf deiner Stirn lachen. Aber ich würde ehrlich gesagt gerne mir dir tauschen. Sofort! Narben, die nicht sichtbar sind, tun mehr weh als die, die man sieht, das kannst du mir glauben.«
    Ich rühre mit dem Löffel in meinem Kaffee herum.
    »Ich weiß, dass dich irgendwas aus der Bahn geworfen hat«, sage ich. »Aber ich will mich nicht in deine Angelegenheiten einmischen.«
    »Mann, erst schleichst du mir nach und dann sagst du so was! Schon witzig. Jetzt musst du dir auch meine Geschichte anhören, Junge.

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