Die Schwarze Armee 02 - Das Reich der Dunkelheit
schneller durch seine Adern. Plötzlich hatte das Leben wieder einen Sinn. Die schwarzeWolke, die ihn seit jenem unseligen Tag der Schlacht begleitet hatte, war beinahe verschwunden. Die Finsternis in seinem Herzen löste sich langsam auf.
„Sieh nur, Arturo, da ist die Prinzessin!“, rief General Templar, nachdem sie lange umhergewandert waren. „Da steht sie!“
Arturo Adragón blickte in die Richtung, in die der Demoniquianer zeigte, und suchte nach dem bekannten, geliebten Gesicht.
Und endlich sah er sie!
***
K ÖNIGIN ÉMEDI WAR beunruhigt. Seit der Nacht, als Arquimaes mit Arturo und Crispín das Lager verlassen hatte, hatte sie nichts mehr von ihm gehört. Auch wenn sie sich sicher war, dass alles gut ausgehen würde, verspürte sie eine große Sehnsucht nach ihm, die ihr den Schlaf raubte.
Als sie sich an diesem Morgen noch vor Tagesanbruch von ihrem Lager erhob, zitterte sie vor Kälte. Sie warf einen Fellmantel über und verließ das Zelt. Die Wachposten sahen sie schweigend an und erwarteten ihre Befehle. Doch sie begrüßte sie nur mit einem knappen Nicken.
Ihr Blick richtete sich auf den Mond, eine weiße Scheibe am schwarzen Himmel. Er zeigte sein leuchtend helles Gesicht, verbarg jedoch seine andere, dunkle Seite.
Hoffentlich gelingt es ihnen, Alexia wiederzubeleben. Der Tod ist gnadenlos und lässt seine Opfer nicht los, so unschuldig sie auch sind, dachte sie, bevor sie zurück in ihr Zelt ging.
***
„ A LEXIA!“, RIEF A RTURO mit klopfendem Herzen. „Alexia, meine Alexia!“
Die Prinzessin stand im See der Tränen und weinte verzweifelt. Sie bot ein Bild des Jammers und des Leidens.
„Alexia!“, rief Arturo noch einmal, außer sich vor Freude. „Alexia! Alexia!“
Die Prinzessin hörte ihren Namen und erstarrte. Sie brauchte eine Weile, bis sie die Stimme erkannte, die ihren früheren Namen rief.
„Alexia! … Prinzessin!“
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Ein bitteres, tränenreiches Lächeln. Ein Lächeln jedoch, das nur wenigen Seelen vergönnt war.
„Arturo? Bist du es?“, flüsterte sie kaum hörbar, überzeugt davon, dass es sich um eine Sinnestäuschung handeln musste. „Bist du Arturo Adragón, der Drachentöter? Oder bist du ein Gespenst?“
Arturo konnte sich nicht mehr beherrschen und watete durch den See auf sie zu. Als er vor ihr stand, kniete er nieder, ergriff ihre Hände und brach in Tränen aus.
„Verzeih mir, Alexia!“, schluchzte er und umklammerte ihren Körper. „Verzeih mir! Verzeih mir! Ich wusste nicht, dass du es warst, die ich mit meinem Schwert durchbohrte! Du musst mir verzeihen!“
Alexia kniete ebenfalls nieder. Sie hob seinen Kopf an und sah ihm tief in die Augen. Erst jetzt erkannte sie ihn wieder.
„Du bist es!“, murmelte sie. „Wer hat dich getötet? Was ist dir zugestoßen? In der Welt der Lebenden warst du doch unsterblich! Wie bist du hierher in den Abgrund des Todes gekommen? Wer hat dich getötet?“
„Ich lebe, Alexia!“, rief Arturo. „Ich bin gekommen, um dich zu holen! Oder wenigstens im Tode mit dir vereint zu sein!“
„Ich muss hierbleiben … Ich bin tot … Ich bin eine verlorene Seele …“
Arturo verschloss ihren Mund mit seinen Lippen, damit sie nicht weitersprechen konnte.
„Ich besitze die Macht des Großen Drachen!“, sagte Arturo, nachdem sich ihre Lippen wieder voneinander gelöst hatten. „Niemand kann uns daran hindern, von hier wegzugehen. Ich bringe dich in die Welt der Lebenden zurück, und dann werden wir uns nie wieder trennen.“
„Das ist unmöglich, mein Liebster! Niemand kann von hier fort!“
„Ich werde dich hier rausholen. Komm mit mir! Wir werden für immer glücklich sein“, entgegnete der junge Ritter voller Hoffnung.
***
A LEXANDER DE F ER öffnete die Augen und sah sich erleichtert um. Crispín bot ihm eine heiße Suppe und eine Scheibe Brot an.
„Was hast du?“, fragte der Knappe. „Du siehst aus, als kämst du direkt aus der Hölle.“
„Ich hatte wieder Albträume“, gestand der Ritter seufzend. „Es war furchtbar.“
„Beruhige dich!“, sagte Crispín fröhlich. „Es ist ein sonniger Morgen, niemand wird dir etwas tun … Na ja, abgesehen von mir, bei unseren Schwertübungen. Heute zeigst du mir wieder ein paar Tricks, ja?“
Alexander nahm die große Tasse und trank die Suppe in langsamen Schlucken. Es gelang ihm noch nicht so ganz, sich von den quälenden Erinnerungen der stürmischen Nacht freizumachen. Die Folterungen, die er während
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