Die Schwarze Armee 02 - Das Reich der Dunkelheit
Doktor Vistalegre bespricht mit mir die Einzelheiten meines Diskussionsbeitrags.
„Du musst dich klar und deutlich ausdrücken“, schärft er mir ein. „Sie müssen das Gefühl haben, dass du von dem, was du sagst, überzeugt bist. Sonst glauben sie, dass du lügst oder etwas dazuerfindest.“
„Ich werde weder lügen noch etwas dazuerfinden“, versichere ich.
„Auf solchen Kongressen gelten alle, die von ihrer Sache nicht wirklich überzeugt sind, schnell als Scharlatane. Deswegen ist es wichtig, dass du deine Rede gut vorbereitest. Auf gar keinen Fall darfst du dir widersprechen.“
„Alle Welt weiß, dass Träume keiner Logik folgen. Es sind Fantasien, die …“
„Für Mediziner schon. Was nicht logisch ist, ist falsch … Ach ja, vermeide das Wort ‚Fantasie‘! Es erweckt Misstrauen.“
„Das heißt, wenn ich Zweifel äußere, unlogisch bin oder mir widerspreche, dann halten sie mich für einen Lügner. Oder für einen Fantasten.“
„Genau! Ich glaube, du hast mich verstanden.“
„Also, ich weiß nicht, ob ich über meine Träume sprechen kann, ohne eine dieser Bedingungen zu verletzen.“
„In deinem eigenen Interesse ist es wichtig, dass sie dich nicht bei einer Lüge erwischen.“
„Vielleicht sollte ich ja doch nicht hingehen“, seufze ich. „Ich möchte Sie nicht in Verlegenheit bringen.“
„Für einen Rückzieher ist es jetzt zu spät“, antwortet Doktor Vistalegre. „Wir haben zu große Erwartungen geweckt. Alle wollen dich sehen. Tut mir leid.“
„Ich werde mein Bestes geben, aber ich kann für nichts garantieren. Meine Träume werden immer komplizierter, und es wird immer schwieriger, über sie zu sprechen, Doktor.“
„Also gut, gehen wir deine Rede noch einmal durch“, schlägt er vor. „Stell dir vor, du würdest deine Geschichte vor zweihundert Spezialisten aus aller Welt vortragen …“
***
H INKEBEIN UND ICH wollen noch einmal in den Keller gehen, in dem sich der Palast von Arquimia befindet. Vor einer Stunde habe ich Metáfora anzurufen versucht, aber sie ist nicht an ihr Handy gegangen. Also habe ich ihr eine SMS geschickt. Ich habe ihr geschrieben, dass wir heute Abend um zehn vor der Kellertür auf sie warten werden. Hoffentlich kommt sie! Aber ich glaube nicht, dass sie es tut. Sie ist mir nämlich immer noch böse wegen der Geschichte auf dem Friedhof … und wegen des Vorfalls mit dem Tätowierer und seinen Komplizen.
„Hör zu, Arturo“, sagt Hinkebein zu mir, „diesmal werden wir noch weiter vordringen als beim letzten Mal. Wir werden versuchen, die Transversalmauer zu überwinden, die uns den Zugang versperrt.“
„Meinst du, wir schaffen das?“, frage ich skeptisch.
„Ich bin mir ganz sicher, mein Freund. Wir müssen einfach weiterkommen!“
„Wenn deine Freundin Adela dich hören würde, wäre sie ganz bestimmt nicht damit einverstanden.“
„Ein Jammer, dass eine so hübsche Frau mich nicht ausstehen kann“, seufzt er. „Wirklich schade.“
„Ich glaube, sie gefällt dir“, sage ich halb im Scherz.
„Quatsch!“
„Und ich glaube, du gefällst ihr auch.“
„Du spinnst! Frauen waren schon immer ein großes Rätsel für mich. Adela hält mich auf Abstand, diese Hexe … Apropos, kommt Metáfora nun, oder kommt sie nicht?“
„Keine Ahnung. Ich habe ihr eine SMS geschickt, aber ich weiß nicht, ob …“
Piep … piep … piep …
„Ich glaube, da ruft dich jemand an“, sagt Hinkebein.
Ich schaue aufs Display, es ist Metáforas Nummer!
„Hallo, was ist?“
„Arturo? Ich bin hier draußen, vor der Stiftung. Der Wachmann lässt mich nicht rein. Du musst mich holen kommen!“
„Ich bin sofort da! Bleib, wo du bist …“
„Was ist los?“, fragt Hinkebein.
„Warte hier. Ich hole Metáfora rein. Wir sind gleich zurück.“
Ich laufe zur Eingangstür und klopfe an die Glastür der Hausmeisterwohnung.
„Was ist, Arturo? Was machst du hier um diese Zeit?“, fragt mich Mahania, während sie sich ihre Hände an der Schürze abwischt.
„Du musst mir die Eingangstür aufschließen“, bitte ich sie. „Der Wachmann lässt Metáfora nicht rein.“
„Es wird immer schlimmer!“, jammert sie. „Jeden Tag neue Schikanen! Warte, ich schließe auf.“
Sie verschwindet in der kleinen Wohnung und kommt kurz darauf mit einem Schlüsselbund zurück.
Sie steckt den großen Schlüssel ins Schloss und dreht ihn dreimal um. Ich schlüpfe hinaus. Auf der anderen Seite der hohen Eisentür sehe ich das Auto des
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