Die Schwarze Armee 02 - Das Reich der Dunkelheit
mein Vater ein. „Er ist doch noch ein Kind!“
„Ein Kind?“, lacht der Antiquitätenhändler. „Ihr Sohn ist ein Mörder, der versucht hat, mich umzubringen, Señor Adragón! Wenn Sie mir nicht glauben, fragen Sie ihn doch selbst!“
Mein Vater sieht mich fragend an.
„Ist das wahr, was Señor Stromber sagt?“, will er wissen.
„Ich kann dir alles erklären, Papa …“
„Natürlich ist das wahr!“, schreit Stromber. „Fragen Sie ihn nach dem Duell im Keller! Ich kann Ihnen die Verletzung zeigen, die er mir beigebracht hat!“
Papas Gesicht verdüstert sich. Er wirkt, als hätte er einen Schlag in den Magen bekommen. Vorwurfsvoll sieht er mich an, dreht sich um und stürmt die Treppe hinunter.
„Warte, Papa!“, rufe ich ihm hinterher.
Aber er hört mich nicht mehr. Der Lärm hat Adela angelockt. Sie stellt sich meinem Vater in den Weg.
„Ist etwas, Señor Adragón?“, fragt sie ihn. „Kann ich Ihnen helfen?“
„Nein, danke. Ich brauche nur etwas Ruhe. In diesem Hause kann man einfach nicht arbeiten!“
„Was stört Sie denn, Freund Adragón?“, fragt Stromber scheinheilig. „Können wir etwas für Sie tun?“
„Alles stört mich!“, schreit Papa ihn an. „Sie und Ihre Art, die Stiftung zu verwalten! Sie haben sie in einen Themenpark verwandelt!“
„Sie sind offenbar ein wenig nervös, mein Freund“, antwortet Stromber. „Sie sind dabei, die Nerven zu verlieren, und das sollten Sie nicht! Was kann ich denn dafür, wenn Ihr Sohn Sie angelogen hat?“
Mein Vater gibt keine Antwort und setzt seinen Weg fort.
Ich glaube, für den Augenblick sollte ich Papa besser in Ruhe lassen. Wir haben immer noch Zeit, miteinander zu reden.
***
I CH HABE BESCHLOSSEN, mit Mama zu sprechen … besser gesagt, mit ihrem Bild. Ich habe ihr einiges zu erzählen. Und vor allem muss ich ihr eine Frage stellen.
„Mama, was hat Papa dir versprochen? Und wann? Habe ich etwas damit zu tun?“
Ich weiß, dass sie mir nicht antworten kann, so wie ich es gern hätte. Aber ich weiß auch, dass ich am Ende immer eine Antwort auf das finde, was ich sie frage.
„Hat er dir das Versprechen in Ägypten gegeben, bevor ich geboren wurde? Oder erst, als du schon im Sterben lagst? Denn ich nehme doch an, dass er es dir nicht danach gegeben hat, als du schon tot warst … Oder doch?“
Ich rutsche unruhig auf dem Sofa hin und her und frage mich, ob ich nicht langsam anfange zu spinnen. Manchmal glaubt man am Ende selbst an den Quatsch, den man erzählt.
„Mama, ich bin mir sicher, dass Papas Versprechen etwas mit mir zu tun hat. Darum hat er es vor mir verheimlicht. Und darum will ermir auch jetzt nichts davon erzählen. Aber du musst mir helfen, eine Antwort zu finden!“
Ich sehe ein, dass sie mir nicht helfen kann. Also gebe ich es auf. Besser, ich lasse die Sache auf sich beruhen und wechsle das Thema. Ich erzähle ihr etwas anderes, das mich sehr beschäftigt.
„Ich nehme an, du weißt schon, dass Metáfora nicht mehr mit mir spricht. Das nimmt mich sehr mit. Jeden Tag fühle ich mich einsamer. Mein einziger Freund ist der Drache auf meiner Stirn. Mama, ich vermisse dich immer mehr!“
Jetzt ist der Moment gekommen, die wichtigste Sache zur Sprache zu bringen. Deswegen mache ich eine kleine Pause, bevor ich fortfahre.
„Mama, Papa hat mir erzählt, dass er alles vorbereitet hat, um dich in diese Welt zurückzuholen. Ich weiß nicht, ob das möglich ist, aber wenn ich dich wieder bei mir haben könnte, wäre ich der glücklichste Mensch der Welt, das versichere ich dir … Doch ich muss dir gestehen, dass ich immer weniger daran glaube, je länger diese Geschichte dauert. Ja, am Anfang war ich fast davon überzeugt, dass es klappen könnte, aber dann habe ich lange darüber nachgedacht, und jetzt habe ich so meine Zweifel. Tut mir leid, aber ich möchte aufrichtig zu dir sein …“
XXI
V ERBÜNDETE FÜR ÉMEDI
A M T AG NACH der großen Schlacht gegen die Demoniquianer versammelten sich Arturo, Arquimaes, Crispín und Alexander de Fer mit König Aquilion.
Die Palastdiener waren noch immer damit beschäftigt, mit Hilfe der Soldaten die Leichen zu beseitigen, die überall in der Stadt verstreut lagen. Die große Strafaktion gegen Demónicus’ Männer hatte dreihundert Krieger das Leben gekostet. Fünfzig waren gefangen genommen worden, und ungefähr zwanzig hatten entkommen können. Außerdem waren die Gefängnisse voll von Verrätern, die nun um Vergebung dafür flehten, dass sie sich mit den
Weitere Kostenlose Bücher