Die Schwarze Armee 03 - Das Reich des Lichts
Plötzlich zucken mehrere Blitze am Himmel, gefolgt von ohrenbetäubenden Donnerschlägen. Das Zimmer erzittert. Alles gerät in Bewegung. Bücher fallen auf den Boden. Er hebt sie auf, doch schon stürzt ein anderer Stapel in sich zusammen. Der Regen wird stärker. Papa streicht das Pergament glatt und vertieft sich wieder in seine Arbeit. Eine blonde Frau kommt herein. Es ist Mama.
„Was ist, Reyna?“, fragt er. „Fühlst du dich nicht wohl?“
„Ich glaube, es ist so weit, Arturo!“
„Bist du sicher?“
„Ja, jeden Moment kann unser Sohn geboren werden!“
Papa springt auf und eilt zu ihr. Wieder blitzt und donnert es. Die Wände schwanken. Alles fällt zu Boden.
„Warte, ich helfe dir …“
„Es geht los! Sag Mahania, sie soll kommen!“
Papa schreit:
„Mahania! Mohamed!“
Er rennt aus dem Zimmer und schaut durch ein Fenster auf den Innenhof. Dann kommt er wieder zu Mama zurück.
„Am besten, ich bringe dich in die Stadt. Ich werde versuchen, den Jeep zu starten. Beweg dich nicht, ich bin gleich wieder da!“
„Zu spät!“
„Wir müssen es wenigstens versuchen! Für unseren Sohn!“
Papa rennt hinaus zu dem Jeep. Er öffnet die Motorhaube und fummelt an dem Motor herum. Er versucht, ihn zu starten, doch es gelingt ihm nicht. Dann beugt er sich wieder über den Motor, holt ein Teil heraus und muss feststellen, dass es unvollständig ist. Fluchend schmeißt er es auf den Boden. Er tritt gegen die Karosse, stößt einenverzweifelten Schrei gen Himmel aus. Er brüllt vor Zorn und eilt in den Tempel zurück. Es schüttet wie aus Kübeln. Der Platz vor dem Tempel steht unter Wasser.
Papa rennt die Treppe hinauf in den ersten Stock, wo er auf Mahania und Mohamed stößt.
„Was ist los?“, fragt Mohamed, in der Hand eine Öllampe.
„Reyna! Es ist so weit!“
Die drei stürmen ins Zimmer zu Mama. Mahania sieht sie an und ruft:
„Wir müssen sofort handeln! Legt sie auf den Tisch!“
Mit einer Armbewegung wischt Papa die Papiere und Dokumente vom Tisch. Gemeinsam heben er und Mohamed Mama auf den Tisch.
„Mach Wasser heiß und hol Handtücher!“, befiehlt Mahania meinem Vater. „Mohamed bleibt hier. Ich brauche ihn.“
Papa rennt hinaus, stolpert über Bücher und andere Gegenstände, fällt hin, steht wieder auf. Endlich ist er in der provisorischen Küche, füllt einen Topf mit Wasser aus einem Eimer, stellt ihn aufs Feuer. Draußen gießt es in Strömen. Blitz und Donner wechseln sich ab.
Er schnappt sich ein paar Handtücher, nimmt den Topf mit dem heißen Wasser und geht so schnell wie möglich die Treppe hinauf. Als er vor der Tür des Zimmers ankommt, hört er etwas zwischen dem Gewitterlärm, das ihn erstarren lässt. Ist das Baby schon geboren? Er steht wie gelähmt da und lauscht. Der Schrei, den er zu hören geglaubt hat, wiederholt sich nicht. Er presst das Ohr an die Tür, aber außer dem Donner ist nichts zu hören.
Plötzlich übertönt ein entsetzliches Geschrei den Gewitterlärm. Reyna! Papa stößt die Tür mit dem Fuß auf. Mahania und Mohamed drehen sich um und sehen ihn an. Sie sind verzweifelt. Papa schlägt die Hände vors Gesicht. Mama hört nicht auf zu schreien.
„Mein Kind! Mein Kind!“
Papa versteht nicht. Er läuft zum Tisch und sieht das Baby in ihren Armen. Es ist tot!
„Was ist passiert?“, fragt er.
„Es ist tot geboren!“, antwortet Mama.
Was weiter geschieht, kann ich nicht genau sehen …
„Arturo, alles in Ordnung?“, fragt mich Mahania von sehr weit weg.
„Ich bin tot!“, rufe ich. „Ich bin tot geboren!“
„Ganz ruhig, mein Sohn! Du lebst. Ich bin bei dir.“
Sie hat „mein Sohn“ zu mir gesagt!
Ich hebe den Kopf und wende mich von dem betäubenden Rauch ab. Ganz langsam komme ich wieder zu mir und kehre in die Wirklichkeit zurück.
„Mahania, wieso lebe ich, wenn ich doch tot geboren wurde?“, frage ich außer Atem. „Bin ich tot, oder ist das nur ein Traum?“
„Du lebst, mein Junge … Natürlich lebst du“, wiederholt sie.
„Was macht ihr denn hier?“, fragt Metáfora, die wohl soeben hereingekommen ist.
„Wir besuchen die Vergangenheit“, erklärt Mahania. „Arturo begegnet seiner Wirklichkeit.“
„Metáfora, ich wurde tot geboren!“, rufe ich. „Ich bin tot auf die Welt gekommen!“
„Das ist doch nicht möglich … Du lebst … Es sei denn …“
„Sag es nicht!“, unterbricht Mahania sie. „Lass es ihn selbst herausfinden. Er soll es mit seinen eigenen Augen sehen.“
„Das glaub
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