Die schwarze Bruderschaft
zuvor.
Aus rotgeränderten Augen blickte er zur Tür. Sie war noch
geschlossen, aber das Stimmengewirr wurde lauter. Er konnte
die Worte nicht verstehen, aber der Klang war der eines Streites.
Was war denn da draußen los?
Benommen richtete er sich vollends auf, schlurfte zur Tür und
gähnte ausgiebig. Wahrscheinlich hat Ben wieder einmal über
die Stränge geschlagen, dachte er, und nach den letzten Tagen
war wohl auch Trautmans sprichwörtliche Geduld nicht mehr
ganz so unerschöpflich wie sonst. Er öffnete die Tür
- und
vergaß schlagartig seine Müdigkeit. Es ging nicht um Ben. Er
war auch draußen auf dem Gang - wie die gesamte Besatzung
der NAUTILUS, einschließlich der beiden Beduinen
-, aber
Trautman redete in erregtem Ton auf Yasal ein, nicht auf Ben
oder einen der anderen Jugendlichen. »Ich lasse das nicht zu!«
sagte er zornig. »Was soll der Unsinn? Juan und ich können
genausogut mitkommen. Wir können euch wahrscheinlich sogar
noch besser helfen! Ich habe Erfahrung im Bergen gesunkener
Schiffe!«
Yasal ging unerschütterlich weiter, und in Mike kam ein vager
Verdacht hoch. »Was ist denn hier los?« murmelte er
schlaftrunken.
»Deine Pause ist vorbei«, antwortete Ben, »das ist los. Die
beiden wollen anscheinend wieder raus. « Mike blinzelte. Yasal
steuerte geradewegs auf ihn zu, und das, zusammen mit Bens
Worten und Trautmans sichtlicher Erregung, ließ eigentlich nur
einen Schluß zu. »Das... das meint ihr doch nicht ernst«, sagte
er. »Wir sollen weitermachen? Jetzt?« Die bloße Vorstellung,
erneut und wahrscheinlich wieder für Stunden in die eisige
Schwärze dort draußen hinauszugehen, jagte ihm einen eisigen
Schauer über den Rücken.
Yasal blieb einen Meter vor ihm stehen und nickte. Natürlich
sagte er nichts.
»Aber ich kann das nicht«, beharrte Mike. »Ich bin völlig
erschöpft. Laßt mich wenigstens noch ein paar Stunden
ausruhen. «
Yasal machte eine auffordernde Geste, mit der er zugleich
auch auf Singh deutete.
»Singh auch?« murmelte Mike. »Aber der ist genauso fertig
wie ich. Wir wären euch keine Hilfe!« Diesmal beließ es Yasal
nicht bei einer Geste. Er packte Mike kurzerhand an der
Schulter und zerrte ihn aus seiner Kabine heraus.
»Schon gut, schon gut!« sagte Mike hastig. Sofort ließ Yasal
seine Schulter los, doch allein die Art, wie er es tat, machte
Mike klar, daß er sofort wieder zupacken würde, wenn er sich
widersetzte. »Das ist doch Wahnsinn!« protestierte Trautman.
»Ich lasse nicht zu, daß -«
»Lassen Sie's gut sein«, unterbrach ihn Mike resignierend.
»Ich gehe mit. Wahrscheinlich werden wir ihn eher behindern
als ihm helfen, aber wenn er darauf besteht... «
Er zog die Tür hinter sich zu, trat neben Yasal und nickte. »Ihr
müßt ja wissen, was ihr tut. Wenn ich unterwegs einschlafe,
trägst du mich aber zurück, ist das klar?«
Trautman blickte ihn an, als wäre er übergeschnappt, aber Ben
lachte leise. »Die beiden scheinen einen echten Narren an euch
gefressen zu haben«, sagte er. »Aber keine Sorge - ich komme
mit nach unten und helfe dir wenigstens noch, den Anzug
anzuziehen. « Doch dazu sollte es nicht kommen. Kurz bevor
sie den Laderaum erreichten, blieb Yasal plötzlich stehen,
wandte sich um und machte eine befehlende Bewegung mit
beiden Armen. Trautman, Ben und die beiden anderen blieben
unvermittelt stehen, und Trautmans Gesicht verdüsterte sich
schon wieder vor Zorn. »Was hat denn das jetzt wieder zu
bedeuten?« fragte er grollend.
»Ich glaube, sie wollen nicht, daß ihr den Laderaum betretet«,
antwortete Singh.
»Wie bitte?« empörte sich Ben. »He
- wem gehört dieses
Schiff eigentlich?« Er machte eine herausfordernde Bewegung,
wie um Yasal einfach beiseite zu schieben -und fand sich in der
nächsten Sekunde mit schmerzverzerrtem Gesicht auf
dem
Boden wieder. Yasal hatte blitzartig zugestoßen.
»Soviel zu deiner Frage«, sagte Mike. »War diese Antwort
deutlich genug?«
Er grinste, aber im Grunde war ihm nicht nach Lachen
zumute. Sie waren tatsächlich nicht mehr die Herren über ihr
eigenes Schiff, aber daran hatten sie sich ja schon fast gewöhnt.
Was ihn erschreckte, war, daß Yasal es offenbar plötzlich nicht
mehr zuließ, daß ein anderer als Singh oder er den Laderaum
betrat. Was immer sie aus der TITANIC geborgen hatten,
schien für die beiden noch sehr viel kostbarer zu sein, als er
ahnte.
»Also gut«, seufzte er. »Bringen wir es hinter uns. « Sie
gingen weiter, durchquerten den Laderaum mit
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