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Die schwarze Bruderschaft

Die schwarze Bruderschaft

Titel: Die schwarze Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hatte auch das Gefühl, auf der Stelle wieder geweckt zu werden,
auch wenn ihm ein Blick auf die Uhr verriet, daß Yasal ihm
diesmal vier ganze Stunden gegönnt hatte, um sich zu erholen.
Auf diese Weise verging mehr als ein Tag - sie arbeiteten drei
Stunden, kehrten zur NAUTILUS zurück, um vier Stunden
auszuruhen, und stiegen dann wieder in die Tauchanzüge. Die
Zahl der Behälter nahm nur langsam ab, aber schließlich begann
Mike doch Hoffnung zu schöpfen, daß sie es schafften - falls
Singh und er bis dahin nicht vor lauter Erschöpfung einfach
zusammengebrochen waren, hieß das.
Er hatte auch längst aufgehört, sich den Kopf darüber zu
zerbrechen, was in diesen sonderbaren weißen Bündeln sein
mochte. Er wollte seine Arbeit beenden und dann ungefähr acht
Monate durchschlafen, das war alles, was ihn noch interessierte.
Aber er sollte bald erfahren, was sie aus dem Wrack der
TITANIC bargen. Die Katastrophe geschah, als sie beinahe
fertig waren. Der Laderaum hatte sich geleert; vielleicht waren
es noch dreißig, vielleicht vierzig Kokons, die zur NAUTILUS
hinübergeschafft werden mußten, und dies war wahrscheinlich
ihre letzte Schicht. Also blieben ihnen für die Rückfahrt noch
vier Tage - eine knappe Frist, aber wenn sie die Maschinen der
NAUTILUS noch einmal bis an die Grenzen belasteten, konnte
sie ausreichen. Sie mußten es einfach schaffen, wenn er Serena
und Astaroth jemals wiedersehen wollte. Der Gedanke an die
Atlanterin und den einäugigen Kater weckte etwas von dem
alten Zorn in Mike. Er hatte mittlerweile begriffen, daß es für
Yasal und die beiden anderen um etwas unvorstellbar Wichtiges
ging und sie wirklich alles tun würden, um ihr Ziel zu erreichen.
Aber es machte ihn rasend, zu etwas gezwungen zu werden, von
dem er nicht einmal wußte, wozu es gut war.
Mike war so sehr in seine Gedanken vertieft, daß er für einen
Moment unaufmerksam war. Singh und er hatten ihre Aufgaben
getauscht: Während Singh die Behälter herbeischaffte,
befestigte Mike sie in den Schlaufen und gab ihnen einen
leichten Stoß, und er mußte den letzten wohl nicht richtig
befestigt haben, denn er hatte das Schiff noch nicht ganz
verlassen, als er aus seinem Halt zu gleiten begann. Mike sah
das Unglück kommen und wollte los, um den Kokon
aufzufangen, aber in dem schweren Taucheranzug kam er
natürlich zu spät: Der weiße Behälter glitt vollends aus der
Seilschlaufe, prallte gegen die messerscharfe Kante der
Öffnung, die Yasal in den Schiffsrumpf geschweißt hatte, und
verschwand sich überschlagend in der Dunkelheit draußen.
Mikes Herz machte einen entsetzten Sprung. Er war nicht
sicher - aber er hatte den Eindruck, daß der Behälter aufgeplatzt
war, und wenn das stimmte, dann würde Yasal ihm
wahrscheinlich den Kopf abreißen, und das möglicherweise
nicht nur im übertragenen Sinne! So schnell er konnte,
durchquerte er den Raum, sprang aus dem Schiff und sah sich
nach dem Behälter um. Im ersten Moment konnte er ihn
nirgends entdecken.
Dort, wo er eigentlich hätte liegen müssen, war nur unberührter Sand. Dann sah er ihn - ein ganzes Stück weiter rechts
und nicht auf dem Boden, sondern sich noch immer
überschlagend in der Strömung dahintreibend. Und er war tatsächlich beschädigt. Eine Spur silberner Luftbläschen
markierte den Weg, den er nahm, und Mike glaubte kleine,
metallisch schimmernde Trümmerstücke zu sehen, die unter
ihm zu Boden sanken.
»Singh!« rief er. »Schnell! Komm her! Hilf mir!« Er wartete
Singhs Antwort nicht ab, sondern bewegte sich hinter dem
Behälter her. Der Kokon war schon fast weiter entfernt, als der
Scheinwerferstrahl reichte, und er entfernte sich ununterbrochen
weiter. Mikes Schrecken wandelte sich in Entsetzen. Wenn die
Strömung den Behälter ergriff und aus dem Licht trug, hatten
sie keine Chance mehr, ihn je wiederzufinden. Für einen
Moment war er nahe daran, aufzugeben. Was, wenn er einfach
zurückgehen und so tun würde, als wäre nichts passiert? Es
waren Hunderte von Behältern. Einer mehr oder weniger würde
kaum auffallen, und selbst wenn, konnte er sich einfach dumm
stellen. Aber er ahnte auch zugleich, daß das nicht klappen
würde. Yasal und Hasim wußten ganz genau, wie viele Behälter
sich an Bord der TITANIC befanden, und sie würden nicht eher
Ruhe geben, bis auch der allerletzte geborgen war. Und
außerdem war es schlichtweg unmöglich, jemanden zu belügen,
der Gedanken lesen konnte wie andere ein offenes Buch. Er
griff schneller

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