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Die schwarze Feder

Die schwarze Feder

Titel: Die schwarze Feder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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vor dem Fenster zu haben.
    Länger als das Haus betrachtete Mr. Blackwood das Foto von Howies Mutter und Schwester, so lange, dass Howie schon flau im Magen wurde. Er überlegte, ob eine der beiden wohl jemandem ähnelte, der einmal gemein zu Mr. Blackwood gewesen war. Endlich jedoch sagte sein neuer Freund, die beiden sähen nach netten, gottesfürchtigen Frauen aus. »Gehen sie zur Kirche, Howie?«, fragte er.
    »Meistens schon«, sagte Howie. »Ich muss auch mitgehen, aber wenigstens lässt meine Mom mich eine Mütze tragen, damit ich die Stelle verstecken kann, wo meine Haare nicht mehr wachsen.«
    »Sie ist eine gute Frau«, sagte Mr. Blackwood und warf einen letzten Blick auf das Foto. »Das kann ich sehen. Eine sehr, sehr gute Frau. Und deine Schwester auch. Lieb schauen die beiden zusammen aus.« Er steckte die Fotos in die Brusttasche seines Khakihemds.
    »Also kommen Sie mit, um sich die Wohnung anzuschauen?«
    »Ich muss bis morgen darüber nachdenken, schließlich geht es um eine wichtige Entscheidung. Ich hätte schon Lust, eine Weile hier in dieser Stadt zu bleiben, aber ich muss darüber schlafen. Nachts schlafe ich nicht gut. Deshalb schlafe ich meistens tagsüber, aber da wir uns so gut unterhalten haben, bin ich nicht mal zu einem kurzen Nickerchen gekommen. Deshalb gehe ich jetzt runter und lege mich aufs Ohr. Du weißt doch, ich bin ein Träumer. Ich schätze, ich werde so bis neun Uhr abends schlafen, und wenn ich dann aufwache, hat mir vielleicht geträumt, ob ich die Wohnung mieten soll oder nicht. Mir kommt vieles im Traum. Falls nicht, weiß ich bestimmt morgen früh Bescheid. Komm mich doch einfach morgen früh wieder besuchen, mein treuer Freund!«
    Howie war enttäuscht, weil er nicht sofort eine positive Antwort bekam. Aber er hoffte zumindest, dass Mr. Blackwood davon träumte, wie schön es wäre, in einem Haus mit einer Glückszahl und im Schatten der großen Buche zu wohnen. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass ihn je irgendjemand als Freund bezeichnet hätte, geschweige denn als »treuen Freund«. So nannten sich sonst nur die drei Musketiere oder Soldaten, zum Beispiel die in der Fremdenlegion, weshalb das ein gutes Zeichen dafür war, dass Mr. Blackwood sich entscheiden würde, bei ihnen einzuziehen.
    Mr. Blackwood erhob sich, und Howie sah ihn zum ersten Mal im Stehen. Dass sein neuer Freund groß sein musste, war ihm schon vorher klar gewesen, aber nun sah Mr. Blackwood geradezu gigantisch aus, wenn auch nicht ganz so groß wie ein Basketballprofi. Seine dicken, merkwürdig geformten Schulterblätter ragten noch stärker hervor, wodurch das Hemd so stark spannte, als würde es gleich zerreißen. Es sah fast so aus, als befänden sich unter diesem Hemd zwei große, gefaltete Flügel auf Mr. Blackwoods Rücken. Auch seine Arme sahen im Stehen länger aus, und seine Hände waren groß wie Schaufeln.
    Als sie nebeneinander das Dach überquerten, gingen ihnen ihre Schatten voraus. Der von Mr. Blackwood war dreimal so lang wie der von Howie. Beim Anblick der schmalen, gestreckten Silhouetten fühlte Howie sich klein, aber auch sicher. Niemand würde so verrückt sein, sich mit Mr. Blackwood anzulegen. Und wenn Howie mit ihm befreundet war, dann würde sich auch niemand mehr mit Howie anlegen. Das würde keiner wagen .
    Zum ersten Mal fiel ihm ein besonderes Merkmal der schwarzen Stiefel auf, die sein Freund trug. Sie hatten Kappen aus gebürstetem Stahl, vielleicht hatten Bergsteiger solche Schuhe. Supercool war das.
    Während Howie seine Taschenlampe anknipste, zog Mr. Blackwood die Tür zum Schuppen auf. Dann legte er Howie eine Hand auf die Schulter und sagte: »Sei vorsichtig, mein Junge, die erste Treppe ist recht steil.« Beeindruckt stellte Howie fest, dass die große Hand noch größer wirkte, wenn man davon berührt wurde.
    »Haben Sie keine Taschenlampe?«, fragte er.
    »Die ist bei meinen anderen Sachen unten. Das Licht hier reicht mir aus. Ich sehe nämlich ziemlich gut im Dunkeln.«
    In jedem Stockwerk gab es hoch oben an der Wand ein paar wenige Fenster, die jedoch so verstaubt waren, dass sie kaum Licht durchließen. Wenn man ein Träumer war und bei Tageslicht schlief, schonte das möglicherweise die Augen, wodurch man im Dunkeln besser sehen konnte. Vielleicht würde Howie auch ein Träumer werden und tagsüber schlafen.
    Als Howie im Erdgeschoss des leeren Gebäudes den Riegel der Hintertür öffnete und die Hand auf die Klinke legte, sagte Mr. Blackwood: »Komm

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