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Die Schwarze Festung

Die Schwarze Festung

Titel: Die Schwarze Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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explodieren, wenn sie zusammenkommen.« Gurk lächelte matt. »Gut kombiniert. Ich sehe, du hast das Prinzip begriffen. Leider gibt es da einen kleinen Haken. Die beiden Kugeln bestehen aus Neutronium. Ich erspare mir die Mühe, dir zu erklären, was das ist. Aber glaube mir, du würdest sie nicht einmal mit einer Wasserstoffbombe ankratzen können. Selbst wenn es uns gelänge, ein Raumschiff zu kapern, könnten wir sie fünfhundert Jahre lang beschießen, ohne auch nur einen Brandfleck zu hinterlassen.« Er schüttelte heftig den Kopf. »Was uns jetzt noch hilft, ist ein Wunder.« 

Kapitel 9
    Die Ratte war so groß wie ein ausgewachsener Schäferhund, aber ungleich schwerer, und wenn Hartmann jemals ein lebendes Wesen erblickt hatte, das einzig erschaffen worden zu sein schien, um dem Wort häßlich einen Körper zu verleihen, dann war es diese Kreatur. Ihr Fell war struppig und grau und wies große, häßliche Löcher auf, in denen entzündete, mit eitrigen Wunden übersäte Haut zum Vorschein kam. Ihre Zähne waren nach hinten gebogene Fänge, die einem Tiger Respekt eingeflößt hätten, und die messerscharfen Krallen waren so hart, daß sie dünne Kratzer auf dem stählernen Boden hinterließen. Hartmann wandte sich schaudernd ab und begegnete Nets Blick. Die Wasteländerin hockte mit angezogenen Knien in einer Ecke des Laderaumes und hatte die Hände um die Oberarme geschlungen, als wäre ihr kalt. Ihr Gesicht spiegelte Ekel, den sie beim Anblick des Riesennagers und der anderen Ratten empfand, die sich im hinteren Drittel des Laderaumes zusammenquetschten. So wie ihr und Hartmann erging es jedem der insgesamt zwanzig Menschen, die sich an Bord der Flugscheibe aufhielten. Kyle hatte ihnen versichert, daß ihnen von den Tieren keinerlei Gefahr drohte, solange sie sie nicht angriffen, und Hartmann glaubte ihm. Dennoch konnte er seine Angst vor diesen entsetzlichen Kreaturen kaum bändigen. Dabei nutzte ihm auch der Gedanke sehr wenig, daß sie selbst es gewesen waren, die diese riesigen Mutanten aus ganz normalen Rattenpopulationen herausgezüchtet hatten. Ganz im Gegenteil. Dieser Gedanke machte es eher noch schlimmer. Während der letzten beiden Stunden hatte Hartmann sich ernsthaft überlegt, ob es wirklich so etwas wie eine ausgleichende Gerechtigkeit des Schicksals gab. Und ob jetzt vielleicht der Moment zur Abrechnung gekommen war. Er ließ sich neben Net zu Boden sinken und schnippte die letzte Zigarette aus der zerknitterten Packung in seiner Brusttasche. Sie schmeckte, wie eine sechzig Jahre alte Zigarette trotz Tiefkühlung schmeckte, nämlich schauderhaft, aber er sog den Rauch tief und gierig in seine Lungen und genoß für einen Moment das leise Schwindelgefühl, das sich hinter seiner Stirn ausbreitete. Dann hustete er. »Sie sollten das nicht tun, Hartmann«, sagte Net. »Eine schreckliche Angewohnheit. Es wird Sie umbringen.« Hartmann hustete erneut. »Wahrscheinlich haben Sie recht«, sagte er. »Wenn wir das hier überstehen, höre ich damit auf.« Nets Gesicht verdüsterte sich. Für einen Moment blickte sie wieder die Ratten an, dann schloß sie die Augen und seufzte tief. »Wahnsinn!« murmelte sie. »Das ist alles Wahnsinn.« Hartmann antwortete nicht, sondern nahm einen neuen, tiefen Zug aus seiner Zigarette. Net erwartete auch keine Antwort. Sie redeten ohnehin nur, um zu reden, einfach irgend etwas zu tun, und sei es noch so sinnlos. Seit sie an Bord des Gleiters gegangen waren, war die Spannung langsam ins Unerträgliche gestiegen. Er wußte so gut wie jeder einzelne der fünfundsiebzig Männer in seiner Begleitung, daß sich ihre Chancen, den Einsatz zu überleben, irgendwo bei Null bewegten. Und trotzdem wünschte er sich, es wäre endlich soweit. Er blies einen Rauchring in die Luft, hustete wieder und lehnte den Hinterkopf gegen die stählerne Wand, an der er saß. Sein Blick glitt über die in weiße Tarnanzüge gehüllten Gestalten der zwanzig Männer, die sich zusammen mit den mutierten Ratten die knapp zehn Prozent des verbliebenen Laderaumes des Gleiters teilten. Die restlichen neunzig Prozent wurden von einem Monstrum aus Ketten und Panzerplatten und Geschützrohren beansprucht. Die Seitentür des Leopard stand auf. Dort drinnen wäre mehr Platz als hier draußen gewesen. Sie hätten bequemer sitzen können und wären von der Gesellschaft der Rattenmonster erlöst gewesen. Trotzdem hatte keiner der Männer den Leopard 2000 bisher betreten, obwohl Hartmann es

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