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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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die Glieder. Lange durfte sie sich hier nicht aufhalten, sonst würden ihre Muskeln steif werden.
    Tief unter ihr im Tal lag die Farm, eine Weide mit Kühen, eine Hand voll Sandsteingebäude und eine größere, neuere Scheune mit einem dunkelgrünen Blechdach. Aufmerksam beobachtete sie den Feldweg, der an dem Gehöft vorbeiführte, ob vielleicht jemand zum Turm herauf unterwegs war. Aber es war niemand zu sehen.
    Als sie aufstand, um ihr Rad zu holen, fiel ihr ein Spalt im Mauerwerk auf, der mit zerquetschten Getränkedosen und Zigarettenschachteln voll gestopft war. Jenny schüttelte verärgert den Kopf, ließ den Müll aber liegen. Ihn wegzuschaffen war Aufgabe der Ranger, die das Moor patrouillierten.
    Wenige Minuten später war sie wieder an dem Steinkreis.
    Die Neun Jungfrauen, die nur etwa anderthalb Meter hoch waren, standen zwischen Birken und Eichen auf einer Lichtung aus zertrampelten Gras. Fünfzehn Meter davon entfernt erhob sich ein allein stehender Stein, der Stein, den man den Fiedler nannte. Wie die Legende erzählte, hatten hier an einem Sabbat neun Jungfrauen getanzt, die wegen dieser Sünde zu Stein verwandelt wurden. Den Fiedler, der ihnen aufspielte, ereilte das gleiche Schicksal. Der einzelne Stein wirkte einsam und isoliert, auf ewig dazu verdammt, außerhalb des Kreises zu stehen.
    Jenny hielt an und trocknete sich mit einem Papiertaschentuch die Hände ab. Ein grauer Dunstschleier kroch bereits die Berge herab, doch dann brachen die Wolken wieder auf und ließen ein paar Sonnenstrahlen hindurch. Im Moor war kein Laut zu hören, nur das Wispern des Windes im Heidekraut. Sie war mutterseelenallein. Gott sei Dank hatte sie das Fahrrad. Damit war sie vollkommen sicher – vorausgesetzt, sie bekam keine Panne.
    »O nein!«
    Sie stieg ab und drehte das Mountainbike auf den Sattel, um den Hinterreifen zu inspizieren. Sogleich sprang ihr die glitzernde Glasscherbe ins Auge. Im Mantel klaffte eine große Wunde, und auch der Schlauch war durchstochen. Vorsichtig zog Jenny die Scherbe heraus, um sich nicht zu schneiden. Mit einem lauten Zischen entwich der letzte Rest Luft. Schlaff und mit herausquellendem Schlauch hing der Reifen am Rand.
    Sie mochte kaum daran denken, was für eine Mühe es sein würde, den Reifen vom Hinterrad abzumontieren, ihn zu flicken und wieder aufzuziehen. So müde, wie sie war, kam ihr diese Aufgabe wie eine kaum zu bewältigende Herausforderung vor. Aber es half alles nichts. Sie seufzte, legte den Hebel um und nahm das Rad heraus. Mit den in die Luft ragenden Gabeln sah das Mountainbike nicht sehr würdevoll aus, wie ein totes Tier, das auf dem Rücken lag.
    Jenny musste an das Foto von der geschlachteten Kuh denken, das auf dem Höhepunkt der Panik um den Rinderwahnsinn aufgenommen worden war. Ein großes Tier mit aufgeblähtem Bauch und glänzendem Euter, aus dem ein dünner Faden Milch lief. Vier steife Beine, die grotesk zum Himmel zeigten. Die Kuh wartete auf den Abtransport zur Verbrennung. Das Foto war auf den Flugblättern gewesen, die Jenny damals verteilt hatte, und es war ihr in allen Einzelheiten in Erinnerung geblieben, genau wie die Bilder anderer von Menschen gequälter Kreaturen.
    Automatisch vergewisserte sie sich, ob ihre Gürteltasche noch da war. Bald würde sie entscheiden müssen, was sie mit dem Inhalt anfangen sollte.
    Jenny fröstelte. Das Wetter war umgeschlagen, ein kalter Abend kündigte sich an. Die fedrigen Stängel des Wollgrases schwebten dicht über dem Heidekraut wie ein goldener Schleier über dem Boden. Wie lebendige Wesen wiegten sie sich im Wind.
    Das Geräusch des Windes in Jennys Ohren war es auch, das die leise näher kommenden Schritte überlagerte; sie hörte sie erst, als sie dicht hinter ihr waren.
     
    Noch eine halbe Stunde, dann hatte Mark Feierabend. Die Anweisungen für seinen ersten Solokontrollgang, die Owen ihm gegeben hatte, waren klar: erst Durchquerung des Hochmoors, dann Abstieg ins Tal, wo das Moor in Farmland überging. Dort musste er die Mauern, Zauntritte und Wegweiser auf frische Schäden überprüfen und den gröbsten Müll einsammeln, den die Wanderer weggeworfen hatten.
    Auf dem Rückweg sollte er bei den Neun Jungfrauen nach dem Rechten sehen, und wenn er unterwegs im Wald auf wilde Camper stieß, sollte er sie ermahnen. Mark begriff nicht, wie überhaupt jemand auf die Idee kam, im Moor zu zelten, ganz egal, zu welcher Jahreszeit, und schon gar nicht im November. Aber es kam vor. Und es war verboten.
    Kurz

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