Die schwarze Hand des Todes
verschwunden – vom Wind als Herbstüberbleibsel in die Hügel verweht, mit den Sturmböen wie ein welkes Blatt ins Heidekraut getaumelt.
Ein einziges Klangelement des Mobiles hing noch in der Eiche am Rand des Steinbruchs – zu hoch oben, als dass jemand ohne Leiter hätte hinreichen können. Es war geborsten und wurde an den Rändern bereits unansehnlich. Der Klang, den es von sich gab, war seltsam misstönend. Er verkündete nicht länger Frieden und Harmonie, sondern läutete für die Toten und die Beladenen, die Traumatisierten und die Besiegten.
»War es nun die Mühe wert?«, fragte Cooper.
Fry lachte. »Wie meinen?«
»Haben wir irgendetwas geschützt und bewahrt, das uns wichtig ist? Haben wir Gerechtigkeit erlangt?«
In Frys kühlem Blick lag das Wissen, dass sie von nun an eine wirksame Waffe gegen ihn in der Hand hatte – dass sie ihn in der Hand hatte.
»Denk an die Antwort auf diese Frage, wenn du deine Entscheidung triffst, Ben«, sagte sie und wandte sich ab. Was sie wusste, verlieh ihr Macht über ihn, und weiter gab es nichts zu sagen.
Cooper strich über den nächststehenden Stein. Die körnige Oberfläche fühlte sich eigenartig tröstlich und erstaunlich warm an, so als könnten die Steine jeden Augenblick zu neuem Leben erwachen und ihren unterbrochenen Tanz wieder aufnehmen.
Die langen Schatten des Spätnachmittags ließen die Steine schräger wirken denn je. Sie neigten sich zum Kreis hin oder aus ihm heraus, als holten sie Schwung zu einem Reigentanz oder einer Mazurka. Langsam, fast unmerklich, schienen sie sich im Takt zu wiegen mit dem leisen Rascheln des Straußgrases und dem steten Fall des Laubs.
Natürlich bewegten die Steine sich in Wirklichkeit keinen Millimeter vom Fleck. Aber wenn sie es nicht waren, dann musste es das Moor selbst sein, das sich um Cooper drehte und langsam vor dem Himmel kreiste.
Gerechtigkeit? Danach konnte man ebenso gut die Jungfrauen fragen. Sie hatten alles gesehen, sie waren die einzigen Zeugen des Mordes an Jenny Weston. Welchen Begriff von Gerechtigkeit hatten sie nach dreieinhalbtausend Jahren? Galt ihnen das Ganze als unbedeutendes Opfer in all dem Chaos und der Pein, die das menschliche Leben ausmachten? Hatten sie über die Jahrtausende tief darüber nachgesonnen, und waren sie zu einer Schlussfolgerung gelangt?
Ben Cooper hätte die Steine gern dazu befragt. Er wünschte sich, vor ihnen in die Knie zu gehen und sich ihre Geheimnisse zuraunen zu lassen. Er wünschte sich, ihnen von all den Zweifeln zu erzählen, die sein Herz beschwerten wie bleierne Kugeln, wie eine Tasche voll nasser Steinklumpen.
Er hätte ihnen gern von allem erzählt, aber sie würden nicht antworten, er wusste es. Denn die Jungfrauen hatten vor Zeiten selbst falsch gehandelt. Und waren dafür auf ewig gestraft.
Ich danke der Derbyshire Constabulary und dem Peak Park Ranger Service für ihre bereitwillige Unterstützung. Die in diesem Roman dargestellten Personen sind jedoch rein fiktiv und haben keinerlei Ähnlichkeit mit realen Mitgliedern der genannten Organisationen. Viele Polizeibeamte und Ranger in Derby sind auf ihre Art Helden.
So viele Menschen haben ihren Anteil zu meiner Arbeit beigetragen, dass ein echtes Gemeinschaftsprojekt daraus entstanden ist. Besonderen Dank schulde ich meiner Agentin Teresa Chris, ohne die dieses Buch nie entstanden wäre.
Historische Stätten in Derbyshire wie der Steinkreis der Neun Jungfrauen sind permanent durch Vandalismus, Steinbrucharbeiten, Erosion und Missbrauch gefährdet. Es sind heilige Orte, die bis heute religiös genutzt werden. Bitte behandeln Sie sie mit Respekt.
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