Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schwarze Kathedrale

Die schwarze Kathedrale

Titel: Die schwarze Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Palliser
Vom Netzwerk:
später am Abend meldete sich ein Zeuge, der angab, er habe ihn genau um halb sechs an der Vordertür des Hauses gesehen.«
    »Ist dieser Zeuge heute anwesend?«
    »Ja. Er ist der Leiter der Chorschule der Kathedrale, Mr. Appleton.«
    »Haben Sie Perkins mit dem Beweis, daß er gelogen hat, konfrontiert?«
    »Das habe ich, und daraufhin erzählte er eine ganz andere Geschichte, wobei er zugab, daß er um halb sechs dort war.«
    »Um Bier zu bringen?«
    »Nein. Er behauptete, der alte Herr habe ihm eine Nachricht hinterlassen, daß er noch einmal kommen und sich weitere Instruktionen holen solle. Daraufhin ging ich zu Perkins nach Hause – es war inzwischen fast Mitternacht – und fand ein Päckchen, das in einem Schrank versteckt war.«
    »Ist es dieses hier?« Der Coroner deutete auf ein in braunes Packpapier gewickeltes Päckchen, das vor ihm auf dem Tisch lag.
    »Ja. Es wurde geöffnet, und wir stellten fest, daß es Banknoten im Wert von zwanzig Pfund enthielt. Die Banknoten waren mit Blut verschmiert.«
    Die Geschworenen und die Zuhörer schnappten nach Luft und reckten die Hälse, um den entsetzlichen Gegenstand besser sehen zu können.
    »Wie erklärte Perkins das?«
    »Er änderte seine Geschichte noch einmal ab. Er sagte, als er das Abendessen des alten Herrn am Nachmittag abgeliefert habe, habe er das Päckchen auf dem Tisch in der Wohnküche vorgefunden, und daneben eine Nachricht.«
    »Was für eine Nachricht?« fragte der Coroner mit sarkastischem Lächeln.
    Der Major warf einen Blick in sein Notizbuch. »Ich habe mir den Wortlaut genau aufgeschrieben. Die Nachricht, behauptete er, habe gelautet: ›Ich habe zu tun und möchte nicht gestört werden. Hinterlassen Sie mein Abendessen wie gewöhnlich. Hier ist ein Päckchen für Sie. Behalten Sie es bei sich, und sagen Sie niemandem etwas davon. Wenn heute nachmittag ein Mann zu Ihnen kommt und danach fragt, geben Sie es ihm. Wenn er nicht kommt, bringen Sie es mir heute abend genau um halb sechs zurück. Dann bekommen Sie eine Belohnung.‹«
    »Was haben Sie veranlaßt?«
    »Ich habe ihn verhaftet und Anklage wegen Mordes erhoben.«
    »Ist es möglich, daß er wieder gegangen ist, ohne den Mord begangen zu haben, und daß in der verbleibenden halben Stunde jemand anders die Tat begangen hat?«
    »Das ist vollkommen unmöglich, wenn man bedenkt, daß der Verstorbene solche Angst hatte, beraubt zu werden, daß er die Tür nur zu ganz bestimmten Zeiten öffnete, wenn er jemanden erwartete. Deshalb kann ich mit Sicherheit behaupten, daß er seinen Mörder selbst ins Haus gelassen hat.«
    »Hätte jemand anderes sich einen Schlüssel verschaffen können?«
    »Nein, Mr. Attard. Er besaß für jede der beiden Haustüren nur einen Schlüssel, er trug sie immer an einem Ring bei sich.«
    »Ist dieser Schlüsselbund gefunden worden?«
    »Er wurde nicht gefunden, aber mein Sergeant läßt zur Zeit bei Perkins eine gründliche Haussuchung vornehmen, weil feststeht, daß der Mörder die Schlüssel mitgenommen hat.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Weil sowohl die Vorder- als auch die Hintertür des Hauses verschlossen war. Egal also, durch welche Tür er das Haus verlassen hat, er hat sie hinter sich abgesperrt.«
    »Ein kaltblütiger Bursche! Wahrscheinlich wollte er die Entdeckung des Verbrechens möglichst lange hinauszögern. Ich danke Ihnen für Ihre Aussage, Major Antrobus.«
    Kurz bevor der Major seine Aussage beendet hatte, war Dr. Carpenter eilig in den Saal gekommen und hatte sich hingesetzt. Jetzt betrat er den Zeugenstand und sagte aus, daß er der Hausarzt von Mr. Stonex gewesen und etwa um sieben Uhr zu ihm gerufen worden sei. Er habe die Leiche an Ort und Stelle untersucht und später am Abend noch eine vollständige Post mortem -Untersuchung vorgenommen.
    »Und was, Dr. Carpenter, haben Sie als Todesursache festgestellt?«
    »Ich habe festgestellt, daß das Zungenbein gebrochen war, und bin deshalb zu dem Schluß gekommen, daß er erwürgt wurde.«
    Die Zuschauer stöhnten auf. Der Coroner fragte: »Er ist also nicht infolge der Gewalteinwirkung auf Kopf und Gesicht gestorben?«
    »Nein, Sir. Die Schläge wurden erst nach seinem Tod ausgeführt.«
    »Sind Sie sich dessen ganz sicher?«
    »In diesem Punkt besteht nicht der geringste Zweifel.«
    »Auf welche Weise wurden ihm die Verletzungen im Gesicht zugefügt?«
    »Ich glaube, daß ihm ein Kleidungsstück über den Kopf gelegt wurde – es wurde auch ein blutverschmierter Mantel in der Nähe gefunden

Weitere Kostenlose Bücher