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Die schwarze Kathedrale

Die schwarze Kathedrale

Titel: Die schwarze Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Palliser
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Testament zurück. Der Grund, warum er es finden und vernichten mußte, war folgender: Er wollte verhindern, daß sein Vermögen an die Stiftung der Kathedrale fiel. Wenn kein Testament gefunden wurde, würde es an seinen nächsten Verwandten gehen.« Ich hielt triumphierend inne.
    »Ich muß wohl ziemlich begriffsstutzig sein, denn ich kann Ihnen immer noch nicht folgen.«
    »Wer ist sein nächster Verwandter, wenn nicht sein Bruder? Also hatte er die Absicht, die Identität seines Bruder anzunehmen und Anspruch auf das Vermögen zu erheben.«
    Im Saal herrschte vollkommenes Schweigen. Einer der Zuhörer begann zu kichern, aber der Laut wurde sogleich erstickt. Mr. Attard starrte mich an. »Er soll die Absicht gehabt haben, als sein Bruder verkleidet hierher zurückzukommen?«
    »Genau das«, bekräftigte ich. Schon in dem Moment, als ich das sagte, fiel mir auf, wie absurd dieser Gedanke war. Und doch ließ sich damit so vieles erklären. Ich war mir ganz sicher, daß sich in dieser Geschichte irgend jemand für einen anderen ausgab beziehungsweise ausgegeben hatte.
    Ich hörte unterdrücktes Kichern aus der Zuhörerschaft. »Und was ist mit seiner Schwester? Als seine Schwester und Blutsverwandte hat sie doch sicher den größeren Anspruch?«
    »Ich nehme an, daß sie tot ist. Oder, falls der ältere Bruder den Beweis hatte, daß seine jüngeren Halbgeschwister außerehelich sind, konnte Mr. Stonex diesen Umstand benutzen, um sie von der Erbschaft auszuschließen.«
    Der Coroner starrte mich ungläubig an.
    In diesem Augenblick erhob sich Mr. Thorrold. »Als Testamentsvollstrecker des Verstorbenen …«, er brach ab und lächelte mich an, »… des mutmaßlich Verstorbenen, sollte ich wohl besser sagen, da in diesem Punkt ja Zweifel angemeldet wurden, sehe ich mich veranlaßt, darauf zu bestehen, daß eindeutig geklärt wird, ob es sich bei der Leiche, die gestern gefunden wurde, um die meines verstorbenen Klienten, Mr. Stonex, handelt. Ich schlage daher vor, daß sein Hausarzt gebeten wird, sich zu diesem Punkt zu äußern.« Er setzte sich wieder.
    »Genau das wollte ich gerade veranlassen, Mr. Thorrold«, sagte der Coroner leicht gekränkt. »Das erste Erfordernis bei der Aufklärung eines Mordes ist stets die Feststellung der Identität des Toten.«
    Der Rechtsanwalt stand auf und verneigte sich. »Ich hatte nicht die Absicht, Ihnen vorzugreifen, Mr. Attard. Ich habe meinen Vorschlag nur unterbreitet, weil es hier um ein beträchtliches Vermögen geht.«
    Der Coroner nickte ihm zu und fragte: »Ist Dr. Carpenter noch anwesend?«
    Der junge Arzt erhob sich. »Sehen Sie einen Grund, Dr. Carpenter, zu bezweifeln, daß der Tote, den Sie untersucht und an dem Sie später eine Autopsie vorgenommen haben, Mr. Stonex war?«
    »Nicht den geringsten. Er war zwei Jahre lang mein Patient, und ich habe ihn wegen verschiedener Beschwerden behandelt.
    Bei der Autopsie erkannte ich mehrere unverwechselbare Kennzeichen wieder, zum Beispiel Narben und Verfärbungen der Haut. Die Vorstellung, daß der Tote ein Bruder von Mr. Stonex sei, ist völlig absurd. Er könnte nicht einmal ein eineiiger Zwilling sein.« Während er diese Worte sprach, sah er mich an, und als das Publikum zu lachen begann, spürte ich, wie mir das Blut ins Gesicht schoß.
    »Vielen Dank, Dr. Carpenter«, sagte Mr. Attard. Er sah den Rechtsanwalt an. »Sind Sie damit zufrieden, Mr. Thorrold?«
    Dieser erhob sich wieder. »In diesem Punkt voll und ganz, Coroner. Aber ich habe noch eine weitere Frage. Der gegenwärtige Zeuge hat davon gesprochen, daß er glaubt, daß das Testament des Verstorbenen aufgefunden worden sei, und ich würde Sie deshalb gern um die Erlaubnis bitten, ihm dazu eine Frage zu stellen.«
    »Diese Erlaubnis haben Sie. Aber bevor Sie Ihre Frage stellen, habe ich noch eine Frage an Sie. Sie haben ausgesagt, daß die einzige Verwandte des Verstorbenen, deren Existenz bekannt ist, eine Schwester ist, die noch am Leben sein kann oder auch nicht und die möglicherweise einen Sohn hat. Was halten Sie von der Vermutung, daß der Verstorbene einen älteren Bruder oder Halbbruder gehabt haben könnte?«
    Mr. Thorrold lächelte. »Davon habe ich noch nie etwas gehört. Mein Vater und mein Großvater haben bereits den Vater des verstorbenen Mr. Stonex vertreten, und ich bin mir sicher, daß sie von der Existenz eines Bruders gewußt hätten.«
    »Wäre es möglich, daß ein natürlicher Sohn existiert?« fragte Mr. Attard.
    Der Rechtsanwalt

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