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Die schwarze Kathedrale

Die schwarze Kathedrale

Titel: Die schwarze Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Palliser
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länger aufhalten müssen. Ihre Aussage hat dem Gericht viel zu denken gegeben.«
    Als ich den Zeugenstand verließ, dachte ich über die letzte Frage des Sergeanten nach und wünschte, ich hätte den Witz auf Kosten des jungen Arztes nicht gemacht. Dennoch mußte er sich irren. Aber genau in diesem Augenblick begann eine seltsame Idee in meinem Kopf Gestalt anzunehmen, und bei dem Gedanken an ihre Konsequenzen brannte mir das Gesicht vor Erregung. Wenn ich recht hatte, dann war klar, warum Mr. Stonex den Termin der Einladung zum Tee geändert hatte: Er hatte gewollt, daß Austin und ich als Zeugen anwesend sein sollten.
    Ich war noch ganz mit dieser neuen Idee beschäftigt, als Austin aufgerufen wurde. Unsicher und zitternd wie ein alter Mann schlurfte er in den Zeugenstand.
    »Kam Ihnen irgend etwas, das Sie am Donnerstag nachmittag im neuen Dekanat beobachtet haben, ungewöhnlich oder verdächtig vor?« fragte ihn der Coroner.
    »Nein, nichts.«
    »Haben Sie dem, was Dr. Courtine ausgesagt hat, noch etwas hinzuzufügen?«
    »Nur, daß ich nichts davon bemerkt habe, daß das Haus verwüstet worden sein soll, bevor wir dort eintrafen. Es ist richtig, daß der alte Herr uns erzählte, er habe nach dem Manuskript über den Tod des Dekans Freeth gesucht, aber er war ganz bestimmt nicht für die Unordnung verantwortlich, die ich vorfand, als ich später wiederkam.«
    Seine Antwort überraschte mich. In der Wohnküche hatte ein unglaubliches Chaos geherrscht, als wir hereinkamen. Austin mußte nicht ganz bei Sinnen sein, denn er sprach langsam und mit großer Vorsicht.
    »Ist Ihnen aufgefallen, daß der Verstorbene etwas aus dem Kasten der Großvateruhr genommen hat?«
    Austin lächelte, eine schreckliche Grimasse, die Belustigung signalisieren sollte. »Einen so seltsamen Vorgang hätte ich mit Sicherheit im Gedächtnis behalten. Nein, ich habe nichts dergleichen gesehen.«
    Das war nun wirklich allerhand. Schließlich war er doch derjenige gewesen, der vorgeschlagen hatte, in den Uhrenkasten zu schauen!
    »Und wie steht es mit der mit Kreide geschriebenen Nachricht auf der Schultafel, die der Verstorbene ausgewischt hat?«
    »Davon habe ich auch nichts bemerkt. Das heißt, die Tafel habe ich natürlich gesehen, aber ich weiß ganz genau, daß nichts darauf geschrieben stand. Mr. Stonex hat sie nur in die Hand genommen und geistesabwesend darübergestrichen.«
    »Und was ist mir Dr. Courtines Aussage, daß der Verstorbene von einem Bruder gesprochen habe?«
    »Ich habe nichts dergleichen gehört. Mr. Courtine muß sich täuschen. Der alte Herr hat ausschließlich von seiner Schwester geredet.«
    »Danke, Mr. Fickling. Sie können sich wieder setzen.« Wegen meiner Hypothese, die sich langsam konkretisierte, war es mir wichtig, einen Punkt zu klären, in dem der Sergeant Austin mißverstanden haben mußte. Ich stand auf.
    Austin blieb stehen und sah mich verwundert an. »Möchten Sie Mr. Fickling eine Frage stellen?« fragte der Coroner überrascht.
    »Ja, bitte, Mr. Coroner. Ich möchte ihn nach etwas fragen, das der Sergeant erwähnt hat.« Ich wandte mich an Austin. »Du hast ihm mitgeteilt, daß Mr. Stonex dich zufällig am Samstag abend getroffen und dir gesagt habe, daß er unsere Verabredung zum Tee auf gestern vorverlegen wolle?« Austin nickte vorsichtig. »Du hast gesagt, als Grund habe er die Verschiebung der Feier für die Orgel angegeben?« Er nickte wieder. »Kannst du das erklären?«
    »Er sagte, daß die Bank am Freitag nachmittag geschlossen werden sollte, aber da die Feier abgesagt worden sei, müsse er zur Arbeit.«
    Das konnte nicht stimmen. »Und wann hast du ihn am Mittwoch getroffen?« fragte ich.
    Austin zögerte. »Das muß am frühen Abend gewesen sein.« Ich war erstaunt. Austin war offensichtlich völlig verwirrt. »Das muß ein Irrtum sein. Ich war derjenige, der dir von der Orgel erzählt hat, und zwar sehr spät in der Nacht.« Er öffnete den Mund, als wolle er etwas erwidern, brachte aber keinen Ton heraus. »Erinnerst du dich nicht an das Gespräch, das wir an diesem Abend geführt haben?«
    »Das Gespräch?«
    »Die Diskussion über all das, was vor zwanzig Jahren passiert ist.«
    Er nickte. »Ja weißt du denn nicht mehr, daß ich dir erst nach diesem Gespräch erzählt habe, ich sei auf dem Rückweg vom Abendessen in die Kathedrale gegangen und habe bei dieser Gelegenheit erfahren, daß die Fertigstellung der Orgel sich verzögern würde?«
    Austin starrte mich mehrere Sekunden lang

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