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Die schwarze Kathedrale

Die schwarze Kathedrale

Titel: Die schwarze Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Palliser
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das Manuskript in erster Linie infolge Ihrer Anstrengungen entdeckt wurde, wäre es nur naheliegend, wenn die Wahl auf Sie fallen würde. Natürlich hätte ich die Entscheidung nicht allein zu treffen. Und es ist auch denkbar, daß sie mir unter gewissen Umständen vom Domkapitel aus den Händen genommen werden könnte.«
    »Unter welchen Umständen?«
    Er sah mich nachdenklich an. »Ich will ganz offen sein: Alles hängt von der Gerichtsverhandlung gegen Perkins und ihren Folgen für das Vermächtnis zugunsten der Stiftung ab.«
    »Gibt es irgendwelche neuen Informationen?«
    »Eine Frau, die behauptet, sie sei die Schwester von Stonex, hat aus Yorkshire an Thorrold telegrafiert.«
    »Ist es erwiesen, daß sie die Person ist, die sie zu sein behauptet?«
    »Das muß natürlich genau überprüft werden, aber es sieht ganz danach aus. Sie hat viele Jahre lang als Haushälterin in Harrogate gearbeitet, aber vor kurzem hat sie einen Schlaganfall erlitten, der sie arbeitsunfähig gemacht hat.«
    »Dann wird die Stiftung das Vermächtnis also verlieren?«
    »Wenn nicht bewiesen werden kann, daß das Testament gegen den Wunsch des Erblassers vernichtet wurde. Ihre Aussage, daß Mr. Stonex danach gesucht habe, ist dabei von ausschlaggebender Bedeutung. Thorrold hat mir versichert, daß nur eine Aussage erforderlich ist, daß Mr. Stonex in einer Weise von seinem Testament gesprochen habe, die nicht den Eindruck erweckte, daß er die Absicht hatte, es zu widerrufen. In diesem Fall könnte es nach dem Entwurf, der glücklicherweise gefunden wurde, rekonstruiert werden.«
    »Fickling wird weiterhin leugnen, daß der Zwischenfall mit dem Uhrenkasten überhaupt stattgefunden hat.«
    »Nach seinem Auftritt heute nachmittag ist er als Zeuge nicht mehr glaubwürdig.«
    »Was seine eigene Verwicklung in den Fall betrifft, hat er ganz bestimmt gelogen. Die Verantwortlichen müssen ihrer gerechten Strafe zugeführt werden.«
    »Ihre Theorie hinsichtlich eines Bruders …«
    »Es ist mir inzwischen klar, daß ich mich geirrt habe. Einen Bruder hat es nie gegeben.«
    Er sah mich überrascht an. »Dann stimmen Sie mir also zu, daß Perkins von der Schwester bezahlt wurde, den alten Mann zu ermorden und nach dem Testament zu suchen?«
    Ohne auf seine Frage einzugehen, entgegnete ich: »Wer sollte ihn für sie gedungen haben, wenn sie in Yorkshire ist?«
    »Das braucht uns nicht zu kümmern«, erwiderte er grob. Dann schien ihm aufzufallen, wie unhöflich er gesprochen hatte, und er fuhr fort, indem er seine Worte mit Sorgfalt wählte: »Ich wollte sagen: Das herauszufinden ist Sache der dafür zuständigen Leute, nämlich Thorrolds und der Polizei. Wir können uns darauf verlassen, daß sie das Nötige veranlassen werden. Es wäre höchst ungeschickt von Ihnen, wenn Sie sich noch weiter in diese Angelegenheit einmischen würden, Dr. Courtine. Wenn Sie anfangen, Anschuldigungen gegen Fickling vorzubringen, wird es ganz sicher zu Unannehmlichkeiten kommen, unter denen dann alle zu leiden hätten. Ganz besonders Sie als sein Freund.«
    »Unsere Freundschaft ist aus und vorbei. Er ist nicht mehr der Mann, den ich in Cambridge gekannt hatte. Damals war er aufrecht und anständig. Nur, daß er sich immer wieder auf Zechtouren begab, die mehrere Tage zu dauern pflegten und die ihn, wie ich annehme, in seine gegenwärtige Situation gebracht haben.«
    »Er ist in schlechte Gesellschaft geraten. Er ist ein stadtbekannter Säufer und mußte viele Male aus der Gosse aufgelesen und nach Hause getragen werden. Und seine Freundschaft mit Slattery hatte Klatsch der unangenehmsten Sorte zur Folge.« Er zögerte einen Augenblick, dann fügte er hinzu: »Sie haben sich mehrfach in betrunkenem Zustand in der Öffentlichkeit gestritten, und einmal hat Fickling ganz offensichtlich versucht, Slattery umzubringen. Aber wir wollen nicht mehr darüber reden.«
    In diesem Augenblick wurde an die Tür geklopft, und das Hausmädchen trat ein: »Die gnädige Frau läßt sagen, daß das Abendessen fertig ist. Sie wartet im Eßzimmer auf Sie.«
    »Lieber Gott! Ist es schon so spät?« Er wandte sich zu mir um. »Ich muß mich entschuldigen. Das war wirklich sehr unhöflich von mir. Ich wollte mit Ihnen ins Wohnzimmer gehen, um Sie meiner Frau vorzustellen.«
    Wir verließen das Studierzimmer, und ich machte ihn darauf aufmerksam, daß ich bereits das Vergnügen gehabt hatte, Mrs. Locard kennenzulernen. Er führte mich zum Eßzimmer, einem großzügigen Raum auf der

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