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Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cadnum
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draußen, meine kleine loyale Schwester, gefangen im Netz ihrer Furcht vor mir und ihrer Liebe. Sie ist draußen, teuerster Hamilton, in den Armen eines Baumes, wo ihr nie wieder ein Ungemach zustoßen wird.«

    36
    Für sie war die Kette, mit der das Tor gesichert war, wie ein lebendes Wesen, etwas Monströses, ein eiserner, in sich gekrümmter Knoten. Sarah zerrte daran und wußte doch, wie sinnlos es war.
    Sie hatte schwarz und neu ausgesehen, doch als sie die Hand darauf legte, konnte sie die schwarze Patina unendlich vieler Jahre auf den einzelnen Gliedern erkennen. Dreck hatte sich an den Stellen zusammengeklumpt, über die jemand versucht hatte, die Kette an ihren Platz zu zerren, den Weg hinauf aus Richtung des Hauses.
    Das konnte nur ein Verzweifelter getan haben. Jemand, der über bemerkenswerte Kräfte verfügen mußte. Jemand, der Wert darauf legte, daß Sarah draußen blieb.
    »Wir können uns unter dem Zaun durchgraben«, sagte Bell in einem so entschlossenen Ton, daß es fast schon wieder fröhlich klang.
    »Die Stangen sind tief im Boden verankert«, entgegnete Sarah. »Das wurde eigens so gemacht, um die Leute daran zu hindern, sich unter dem Zaun durchzugraben.«
    »Dann ist es aussichtslos«, erwiderte er. Als sie nichts sagte, fuhr er fort: »Das wolltest du doch damit sagen, oder?«
    Sie klopfte sich den Staub von den Händen.
    »Wir könnten drüber hinweg klettern«, schlug Bell ohne den geringsten Anflug von Zweifel in seiner Stimme fort.
    Ihre Faust schloß sich um einen der Stäbe. Der Gedanke, das Tor überklettern zu müssen, ließ sie leise stöhnen. Die Abdeckung oben war übersät mit schwarzen Speerspitzen, und das waren keinesfalls nur Ornamente. Auch das eiserne Gatter, das sich rechts und links des Tores entlang der Straße anschloß, war eine Aneinanderreihung spitzer schwarzer Spieße.
    »Versuch es erst gar nicht«, sagte sie.
    »Ich könnte es vielleicht schaffen.«
    Sie hatte die schwarzen Speere immer recht geschmackvoll gefunden. Nun hatten diese sich gegen sie gewandt, jede einzelne eine Waffe, um sie von dort fernzuhalten, wohin sie gehörte, und was als Dekoration gemeint gewesen war, würde ihr jetzt weh tun. Ham hatte nie auch nur einen Gedanken an seine Sicherheit verschwendet, aber in der Vergangenheit hatte jemand anders gedacht.
    Und in der Gegenwart auch wieder einer. Jemand, der mit Hamilton Speke allein sein wollte.
    Sie hatte ein Gefühl, als werde ihr die Brust zusammengepreßt, während sie den Zaun entlanglief und ihn mit den Augen nach einer Lücke absuchte. Bell folgte ihr, und sie konnte seinen Wunsch geradezu körperlich spüren, mit ihr zu streiten. Die Wege waren verborgen, unmöglich zu entdecken, und es wurde immer heißer, das Pflaster unter ihren Füßen strahlte die Hitze zurück und ließ die Luft vor ihren Augen wabern. Sarah hatte sich oft vorgestellt, wie es wohl sein mochte, wenn man plötzlich ins Wunderland hinüberwechselte, wenn man den Punkt erreichte, an dem das Land zu schmelzen anfing und zu Quecksilber wurde. Jetzt wußte sie es. Das Sonnenlicht waberte vor ihr, flüssig und in winzige Teilchen zerlegt zur selben Zeit.
    »Es ist doch kein wirklicher Notfall, oder?« keuchte Bell hinter ihr. »Jedenfalls soweit wir wissen.«
    Sie wirbelte herum und sah ihm ins Gesicht. Ihre Augen gaben ihm die Antwort.
    »Wir könnten zu einem Farmhaus fahren, ein paar Telefonate führen…« schlug Bell vor.

    »Ich will aber nicht mehr warten. Ich will jetzt bei Ham sein.«
    »Dann müssen wir uns mit Gewalt einen Weg hinein bahnen«, sagte Bell schwitzend, keuchend, die Hände in die Hüften gestemmt. »Uns einen Weg unter dem Tor durchgraben, ganz gleich, wie tief die Spieße eingelassen sind.«
    Aber sie wußte es besser. ›Durchbrechen‹, mußte dazu führen, daß sie sich verirrten. Die Flußläufe und Pfade von Live Oak würden sie ins Nichts führen. Morgen dürften sie beide Kontakt mit einem Giftsumach gehabt haben und immer noch irgendwo zwischen der Straße und dem See umherirren.
    Sich unter dem Tor hindurchgraben aber war unmöglich. Die Gesellschaft, die hier Kabelfernsehen verlegt hatte, hatte vor ein paar Jahren einen ganzen Tag lang mit einem Preßlufthammer arbeiten müssen, um sich durch das Fundament zu wühlen. Dem in der Erde verbauten Granit waren ein Kompressor und drei Spezialmeißel zum Opfer gefallen.
    Bell spürte Sarahs Gereiztheit und folgte ihren Schritten.
    Sie liefen die Straße wohl eine halbe Meile weit zurück,

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