Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]
Ham, den Zaubertrick, der dich immer so beeindruckt hat?«
»Welchen meinst du?«
»Den alten Houdini-Trick mit den Nadeln und dem Faden.
Ich glaube, ich beherrsche ihn noch immer. Man legt sich ein Bündel Nadeln auf die Zunge, legt einen Faden dazu und trinkt dann aus einem Glas einen Schluck Wasser. Erinnerst du dich?
Dann steckt man den Finger in den Mund und zieht an dem Faden, an dem jetzt in einer Reihe die glitzernden Nadeln hängen. Dazu braucht man nur, was alle Zauberkünstler brauchen, oder jedenfalls das meiste davon. Planung.
Vorbereitung. Die Nadeln, alle schon aufgereiht, in der einen Backe, die anderen werden dann von der Zunge sorgfältig in die andere geschoben. Die Leute zu bemogeln ist nicht leicht, aber es ist auf jeden Fall leichter, als ein echtes Wunder zu bewirken. Es ist einfacher als die reale Kraft, als reales Leben.«
»Rache.«
»Etwas Größeres als das. Deine Seele im Austausch gegen meine Leere.«
»Niedertracht. Übelste Boshaftigkeit.«
»Nein, es ist eher etwas Himmlisches, Ham.«
»Bist du glücklich?«
»Komm, laß uns nette Worte tauschen, einverstanden? Ich sage ›himmlisch‹, darauf sagst du ›boshaft‹, und anschließend fragst du mich, ob ich glücklich bin. Wir sollten einen Song daraus machen.«
Speke sah ihn unverwandt an und verkniff sich eine Erwiderung. Farben durchzogen den Raum. Halte dich unter Kontrolle, kommandierte er seinem Körper, aber er konnte nichts dagegen tun. Seine Fäuste ballten sich hart, und er hatte Schwierigkeiten, still zu sitzen. »Ich habe immer die ganze Arbeit gemacht. Du hattest doch immer Angst davor, an die Arbeit zu glauben. Du hast immer gedacht, es werde ja doch zu nichts führen.«
»Du könntest recht haben, Hamilton. Ich weiß es nicht mehr.
Waren die Stücke nun deine, waren sie meine, oder waren sie von jemand ganz anderem?« Asquith lachte leise vor sich hin.
»Du hast wohl keine Angst vor mir, Hamilton, oder?«
Speke wartete.
»Es war immer so einfach, Maria zu manipulieren. Du mußt das verstehen – sie hatte Angst.«
»Was, glaubst du, werde ich unternehmen?«
»Du wirst versuchen, mich zu zerstören.«
»Ich bin nicht so krank wie du.«
Einen Augenblick, einen Moment nur, so kurz, daß er es fast nicht bemerkt hätte, richteten sich Asquiths Augen auf den Feuerhaken. Speke saß auf der Kante seines Stuhls, absolut sicher, auf jede Bewegung Asquiths rechtzeitig reagieren zu können. Der Feuerhaken lag ruhig da, obwohl irgend etwas ihn von Zeit zu Zeit leise klirren ließ. Vielleicht war es nur Asquiths Schritt, während er auf und ab ging. Es war, als richte irgendein verborgener Magnetismus das Eisen mit der Spitze direkt auf Spekes Herz.
»Ich hatte gehofft«, sagte Asquith, »ein wenig Verständnis zu finden. Nur ein klein bißchen Verständnis deinerseits.«
»Du bist gefährlich«, sagte Speke ruhig, wobei er seine Stimme nur mit äußerster Anstrengung kontrollieren konnte.
Er erinnerte sich an das Fax, das Holub hinterlassen und das er so oberflächlich gelesen hatte. Er erinnerte sich an die schwarze Masse, die Clara gewesen war. »Wie viele Frauen hast du noch umgebracht?«
Die Worte waren schrecklich. Er bedauerte auf der Stelle, sie überhaupt ausgesprochen zu haben. »Verständnis«, wiederholte Asquith.
»Was für eine Art von ›Verständnis‹?« fragte Speke.
Asquith weinte jetzt, aber er bemühte sich, wieder aufzuhören, als er sagte: »Ich habe angefangen, einen Fehler nach dem anderen zu machen.«
Speke war überrascht, einen neuerlichen Schub von Zuneigung für ihn zu verspüren. Er mußte sich daran erinnern, daß er sich vorgenommen hatte, Asquith nicht einen Augenblick lang aus den Augen zu lassen. Aber es war schwierig. Der alte Asquith war noch immer irgendwo hier, sein alter Freund, dem es jetzt so dreckig ging.
»Ich werde der Welt erzählen, welche Inspiration du mir warst«, sagte Speke. »Ich glaube, es ist an der Zeit, daß ein jeder erfährt, wieviel mir deine Freundschaft immer bedeutet hat.«
Asquith wandte sich ab und schaute aus dem Fenster, genau wie er es auch getan hatte, als Speke vorhin diesen Raum betreten hatte. Er weinte nicht mehr. Er schaute nachdenklich nach oben durch die Scheibe, als beobachte er irgend etwas.
»Du verstehst nicht«, sagte er ruhig.
Speke schlug mit der Faust auf die Stuhllehne. »Ich denke nicht mehr an die Stücke.« Seine Stimme klang abgehackt, aber er fuhr fort: »Was könnten sie mir bedeuten angesichts eines solchen
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