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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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walisisch angesprochen, war aber locker ins Englische verfallen, nachdem er Mark mit einem strahlenden Blick von Kopf bis Fuß gemustert hatte.
    »Männer in eurem Habit sind immer willkommen. Seid ihr weit geritten?«
    »Von Lichfield«, sagte Mark, »mit einem brüderlichen Brief und einem Geschenk für Bischof Gilbert von meinem Bischof von Coventry und Lichfield.«
    »Das wird ihn herzlich freuen«, sagte der junge Mann mit erstaunlichem Freimut, »denn er kann wohl gerade jetzt Unterstützung gut gebrauchen.« Sein blitzendes Grinsen war frech, aber liebenswert. »Laßt mich noch jemand rufen, der uns eure Sattelrollen nachträgt, und ich bringe euch dahin, wo Ihr euch ausruhen und erfrischen könnt. Bis zum Abendessen ist noch eine Weile Zeit.«
    Auf einen Wink von ihm liefen Diener herbei, die Gepäckrollen abzuschnallen, und folgten den Besuchern dicht auf den Fersen, als der junge Mann sie über den Platz zu einer der neuen Wohnkammern führte, die an den Hof gebaut worden waren.
    »Ich bin hier ohne Befehlsgewalt, da ich selber Gast bin, aber sie haben sich an mich gewöhnt.« Das sagte er mit sicherem und etwas amüsiertem Selbstvertrauen, als ob er einen guten Grund wüßte, warum die Leute des Bischofs sich bemühen sollten, ihn zufriedenzustellen, und er war umsichtig genug, darin nicht zu weit zu gehen. »Wird das genügen?«
    Die Unterkunft war klein und doch angemessen ausgerüstet mit Betten, Bank und Tisch. Sie roch würzig nach frisch zugeschnittenem Holz.
    Frische Brychans wurden auf die Betten gestapelt, und der Geruch der warmen Wolldecken vermischte sich mit dem von frischem Holz.
    »Ich werde jemand mit Wasser schicken«, sagte ihr Führer, »und einen der Kanoniker holen. Der Bischof hat schon ausgesucht, wo er kann, aber seine Ansprüche sind hoch. Er hat Schwierigkeiten, geeignete Männer für sein Domkapitel zu finden. Fühlt euch hier ganz zu Hause, Brüder, gleich wird jemand zu euch kommen.«
    Und dann war er fort mit seinen munteren, langen Schritten und seinem federnden Gang. Sie waren sich selbst überlassen und konnten sich nach einem Tag im Sattel endlich ausstrecken.
    »Wasser?« fragte Mark und wunderte sich über diese ungewöhnliche und augenscheinlich wesentliche Höflichkeit.
    »Ist das hier in Wales eine Schutzmaßnahme gegen Krankheit?«
    »Nein, Junge, ein Volk, das meist zu Fuß geht, kennt eben den Wert der Füße und den Staub und die Beschwernisse der Reise. Es ist eine höfliche Art zu fragen: Habt ihr vor, die Nacht hier zu bleiben? Falls wir das nicht annehmen, dann bleiben wir nur kurz zu einem Höflichkeitsbesuch. Nehmen wir aber an, sind wir von diesem Augenblick an Gäste des Hauses.«
    »Und dieser junge Edelmann? Für einen Diener ist er zu fein, und ein Geistlicher ist er sicher auch nicht. Ein Gast, hat er gesagt. In was für eine Versammlung sind wir denn da hineingeraten, Cadfael?«
    Sie hatten die Türe weit aufgelassen, um das Abendlicht zu genießen und das Leben auf dem Hof zu verfolgen. Eine junge Frau suchte sich mit weiten, anmutigen Schritten ihren Weg durch das heftige Gedränge. Sie trug eine Kanne auf einer Schale vor sich her. Die Wasserträgerin war groß und wirkte lebhaft. Ein Zopf von blauschwarz schimmerndem Haar, dick wie ihr Handgelenk, hing ihr über die Schulter, und einzelne Locken wehten in der Brise um ihre Schläfen. Es war ein Vergnügen, sie anzusehen, dachte Cadfael, als sie näher kam.
    Sie verbeugte sich tief vor ihnen, als sie eintrat, und hielt den Blick sittsam gesenkt, als sie ihnen Wasser eingoß und ihnen die Sandalen mit ihren langen, wohlgeformten Händen öffnete.
    Sie verbeugte sich vor ihnen, um sie zu bedienen, doch nicht als Dienerin, sondern als ansehnliche Gastgeberin, ohne sich dabei auch nur das Geringste zu vergeben. Als sie Marks schlanke Fußgelenke und seine feinen, fast mädchenhaften Füße berührte, lief er davon bis zu den Augenbrauen feuerrot an, und sie blickte auf, als hätte sein Blick ihre Stirn verbrannt.
    Dieser Blick war vollkommen offen und eindringlich, obgleich er nur einen Augenblick dauerte. Bisher hatte sie eine gelassene und nüchterne Miene zur Schau getragen. Jetzt wechselten in ihrem Gesicht die unterschiedlichsten Ausdrücke blitzartig einander ab. Mit einem Wimpernschlag hatte sie Mark eingeschätzt, und sein Unbehagen bereitete ihr sichtliches Vergnügen. Sie überlegte einen Augenblick, ob sie ihm ihr Lächeln zeigen sollte, womit sie seine Verlegenheit noch gesteigert hätte,

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