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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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und stakten es recht leicht, fast sanft zurück entlang der Furche, die es in den Sand gepflügt hatte, bis es freikam und zügig dem Sog der einsetzenden Ebbe folgte.
    Noch vor dem Morgengrauen lieferten sie stolz ihre Beute bei Otir ab, der aus dem Schlaf geweckt worden war, sie aber mit glänzenden Augen und zufrieden empfing. Als Cadwaladr aus der Hülle, die ihn gelähmt hatte, befreit wurde, blieb er böse, mit zerzaustem Haar und rotem Gesicht stehen, doch er zügelte seinen bitteren Zorn und sagte keinen Ton.
    »Gab es irgendwelche Schwierigkeiten?« fragte Otir und beäugte seinen Gefangenen mit kaum verhohlener Befriedigung. Sie hatten ihn unblutig und ohne jede Schramme aus dem Kreis seiner Anhänger herausgeholt, ohne seinem respekteinflößenden Bruder auf die Zehen zu treten oder irgendeiner anderen Seele Schaden zuzufügen. Das Unternehmen war sehr sauber durchgeführt worden. Es sollte schließlich auch Gewinn abwerfen.
    »Überhaupt nicht«, sagte Turcaill. »Der Mann hat seinen eigenen Sturz vorbereitet, so, wie der sich an den Rand des Lagers zurückgezogen und auch noch einen einzelnen Mann als Wache aufgestellt hatte. Aber er hatte ja auch guten Grund dazu. Ich kann mir vorstellen, daß er das tat, weil er auf Nachrichten von seinen alten Ländereien gehofft hat. Denn ich habe Zweifel, ob Owain für ihn noch viel Mitgefühl hegt oder ob er das überhaupt noch erwartet.«
    Bisher hatte Cadwaladr die Zähne zusammengebissen, doch in diesem Moment öffnete er den Mund, allerdings mühsam, als ob er selbst nicht so recht an das glaubte, was er zu sagen im Be griff war. »Ihr unterschätzt die Stärke der walisischen Blutsbande. Bruder wird zu Bruder stehen. Du hast Owain mit seiner ganzen Streitmacht gegen dich aufgebracht, und das wirst du noch zu spüren bekommen.«
    »Waren es auch Blutsbande, die sprachen, als du nach Dublin gekommen bist und Männer angeheuert hast, um ihm mit Krieg zu drohen?« fragte Otir und lachte kurz und hart.
    »Du wirst schon sehen«, sagte Cadwaladr hitzig, »was Owain um meinetwillen wagen wird.«
    »Das werden wir, genau wie du. Ich habe allerdings meine Zweifel, ob dir das sehr nützen wird. Er hat sowohl dich wie mich rechtzeitig darüber aufgeklärt, daß dein Streit nicht sein Streit ist und du deine Schulden selbst bezahlen mußt. Und das wirst du auch«, sagte Otir mit grimmiger Befriedigung, »bevor du wieder einen Fuß aus diesem Lager setzt. Ich habe dich, und ich werde dich behalten, bis du mir zahlst, was du mir versprochen hast. Was uns zusteht, wirst du uns geben, jedes Stück Geld oder Vieh oder gleichwertige Güter. Wenn du das getan hast, kannst du zurück auf deine Ländereien gehen oder bettelarm in die Welt ziehen, ganz wie es Owain gefällt. Und ich warne dich, suche niemals wieder in Dublin um Hilfe nach, wir wissen jetzt, wieviel dein Wort wert ist. Und da das so ist«, sagte er, wobei er seinen massiven Unterkiefer nachdenklich mit kräftiger Hand knetete, »werden wir dich erst einmal ruhigstellen, wo wir dich schon hier haben.« Er drehte sich zu Turcaill um, der dabeistand und das Gespräch mit dem distanzierten Interesse eines Menschen verfolgt hatte, dessen eigene Aufgabe bereits erledigt war. »Gib ihn Torsten zur Bewachung, aber sieh zu, daß er festgebunden wird. Wir alle wissen nur zu gut, sein Wort und sein Eid binden ihn nicht, und dementsprechend müssen wir verfahren. Legt ihn in Ketten und achtet darauf, daß er nichts anstellt und scharf bewacht wird.«
    »Das wagst du nicht!« Cadwaladr spuckte, schnaubte und zuckte, als wollte er sich auf die stürzen, die hier über ihn Gericht hielten, doch es war schmachvoll, wie leicht seine Bewacher ihn mit groben Händen packten und festhielten, so daß er sich zwischen den grinsenden Männern nur winden konnte, bis ihm der Schweiß ausbrach. Angesichts dieser lässigen und geradezu gleichmütigen Behandlung wirkte sein Tobsuchtsanfall eher wie der Wutausbruch eines zornigen Kindes und verebbte in der kühlen Einsicht, daß er hilflos war und sich mit dieser Wendung seines Schicksals bescheiden mußte, denn er konnte nichts daran ändern.
    »Zahl uns, was du uns schuldig bist, dann kannst du gehen«, sagte Otir finster. Und zu Torsten: »Bringt ihn weg!«

11. Kapitel
    Als zwei Männer aus Cuhelyns Einheit den ganzen Südrand des Heerlagers abgegangen waren, fanden sie am frühen Morgen das abgelegenste Tor unbewacht und berichteten das ihrem Hauptmann. Nur Cuhelyn war so gründlich, die

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