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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Verteidigungslinie ausmachen, hauptsächlich daran, daß sie fest und starr wirkte, während alles andere im Dunkeln krumm und gewunden erschien. Doch Kopf und Schultern von Cadwaladrs Gefolgsmann zeichneten sich klar vor einer Lücke in der Palisade ab, die das Tor darstellte, vor dem er auf- und abging und Wache schob. Ein großer Mann, bewaffnet, aber lässig in seinen Bewegungen, der nicht mit einer Überraschung rechnete. Torsten beobachtete ihn für einige Minuten, schätzte ab, wie weit er jeweils in die eine oder andere Richtung ging, und lief dann seitwärts soweit wie möglich in östlicher Richtung zwischen den Bäumen entlang, um an den Punkt zu gelangen, wo das Gebüsch bis auf wenige Schritte an die Palisade heranreichte und ein Mann sich nähern konnte, ohne gehört oder gesehen zu werden.
    Der Wächter pfiff leise vor sich hin, als er in dem weic hen Sand wendete. In diesem Augenblick nahm Torsten ihn hart um Körper und Arme, preßte ihm die rechte Handfläche fest auf den Mund und schnitt das Pfeifen abrupt ab. Der Wachmann langte fuchtelnd nach oben und versuchte, den Arm zu greifen, der ihn würgte, konnte aber nicht hoch genug reichen, und der Widerstand, mit dem er bösartig nach hinten trat, kostete ihn das Gleichgewicht und schadete Torsten nicht, weil der ihn so von den Füßen warf und auf ihn in den Sand stürzte und ihm das Gesicht nach unten hielt. Schon in diesem Augenblick war Turcaill bei ihnen. Sobald Torsten und er dem Mann erlaubt hatten, wieder aufzustehen, steckte ihm Turcaill ein Stück Wolltuch in den Mund, und der Mann mußte husten, weil Sand und Gras daran klebten. Sie wickelten ihm seinen eigenen Mantel um Kopf und Schultern und fesselten ihm Hände und Füße. Dann verstauten sie ihn sicher genug, wenn auch nicht zu bequem, zwischen den Büschen und wendeten ihre Aufmerksamkeit dem Rand des Lagers zu. Dort hatte es keinen Laut gegeben, und niemand innerhalb der Palisade rührte sich.
    Irgendwo bei den Zelten des Fürsten gab es sicher Männer, die wachsam und bereit waren, doch hier, in dieser abgelegenen Ecke des Lagers, die Cadwaladr absichtlich für seine eigenen Zwecke gewählt hatte, gab es niemand, der ihm hätte beistehen können.
    Nur Turvaill und Torsten und zwei andere folgten Leif, als er leise durch das unbewachte Tor hineinging und entlang der Palisade an die Stelle kam, von der er noch wußte, daß er hier gehört hatte, wie Cadwaladr mit gehobener Stimme gesprochen hatte, unverwechselbar und respektgebietend, zugleich erstaunt und vergnügt, als er seinen nächtlichen Besucher erkannte. Hier in der Stille verlief die Außenlinie des Lagers. Die Eindringlinge bewegten sich als Schatten unter Schatten. Leif deutete nach vorn und sagte kein Wort. Das war auch nicht notwendig. Sogar in einem Militärlager wurde auf Cadwaladrs Adelsstand Rücksicht genommen und für seine Bequemlichkeit gesorgt. Sein Zelt war geräumig, geschützt gegen Wind und Wetter und ohne Zweifel innen gut ausgestattet. An den Rändern der Zelttür, die den Eingang verschloß, waren feine Lichtstreifen zu erkennen, und in der ruhigen Nacht ließen sich zwei Stimmen vernehmen, die sich in vertraulichem Murmeln unterhielten, aber zu leise, um einzelne Worte auszumachen.
    Der Bote aus dem Süden war noch bei seinem Prinzen, sie hatten die Köpfe zusammengesteckt, berieten über Neuigkeiten und heckten Pläne aus.
    Turcaill legte seine Hand auf die Zelttür und wartete ab, bis Torsten, den gezückten Dolch in der Hand, das Zelt umkreist hatte, um hinten eine Naht zu finden, mit der die Lederstücke verbunden waren. Beides, das dünne Leder und die eingefettete Schnur, mit der es zusammengehalten wurde, ließen sich mit einer genügend scharfen Klinge auftrennen. Das Licht im Zelt brannte so regelmäßig und so nah über dem Boden, daß es von einem einfachen Docht in einer kleinen Ölschale herrühren mußte, die vielleicht auf einem Schemel oder einem Gestell stand. Von innen würde niemand, der sich draußen bewegte, auszumachen sein, aber Torsten konnte von seinem Platz aus die beiden Männer im Zelt in groben Umrissen erkennen. Sie saßen tatsächlich nahe beisammen, erregt, beschäftigt, und rechneten mit keiner Unterbrechung.
    Turcaill schlug die Zelttür zur Seite und stürzte so schnell hinein, und zwei weitere Männer waren ihm so dicht auf den Fersen, daß Cadwaladr nur noch genügend Zeit blieb, überrascht aufzuspringen und den Mund zu öffnen, um seiner Wut Ausdruck zu geben. In

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