Die schwarze Schwesternschaft - 8
berrascht, als sei ihr der Gedanke erst in diesem Augenblick gekommen: Da m ö chte ich doch lieber mein ganzes Leben als Schwertgef ä hrtin eines R ä ubers verbringen!
Genau , nickte Marisela. W ä rest du jedoch in der Seide und den Vorrechten des k ö niglichen Hauses Hastur erzogen worden, w ü rdest du nicht so empfinden. Du w ä rst Leonie bereitwillig nach Arilinn gefolgt. Ah, Camilla, liebe Camilla, glaube nicht, dass dies als dein Schicksal schon vor deiner Geburt in Stein gehauen worden ist. Aber wenn ein Gott oder ein wohlmeinender Heiliger die Hand ausgestreckt h ä tte, um dich vor deinem Ungl ü ck zu bewahren, wo w ä rest du dann wohl heute?
Nat ü rlich, dachte Magda. Die Gesamtheit ihres Lebens hatte Camilla zu dem gemacht, was sie war.
Camilla fragte: Hast du es gewusst? Schon fr ü her? Bis zum heutigen Tag wusste ich von dir nur, was du mir aus freien St ü cken erz ä hlt hast, Camilla, und was ich einmal in deinem Geist und deinem Herzen las, als du – es ausstrahltest. Glaub mir, ich bin nie in deine privaten Gedanken eingedrungen. Was du gewesen bist, ist f ü r mich nicht von Interesse.
Jaelle fuhr auf sie los. Vermutlich wirst du jetzt behaupten, die Schwesternschaft habe Magda und mir das Leben aus einem bestimmten Grund gerettet .
Sie vertraut mir ihre Gr ü nde nicht an! Shaya, Kind, ich bin nur eine, die ihr dient, eine von vielen Boten. Es steht mir frei zu raten, mehr nicht. Vielleicht verfolgten sie ein in der Zukunft liegendes Ziel, vielleicht sollte die Tochter des Hauses Aillard ein Kind geb ä ren, damit ihr Laran der Welt nicht f ü r immer verloren ginge. Sie m ö gen auch den Wunsch gehabt haben, eine psychische Gabe der Terraner im Verbotenen Turm zu st ä rken, und haben Magda deshalb dorthin gebracht, nachdem sie sich zu einem Kind entschieden hatte, damit ihre kleine Shaya unter solchen erzogen werde, die im Stande sind, ihr Laran auszubilden. Ebenso kann eine von ihnen dem einfachen Wunsch nachgegeben haben, ein Leben zu retten, wie es mir manchmal in F ä llen geht, wo mir klar ist, dass ich es besser unterließe. Wer weiß? Sie sind nur Menschen und begehen Fehler, obwohl sie weiter blicken als wir. Niemand ist vollkommen. Auf dem Weg zur Vollkommenheit vielleicht. Nicht vollkommen. Und doch haben sie Lexie nach all der M ü he, die sie sich machten, um ihr das Leben zu retten, in die H ä nde – Acquilaras fallen lassen? Tut mir Leid, Marisela, das kann ich einfach nicht glauben. Ich habe dich nicht darum gebeten, irgendetwas zu glauben. Marisela, pl ö tzlich gleichg ü ltig, stand auf. Nur um das eine: Rakhaila m ö chte, dass wir weiterziehen, und meine Beine sind verkrampft vom Sitzen. Kann ich dir helfen, den Kessel einzupacken?
Beim Weiterwandern hatte Magda viel Stoff zum Nachdenken. Wenn das, was sie ü ber das Laran von Menschen terranischen Blutes sagt, stimmt, dann wundert es mich, dass ich nicht irgendwie dazu gebracht worden bin, Andrew ein Kind zu geb ä ren. Der Himmel weiß, dass er das st ä rkste Laran von allen Terranern besitzt, die ich je kennen gelernt habe. Offenbar erlauben sie den freien Willen. Sie ü berließen mich meinem Geschick. Und ich habe geh ö rt, dass die Syrtis eine alte Unterabteilung der Hasturs sind. Also ist Shaya ebenso mit Camilla durch das Blut wie mit Jaelle durch das Gesetz des Freipartnerinnen-Eides verwandt.
Das war tr ö stlich. Sollte mir etwas zustoßen, hat Shaya Verwandte, die f ü r sie sorgen werden. Sie und Cleindori sind tats ä chlich Schwestern.
Jaelle sagte: Jetzt nehme ich das Chervine eine Weile, Breda. Magda ü bergab ihr den Z ü gel und schloss sich Marisela an. Der Weg wand sich in langen Serpentinen einen Fels hinauf, von dem manchmal lose Steine hinunterpolterten. Aber an dieser Stelle war er durch einen ü berhang gesch ü tzt, und Rakhaila schritt unbek ü mmert aus, als k ö nne sie jeden Fußbreit Boden sehen. M ö chtest du auf der Innenseite gehen? , fragte Marisela. Wie ich mich erinnere, macht dir der Blick nach unten zu schaffen. Ein bisschen , gab Magda zu und nahm das Angebot an. Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her. Schließlich fragte Magda:
Marisela, diese – ich will sie nicht nennen, du weißt, wen ich meine . In ihren Gedanken war das Bild Acquilaras, umgeben von dem merkw ü rdigen blauen Gl ü hen ihres Alptraums. Darf ich nur eine Frage stellen? Warum entschließt sich irgendjemand – diesen Weg zu gehen? Sind es vielleicht solche, die versucht haben, die
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