Die schwarze Schwesternschaft - 8
war. Von dem
Augenblick an, wo Magda ihre Matrix hervorgeholt hatte, standen
sie in Kontakt.
Schwingungen angleichen .
Zuerst wurde sich Magda der physischen W ä rme und Masse von
Jaelles K ö rper bewusst, obwohl sie die andere Frau nicht ansah. Ihre Augen waren auf die Matrix gerichtet, und sie sah nur die sich
bewegenden Lichter im Innern des Steins. Sie sp ü rte die Kraftfelder
von Jaelles K ö rper in ihrer N ä he, die pulsierenden Stellen, wo die
Lebensstr ö me flossen. Dann passte sie die Vibrationen ihres Steins
mit ä ußerster Behutsamkeit denen Jaelles an. Sie nahm sie als undefinierbare Energie, die sich im Zimmer bewegte, wahr. War es Hitze,
Licht? Nein, nichts so Greifbares. Ihr Herzschlag ä nderte sich ein
wenig, stimmte sich ein auf Ebbe und Flut der angeglichenen Matrizes. Magda wusste, dass sogar das Blut in ihren Adern im gleichen
Rhythmus mit dem Jaelles floss.
Als gleite eine Hand ü ber sie hin, sp ü rte sie, dass Jaelle sie ü berwachte, sich ü berzeugte, dass in ihrem K ö rper alles in Ordnung
war. Nichts entging ihr; sie bemerkte sogar den Kratzer an ihrem
Kn ö chel, den sie sich vorgestern beim Ausrutschen ü ber einen Kieselstein zugezogen hatte, die leichte Verstopfung ihrer Kopfh ö hlen –
sie musste heute im HQ an etwas geraten sein, gegen das sie allergisch war. Jaelle brachte Energien in Bewegung und beseitigte die
Indisposition.
Sie sprachen nicht, aber als Jaelle ihre Arbeit getan hatte, vernahm Magda ihre Gedanken:
Fertig?
Ich gehe hinaus.
Magda l ö ste ihr Bewusstsein von ihrem K ö rper, blickte hinunter
und sah sich wie leblos auf ihrem gemeinsamen Bett liegen. Jaelle, in
eine Decke geh ü llt, saß neben ihr. Magda kam der v ö llig unwesentliche Gedanke: Mein Morgenrock wird wirklich zu alt und zu sch ä big.
Ich werde mir demn ä chst einen neuen zulegen m ü ssen. Zu schade,
dass ich das N ä hen so verabscheue. Sie h ä tte im Lager des HQ einen
anfordern k ö nnen, doch sie hatte so lange im Gildenhaus gelebt, dass
ihr dieser Schritt nicht mehr selbstverst ä ndlich war.
Dann hatte sie das Zimmer verlassen und fand sich allein auf der
grauen, konturlosen Ebene der ü berwelt wieder. Kurz darauf stand
Jaelle neben ihr. Wie immer in der ü berwelt, wirkte Jaelle kleiner, dN unner, zarter, und Magda fragte sich wie schon so oft, ob das, was sie sah, eine Projektion des Bildes darstellte, das Jaelle von sich selbst hatte, oder ob die Ursache ihr Gef ü hl war, sie m ü sse Jaelle besch ü tzen, als sei sie selbst ä lter und st ä rker.
Um sie gab es in jeder Richtung nichts als Graue, ohne Form und Farbe. In der Ferne trieben Gestalten dahin. Einige, so wusste Magda, waren wie sie Pilger auf den nicht physischen Existenzebenen. Andere hatten sich im Traum oder w ä hrend einer Meditation nur zuf ä llig hierhin verirrt. Noch konnte sie keinen deutlich erkennen, denn sie hatte ihren eigenen Pfad noch nicht durch Wille und Vorsatz markiert.
Dann war es, als verzN ogen sich Nebelmassen, und Magda bemerkte undeutliche Landmarken in der Graue. Zuerst und ganz vorn erhob sich ein leuchtendes Gebilde hoch ü ber die Ebene, hier von der Gedankenform erzeugt, die man den Verbotenen Turm nannte
– eine Zuflucht vor dem Nichts der astralen Welt. Ihre Heimat, die Heimat, die sie f ü r ihren Geist gefunden hatte. Sie teilte sie mit Menschen, die ihr mehr bedeuteten als selbst die Schwesternschaft des Gildenhauses. Magda hielt immer noch jede Bedingung des Eides der Entsagenden peinlich genau ein; sie war nicht nur dem Buchstaben, sondern auch dem Geist nach eine Freie Amazone. Aber das Gildenhaus konnte die F ü lle ihres Seins nicht l ä nger fassen.
Mit der Geschwindigkeit des Gedankens – denn was sie sich in der ü berwelt vorstellte, wurde buchst ä blich Wahrheit – stand sie neben dem Turm. Gleichzeitig befand sie sich in R ä umen, die in jeder Einzelheit die Suite im Oberstock des Großen Hauses von Armida zu sein schienen. Sie hatte so sp ä t im Leben mit dieser Art Arbeit begonnen, dass sie sich nie ganz daran zu gew ö hnen vermochte, wie sich Zeit und Raum auf dieser Ebene verhielten.
Alle vier R ä ume waren leer – auf eine Weise, die sie nicht verstand, sah sie alle auf einmal –, aber von irgendwo kam das blaue Gl ü hen einer Matrix. Dort hielt ein Mitglied des Turmkreises Wache. Und pl ö tzlich, ohne einen Augenblick des ü bergangs, war Callista Lanart-Carr bei ihr.
Verstandesm ä ßig war Magda bewusst, dass Callista auf der physischen
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