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Die Schwarze Schwesternschaft

Titel: Die Schwarze Schwesternschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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entlang und fühlte jeden Zoll mit den ausgestreckten Händen ab. Sie rutschte aus, fing sich wieder, ließ sich auf die Knie nieder und winkte. Auf Zehenspitzen schlichen sie zu ihr. Sie war über einen Haufen großer Säcke gefallen, von denen einer oder zwei geöffnet und oben umgeschlagen waren.
       In dem einen war Trockenobst, in dem anderen eine Art Hirse, wahrscheinlich als Futter für Packtiere gedacht. Auf Cholaynas stumme Anweisung hin füllten sie sich die Taschen. Draußen in der bitteren Kälte mochten diese Vorräte die messerscharfe Grenze zwischen Leben und Tod bedeuten.
       Hinter dem Säckestapel erhob sich eine lange Treppe. Undeutlich erkannten sie, dass Stufen in den weichen Kalkstein gehauen, mit Zement ausgefüllt und gerade so weit geglättet waren, dass man sie ersteigen konnte, ohne zu fallen. Die Stufen waren feucht, schlüpfrig und gefährlich, und Magda zögerte, den Fuß darauf zu setzen.
       »Glaubst du, da geht es hinaus? Oder nur weiter in die Höhlen hinein?«
       »Stellen wir es fest.« Cholayna legte vorsichtig das letzte Stück an der Wand entlang zurück. Magda versuchte automatisch, mit ihrem Laran hinauszugreifen, hinter der Öffnung der Treppe etwas wahrzunehmen, aber es stellte sich nur ein dumpfer Schmerz ein.
       In ihren… Augen? Nein. In ihrem Herzen? Ich kann nicht sagen, was fehlt, jedenfalls bin ich nur halb da. Sie verbannte den Gedanken, zwang sich, langsam an der tropfnassen Wand weiterzugehen. Wieder bei den Säcken angekommen, stieß sie leicht gegen Vanessa.
       »Da drüben ist ein großer Durchgang«, murmelte Cholayna. »Ich würde gern von hier verschwinden, bevor die Wächterin aufwacht und wir sie töten müssen.«
       »Meiner Meinung nach führt die Treppe nach draußen«, sagte Vanessa. »Denn ich spüre einen Luftzug, der von oben kommt.«
       »Ich bin mir nicht so sicher. Überlege einmal, Vanessa. Hätten sie uns alle diese Treppe hinuntertragen können, ohne dass wenigstens eine von uns aufgewacht wäre?«, fragte Cholayna. Vanessa sagte: »Du bist der Boss.«
       »Nein. Dafür ist es zu ernst. Du und Magda habt hierbei ebenfalls eine Stimme. Magda, was sagen dir deine Vorahnungen?«
       Magda hielt sich vor Augen, dass Cholayna nicht wissen konnte, wie diese Frage das Messer in der Wunde umdrehte.
       »Im Augenblick habe ich keine, hast du das vergessen? Aber ich würde gern einen Blick auf diesen Durchgang werfen, bevor wir die Treppe hochsteigen.«
       »Beeile dich«, drängte Cholayna, und Magda ertastete sich lautlos den Weg. Es war sehr dunkel. Sie erkannte kaum die ausgespreizten Finger vor ihrem Gesicht. Vanessa murmelte etwas und verschwand in der Finsternis. Nach einer Weile herzbeklemmenden Wartens tauchte sie wieder auf und brachte eine der niedergebrannten Fackeln mit.
       »Ich musste über sie wegsteigen. Diese Fackel scheint es noch länger zu machen als die anderen, aber sie werden alle bald ausgehen. Ich wünschte, ich fände den Ort, wo sie ihren Vorrat an neuen verwahren.«
       »Ja«, zischte Cholayna zwischen den Zähnen hervor. »Falls wir den Weg hinaus nicht verdammt schnell finden, brauchen wir Licht, sonst könnten wir buchstäblich für den Rest unseres Lebens in diesen Höhlen herumwandern.«
       »Halte mal.« Vanessa drückte Cholayna die Fackel in die Hand und schlüpfte wieder davon. Nach erneutem langem Warten und ein paar merkwürdigen, leise kratzenden Geräuschen kehrte sie atemlos zurück, die Arme voller Fackeln. Eine oder zwei hatten noch Glut an der Spitze, die anderen waren verlöscht.
       »Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat«, flüsterte sie. »Ich musste sie von der Wand nehmen. Jetzt hauen wir besser ab… ein Blick auf die leeren Halter, und jeder weiß, dass wir vorbeigekommen sind.«
       Cholayna streckte den Arm aus und fasste ihr Handgelenk. »Gute Arbeit. Aber merke dir eins, Vanessa: Von dieser Minute an trennen wir uns nicht mehr. Verstanden? Du kennst dich in den Bergen aus, ich weiß einiges über Höhlen. Wir bleiben beieinander, noch besser, wir halten die ganze Zeit körperlichen Kontakt. Wenn eine von uns verloren geht, dürfen wir nicht einmal rufen, um uns wiederzufinden!«
       »Oh. Richtig«, sagte Vanessa ernüchtert.
       Magda nahm Cholayna die brennende Fackel ab. »Ich werde nicht weit gehen. Ich will nur nachsehen, wohin diese Stufen führen. Es hat keinen Sinn, dass wir alle hinaufsteigen, wenn es ein blinder Kamin oder eine

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