Die Schwarze Schwesternschaft
damit ihr Kind und Jaelles echte Schwestern seien. Noch enger als zwischen ihr und Damon war das Band zwischen ihr und Andrew Carr. Wie sie hatte auch Andrew entdeckt, dass die Welt der Terraner ihn nicht länger halten konnte.
»Doch am Ende«, berichtete Magda, »entschieden Andrew und ich uns dagegen. Im Grunde war es Andrews Wahl, nicht meine. Er wollte kein Kind zeugen, das er nicht als sein eigenes aufziehen durfte, und ich wollte dies Vorrecht nicht an ihn abtreten. Ich wählte den Vater meines Kindes, weil er, obwohl wir Freundschaft füreinander empfanden, jemand war, von dem ich mich ohne zu großen Kummer wieder trennen konnte.« Sie verstummte, den Blick in die Ferne gerichtet, und Camilla fragte sich, was sie denken mochte.
»Ich werde dir seinen Namen nennen, wenn du mich darum bittest, Bredhiya. Er hat seinen eigenen Haushalt und eigene Söhne, aber er versprach mir, sollte ich einen Sohn gebären und nicht für ihn sorgen können, werde er ihn aufziehen und sein Bestes tun, um ihm den Start ins Leben zu erleichtern. Bei einer Tochter, so schwor er, werde er keinen Anspruch auf sie erheben. Seine Frau war einverstanden - ich würde so etwas nicht ohne Zustimmung der Ehefrau tun.«
»Ich bin neugierig auf dieses Musterbild«, sagte Camilla, »aber behalte deine Geheimnisse ruhig für dich, meine Liebe.« Wieder stand sie auf und befühlte die Beine von Magdas Hose. »Decke das Feuer zu. Es ist höchste Zeit, dass wir ins Bett kommen. Auch wenn du nicht bei Tagesanbruch reiten musst, habe ich doch morgen einiges zu erledigen.« Sie legte den Arm um Magda, und schweigend stiegen sie die Treppe hinauf. Erst in dem Augenblick, als Magda in den Schlaf sank, fiel ihr auf, dass Camilla ihr über die Schwesternschaft eigentlich gar nichts gesagt hatte.
Einen oder zwei Tage später traf sie Marisela, die älteste Hebamme des Gildenhauses, im Musikzimmer, wo sie einen ihrer seltenen Augenblicke der Einsamkeit genoss und müßig an den Saiten einer Rryl zupfte. Als Magda sich für ihr Eindringen entschuldigte und wieder gehen wollte, legte Marisela die kleine Schoßharfe hin und sagte: »Bitte, geh nicht. Ich weiß im Grunde nicht, was ich mit mir anfangen soll, und mit dem Klimpern habe ich nur die Zeit totgeschlagen. Setz dich doch und unterhalte dich mit mir. Wir sehen uns ja gar nicht mehr.«
Magda setzte sich und sah zu, wie Marisela das Instrument in seine Hülle packte.
»Erinnere mich daran, Rafaella zu sagen, dass eine Saite gerissen ist. Ich habe sie abgenommen, konnte sie aber nicht ersetzen. Nun, Margali, möchtest du nur plaudern, oder möchtest du mich etwas fragen?«
Magda fragte: »Erinnerst du dich an die Zeit, als ich für mein Hausjahr herkam? Bei meiner ersten Schulungssitzung hatte ich eine Vision der Göttin Avarra. Ich weiß, die Vision kam von der Schwesternschaft. Und jetzt ist es mir wieder passiert, dass - Marisela, willst du mir von der Schwesternschaft erzählen?«
Marisela fummelte an den Verschlüssen des Harfenfutterals herum.
»Ich hatte einmal den Eindruck«, antwortete sie eine Weile später, »dass du für die Schwesternschaft bereit seist, und ich hätte dich gern unter uns gehabt. Aber dann hast du das Gildenhaus verlassen und bist anderswohin gegangen, um dein Laran ausbilden zu lassen. Aus diesem Grund fühle ich mich nicht frei, die Geheimnisse der Schwesternschaft mit dir zu besprechen. Ich kann dir nichts sagen, meine Liebe. Ich bin sicher, im Verbotenen Turm bist du ebenso gut aufgehoben wie bei uns, und wenn es eine Zeit gegeben hat, wo ich deine Wahl bedauerte, so ist sie lange vorbei. Es tut mir Leid. Ich darf davon nicht zu einer Außenseiterin reden.«
Die Enttäuschung überwältigte Magda. »Wenn diese Frauen, die sich selbst die schwarze Schwesternschaft nennen, sich mit mir in Verbindung setzten, wie kannst du mich dann als Außenseiterin bezeichnen? Wenn sie mit mir sprachen… «
»Wenn«, wiederholte Marisela. »O nein, meine Liebe, natürlich lügst du nicht, aber als dies geschah, standest du unter großem Druck. So viel kann ich sagen: Die Schwesternschaft besteht aus solchen, die Avarra dienen, wir auf der Ebene, die wir das physische Leben nennen, und sie, die Schwarzen, auf der Existenzebene, die als Überwelt bekannt ist. Vorausgesetzt, eine Frau hat die Gabe, Kontakt mit der Überwelt aufzunehmen, kann sie in großer Not die Schwarzen vielleicht finden, und sie geben dann eine Botschaft
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