Die Schwarze Schwesternschaft
hätte dazwischendrängen können. Die Männer japsten vor Staunen. Mit fröhlichem Lachen sammelte Camilla ein Dutzend Münzen ein, die auf der Theke lagen, steckte sie in die Jackentasche und holte sich ihr Messer zurück. Da sah sie Magda in der Tür stehen und ging ihr entgegen.
»Hast du wieder angegeben, Bredhiya?«, fragte Magda.
»Sie wollen nie glauben, dass eine Frau ein Messer schneller und besser werfen kann als sie. Als Söldnerin habe ich mir damit immer meine Getränke verdient. Und diesmal«, sagte Camilla, »brauchte ich Geld. Ich habe mich heute Vormittag beim Einkaufen von Reisevorräten völlig verausgabt. Nur gut, dass ich zwei Extrapferde mitgebracht habe.« Auf diese einfache Weise akzeptierte sie die Anwesenheit Cholaynas und Vanessas. Sie führte sie zu einer Nische hinten im Raum, wo Jaelle wartete.
»Ich habe für uns alle Suppe und Brot bestellt. Gönnen wir uns noch eine warme Mahlzeit, bevor wir uns auf den Weg machen.« Camilla streifte Cholayna mit einem flüchtigen Blick. »Das entspricht nicht deinen Begriffen von essbaren Lebensmitteln, Cholayna. Ich weiß, du isst nichts, was sich einmal aus eigener Kraft bewegt hat. Aber unterwegs wirst du dich doch daran gewöhnen müssen.«
Es war, als habe sie von Anfang an gewusst, dass Cholayna und Vanessa mitkommen würden. Vielleicht hatte sie es tatsächlich gewusst. Magda hatte nicht die Absicht, sie danach zu fragen, und Camilla hätte ihr auch nie eine Antwort gegeben.
10. Kapitel
Es war noch früher Nachmittag, als sie die Stadt hinter sich ließen, und vor Sonnenuntergang hatten sie den Dämmerungspass überquert. Er war weder besonders hoch noch steil, aber als sie mit dem Abstieg begannen, warf Camilla, die ein flottes Tempo eingehalten hatte, den beiden Terranerinnen einen anerkennenden Blick zu.
»Du bist in guter Kondition, Vanessa. Cholayna, du bist natürlich verweichlicht - aber nicht schlimmer als die beiden da. Sie haben in all diesen Jahren auf Armida ein bequemes Leben geführt und Kinder bekommen - nichts sorgt besser dafür, dass einem die Puste ausgeht! Du wirst dich unterwegs schnell genug abhärten.«
Sie nahmen die Nordstraße und ritten so schnell, wie die Packtiere es ihnen erlaubten. Im letzten roten Licht warf Cholayna ihre Kapuze zurück. Sie sah glücklich aus. Später sagte sie zu Magda, die neben ihr ritt: »Ich hatte vergessen, wie schön das ist! Nach sieben Jahren hinter einem Schreibtisch in der Verwaltung und davor fünfzehn Jahren im Lehramt glaubte ich, nie mehr hinauszukommen. Ich hatte mir nicht ganz klargemacht, was meine Versetzung nach Darkover für mich bedeuten würde. Dann blieb ich, weil ich glaubte, gute Arbeit zu leisten, besonders mit der Brücken-Gesellschaft. Aber es ist herrlich, wieder draußen zu sein. Es ist so verdammt lange her.«
Sie muss eine höllisch gute Agentin gewesen sein, wenn man ihr einen Posten an der Akademie gegeben hat, dachte Magda. Nicht zum ersten Mal überlegte sie, wie alt Cholayna sein mochte, aber es wäre ihr nie eingefallen, sie zu fragen.
Die Sonne ging unter, und die schnell hereinbrechende Nacht, die Darkover den Namen gegeben hatte, senkte sich auf die Venza-Berge nieder. Es regnete nicht. Camilla nutzte das gute Wetter und trieb sie weiter an. Erst kurz vor Mitternacht ließ sie anhalten. Bei Laternenlicht schlugen sie das Lager auf. Cholayna zündete ein kleines Feuer an, damit sie Wasser kochen und sich heiße Getränke bereiten konnten. Zu essen gab es nur Brot und kaltes Fleisch aus dem Gepäck.
»Wir können für ein paar Tage frische Lebensmittel in den Dörfern kaufen und den Reiseproviant sparen«, sagte Camilla, eine Hand voll Trockenobst kauend. »Danach kommen wir in die Berge, und Dörfer, wo wir uns versorgen können, mögen drei oder vier Tagesritte voneinander entfernt liegen.«
»Woher wissen wir, welchen Weg wir einschlagen müssen? Oder sollte ich das nicht fragen?«, erklang Vanessas Stimme aus der Dunkelheit hinter dem Feuer. Jaelle antwortete ihr.
»Margali hat dir von dem Brief erzählt? Rafaella will drei Tage an dem Ort warten, wo wir die Chervines schlachteten. Sie weiß, dass ich das nie vergessen werde. Es ist zehn Jahre her. Wir waren junge Mädchen und reisten mit Kindra. Uns gingen Futter und Wasser aus, und wir töteten die Tiere lieber, als dass wir sie zum Verhungern zurückließen. Das frische Fleisch ermöglichte es uns, ohne Wasser auszuhalten. Aber es
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