Die Schwarze Schwesternschaft
entdeckte, dass sie bis zur Taille entkleidet war. »Teufel, kein Wunder, dass ich friere! Ist das die Standardbehandlung für einen Schock?«
Sie versuchte, einen Witz daraus zu machen, aber Jaelle beugte sich über sie und sagte: »Ich habe dich ausgezogen, um mich zu vergewissern, dass du keine inneren Verletzungen hast. Du hast dir an dem einen Arm die Haut bis zum Ellenbogen abgeschunden, und vielleicht hast du eine Rippe gebrochen. Versuch einmal, dich aufzusetzen.«
Magda richtete sich vorsichtig auf. Sie bewegte den Kopf und wünschte, sie hätte es nicht getan. »Mit was bin ich zusammengestoßen? Mit einem Berg?«
»Nur mit einem Stein, Miss Lorne«, sagte Vanessa. Es klang so absurd; Magda hatte schon einmal dagegen protestieren wollen. Vanessa fragte: »Frieren Sie?«, und zog ihr das Hemd an. Magda sah, dass ihr Arm einen dicken Verband über einer glitschigen und stinkenden Salbe trug.
Camilla hüllte sie in ihren eigenen warmen Mantel. »Das geht leichter, als wenn wir versuchen, dir deine Jacke anzuziehen, und es scheuert die wunden Stellen nicht so.« Sie zog Magdas Jacke über ihre eigene hagere Gestalt. »Fühlst du dich schläfrig?«
Magda wollte den Kopf schütteln und ließ es lieber. »Nein. Schläfrig bin ich bestimmt nicht.«
»Glaubst du, du kannst gehen?«, erkundigte sich Jaelle. »Hier ist kein guter Platz zum Lagern, aber wenn du nicht kannst… «
Mit Camillas Hilfe gelang es Magda, sich auf die Füße zu stellen. Sie meinte immer noch, ihr werde der Kopf platzen, und bat um Cholaynas Schmerztabletten. Cholayna schüttelte den Kopf.
»Nicht, bevor wir wissen, wie schwer deine Gehirnerschütterung ist. Bist du immer noch voll wach, wenn wir heute Abend Halt machen, kannst du welche haben. Bis dahin nichts, was deine Atmung beeinträchtigen würde.«
»Elende Sadistin«, brummte Magda. Doch auch sie war in Erster Hilfe ausgebildet und wusste über Kopfverletzungen Bescheid.
»Sieh das Gute daran«, riet ihr Cholayna. »Jetzt darfst du mit Vanessa hinaufreiten, während wir anderen zu Fuß dahinkrebsen.«
Auch mit Camillas Hilfe war es Magda fast unmöglich, sich in den Sattel zu hieven, und als das Pferd sich in Gang setzte, wäre sie lieber zu Fuß gewesen. Die Bewegung war fast unerträglich. Der Schnee war jetzt nass. Er bestand zur Hälfte aus Regen und durchweichte ihren Mantel. In ihren Jammer versunken, ritt sie dahin. Jedes Mal, wenn das Pferd stolperte, war ihr, als trete es ihr auf den Kopf. Und der Weg war so steil, dass sie wieder die Angst empfand, rückwärts aus dem Sattel zu rutschen. Camilla kam an ihre Seite und nahm ihr die Zügel aus der Hand, ohne dass Magda darum gebeten hatte.
»Bredhiya, halte dich nur fest, ich führe dein Pferd. Noch ein kleines Stück. Armes Liebchen, ich wollte, ich könnte dich tragen.«
»Ich bin in Ordnung, Camilla, wirklich, ich habe nur Kopfschmerzen. Und ich komme mir so dumm vor, dass ich gefallen bin und euch nun alle aufhalte.«
»Siehst du, wir sind schon oben auf dem Kamm angelangt. Jetzt steigen wir alle wieder auf, und wenn du dich nicht im Sattel halten kannst, Bredhiya, nehme ich dich zu mir aufs Pferd. Es trägt zwei, und du brauchst dich dann nur bei mir anzulehnen. Möchtest du das?«
»Nein, nein, mir fehlt ja nichts weiter«, wehrte Magda ab. Obwohl sie wusste, dass es unfair war, setzte die Besorgtheit ihrer älteren Freundin sie in Verlegenheit, zum Teil deswegen, weil sie wusste, wie das auf die anderen wirkte, besonders auf Vanessa, die kein Verständnis für das Band zwischen ihnen hatten. »Bitte, Camilla, mach kein Theater um mich. Lass mich einfach in Ruhe, mir geht es gut.«
»Wie du willst.« Camilla berührte die Flanken ihres Pferdes mit den Fersen und holte zu Jaelle an der Spitze des Zuges auf. Kaum war sie weg, da bereute Magda ihre Worte schon und wünschte sich, Camilla sei noch da. Warum kümmerte es sie eigentlich nach all diesen Jahren immer noch, was irgendjemand dachte? Entmutigt, mit schmerzendem Kopf umklammerte sie die Zügel und ließ das Pferd den Weg abwärts allein finden.
Als Magda eine Gruppe riesiger Koniferen umrundet hatte, sah sie unter sich Lichter. Ein kleines Dorf legte sich im Tal quer über den schmalen Weg. Erst kamen zwei oder drei Höfe, dann eine Schmiede. Ein Bach war aufgestaut und trieb eine Mühle, zu der ein Kornspeicher gehörte. Ein paar Steinhäuschen waren jedes von einem
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