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Die Schwarze Schwesternschaft

Titel: Die Schwarze Schwesternschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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erlegen, bevor ich fünfzehn Jahre alt war, und wenn man sein eigenes Fleisch macht, muss man auch fähig sein, es zu häuten und zu zerschneiden und zu trocknen. Wir werden hiervon so viel frisch essen, wie wir können. Ich brate eine Keule zum Abendessen; zum Trocknen ist das Kalb zu klein. Was wir nicht aufessen, werfen wir für die Kyorebni hinaus, wenn wir aufbrechen.« Bedauernd blickte sie auf das zart getupfte Fell des kleinen Tiers. »Es widerstrebt mir, das Fell zu vergeuden. Ich könnte mir ein schönes Paar Handschuhe daraus machen, wenn wir die Zeit hätten, es zu gerben.«
       Cholayna erschauerte und drehte ihr Gesicht noch weiter zur Seite als bisher, sagte jedoch nichts. Das alles ist schwierig für sie, dachte Magda. Sie, die gewöhnt ist zu befehlen, muss Befehle entgegennehmen und sich damit abfinden, dass sie die Älteste und Schwächste ist. Dieser Angriff auf ihre ethischen Prinzipien - Magda wusste, dass Cholayna bisher noch nie Fleisch oder etwas, das einmal lebendig gewesen war, gegessen hatte - stellte für sie bestimmt eine Zerreißprobe dar. Und doch hatte sie dazu geschwiegen, was nicht leicht gewesen sein konnte.

    Am nächsten Morgen war die Schwellung an Vanessas Knöchel wesentlich zurückgegangen. Jaelle meinte nach einem besorgten Blick zum Himmel, sie sollten eilends weiterreiten. Cholayna war der Ansicht, Vanessa müsse ihren Fuß noch einen weiteren Tag schonen, aber Jaelle war des Wetters wegen unruhig. Lange Zeit studierte sie Karten und suchte nach einer leichteren Route.
       »Wir reiten nach Norden, aber nicht geradeaus über den Kamm, sondern den Weg daran entlang. Sie haben jetzt einen solchen Vorsprung, dass wir sie auf dieser Seite des Kadarin doch nicht mehr einholen, wahrscheinlich erst kurz vor Nevarsin«, sagte Jaelle.
       Mit den gut ausgeruhten Pferden und Chervines zogen sie durch ein Gebiet, das nicht erst zu Fuß erkundet werden musste. Es fiel ein bisschen Schnee, und es war feucht und kalt. Alle gruben ihre wärmsten Sachen an Pullovern und Unterwäsche aus. Nachts waren die Schlafsäcke klamm, und sogar Cholayna trank bereitwillig die warme Fleischsuppe.
       Am dritten Nachmittag begann der Weg von neuem zu steigen. Jeder Hang war steiler als der vorige, und schließlich sagte Jaelle, sie müssten absteigen und zu Fuß gehen, um die Pferde zu schonen. Nur Vanessa, die den verletzten Knöchel immer noch nicht richtig belasten konnte, sollte im Sattel bleiben.
       »Ich kann gehen, wenn ich muss.« Vanessa schwenkte den dicken Ast, den Camilla ihr heute Morgen als Spazierstock zurechtgeschnitten hatte. »Eine Sonderbehandlung brauche ich nicht!«
       »Glaub mir, Vanessa, ich werde es dir sagen, wenn es notwendig wird, dass du gehst. Spiele nicht die Heldin«, mahnte Jaelle. »Wenn wir dich letzten Endes tragen müssen, schaffen wir es nie mehr.«
       Sie mühten sich den vierten oder fünften Hügel hoch - Magda hatte in dem trostlosen Nebelnässen aufgehört, sie zu zählen - , als ihr Fuß umknickte, sie den Halt verlor, der Länge nach hinschlug, zurückrutschte, den steilen Pfad hinunterrollte und dabei Felsen, Eis und zähe Wurzeln mitnahm. Sie stieß den Kopf an, Schmerz durchzuckte sie, und sie verlor das Bewusstsein.

    … Sie wanderte durch eine graue Welt. Sie hörte Jaelle nach ihr rufen, aber die schreckliche alte Frau war da und lachte… wohin sie sich auch wandte, obwohl sie lief und lief, immer war die alte Vettel mit diesem grässlichen, kreischenden Gelächter da, das wie das Schreien wilder Vögel klang, die Arme ausgestreckt, um sie wegzuscheuchen, zur Umkehr zu zwingen… Plötzlich war Camilla bei ihr, hatte das Messer gezogen, um sie zu verteidigen, stellte sich der alten Frau gegenüber. Das Messer versprühte blaues Feuer…
       Es war etwas Feuchtes auf ihrer Stirn. Eine kalte Flüssigkeit sickerte ihr in den Kragen. Sie hob die Hand - sie fühlte sich schwer und kalt an - , um es wegzuschieben, und es erwies sich als eine Kompresse. Feuer brannte auf ihrer Stirn, die sich anfühlte, als sei sie mit einer Axt gespalten worden.
       Camilla blickte auf sie nieder; sie war blass und sah aus, als habe sie geweint. Unsinn, dachte Magda, Camilla weint nie.
       »Bredhiya«, murmelte Camilla und drückte Magdas Hand so fest, dass Magda zusammenzuckte. »Ich glaubte, ich hätte dich verloren. Wie geht es dir?«
       »Scheußlich. Als sei jeder Knochen in meinem Körper mit einem Schmiedehammer bearbeitet worden.« Magda

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