Die Schwarze Schwesternschaft
uns nach Süden ins Gildenhaus ziehen lassen. Kindra sagte immer, wenn es in Nevarsin ein Gildenhaus gäbe, müssten wir Betta die Leitung übertragen. Sie ist inzwischen gestorben, aber vier ihrer Adoptivtöchter führen den Betrieb weiter, und Gildenfrauen sind dort immer willkommen. Natürlich wird Rafi bei ihnen wohnen.«
Sie leerte den Weinbecher, sah sehnsüchtig die Flasche an und seufzte.
»Oh, mach sie leer, wenn du willst«, lachte Camilla. »Du kannst Margalis Anteil mittrinken.«
»Ja, nimm ihn dir«, stimmte Magda zu. Der Kopf drehte sich ihr, obwohl sie den Wein nicht angerührt hatte. Jaelle schob die Flasche entschlossen weg.
»Ich hätte morgen schlimmere Kopfschmerzen als sie, wenn ich noch mehr tränke. Fast schlafe ich schon im Sitzen ein. Gehen wir zu Bett.«
Tatsächlich waren die Schüsseln so gut wie leer. Die Knochen des Brathuhns waren abgenagt, und nichts als ein paar Fettbrösel waren auf der Platte zurückgeblieben, auf der die Chervine-Keule gelegen hatte. Nach dem anstrengenden Tag, dem Bad und der schweren Mahlzeit war Magda überzeugt, dass sie heute Nacht alle gut schlafen würden. In ihrem Kopf hämmerte es immer noch, und sie schwankte, als sie aufstand, um zu ihrem Schlafsack zu gehen.
Camilla protestierte: »Sollen wir keine Wachen aufstellen?«
Vanessa gähnte herzhaft. »Ich wache nicht. Das wäre ja eine Beleidigung für diese gastfreundlichen guten Leute. Ich lege mich jetzt« - ein neues Gähnen unterbrach ihren Satz - »schlafen.«
Jaelle, die sich gerade die Stiefel auszog, sah mit ernstem Gesicht zu Camilla hoch. »Glaubst du wirklich, wir sollten Wache halten, Tante?« Sie benutzte die zärtliche Anrede ihrer Kinderzeit, die Camilla ein Lächeln entlockte. Sie antwortete jedoch: »Ich halte es für richtig. Selbst wenn die meisten von diesen Leuten gut, vertrauenswürdig und gastfreundlich sind, ist es möglich, dass sich Schurken in ihrer Mitte befinden. Ich werde die erste Wache selbst übernehmen.«
»Dann will ich dir deinen Willen lassen.« Jaelle kroch in ihren Schlafsack. Noch bevor die anderen ihre Stiefel ausgezogen hatten, war sie fest eingeschlafen und schnarchte. Magda dachte: Sie muss noch müder sein, als wir ahnten. Natürlich hat die ganze Verantwortung auf ihr gelastet. Ich muss versuchen, ihr etwas davon abzunehmen.
Sie fühlte sich so schlecht, dass sie Cholayna um eine weitere Schmerztablette bat, und Cholayna gab sie ihr ziemlich widerstrebend. »Du dürftest eigentlich keine mehr nehmen. Nach einem Bad und einer solchen Mahlzeit wirst du sicher auch so schlafen.«
»Ich nehme sie nur, wenn ich absolut nicht einschlafen kann«, versprach Magda. Cholayna zog die Stiefel aus, wickelte einen roten Schal um ihre silberne Haarmähne und verschwand in ihrem Schlafsack. Camilla setzte sich gähnend, das Messer über den Knien, auf eine der Packlasten.
Vanessa schraubte die Laterne hinunter. »Camilla, weck mich nach einer Stunde. Du brauchst auch deinen Schlaf. Wir sollten versuchen, morgen recht früh aufzubrechen.«
»Bei dem Wetter?« Jetzt, wo es ruhig geworden war, hörten sie, wie der Hagel gegen die Mauern prasselte und der Wind um die Ecken heulte. »Wir können von Glück sagen, wenn wir übermorgen hier herauskommen.«
»Nun, vielleicht klärt es sich während der Nacht auf.«
»Vielleicht konnte Durramans Esel wirklich fliegen. Geh zu Bett, Vanessa. Ich werde mindestens ein paar Stunden wachen.«
Hier, wo sie nicht in der Wildnis waren, benutzten sie die terranischen Einzelschlafsäcke statt der Doppelschlafsäcke aus dem Gildenhaus. Vanessas war neben dem Magdas ausgebreitet. Nach einer Weile fragte Vanessa leise: »Schlafen Sie?«
»Ich bin ganz wach. Erst dachte ich, ich würde sofort einschlafen, aber der Kopf tut mir so weh. Ich glaube, ich werde Cholaynas Tablette doch nehmen.«
»Miss Lorne - darf ich Sie etwas fragen? Etwas ganz Persönliches?«
»Natürlich«, antwortete Magda, »aber nur, wenn du aufhörst, mich mit Miss Lorne anzureden. Vanessa, wir sind Schwestern des Gildenhauses. Besonders freuen würde es mich, wenn du mich Margali nennen würdest. Das ist wirklich mein Name, weißt du, nicht nur ein ›alias‹ oder der Name, den ich als Agentin benutzt habe. Meine Eltern haben mich Margali genannt. Ich bin auf Darkover, in diesen Bergen, geboren, obwohl ich lange Zeit fern von ihnen war. Niemand hat je Magdalen zu mir
Weitere Kostenlose Bücher