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Die Schwarze Schwesternschaft

Titel: Die Schwarze Schwesternschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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dass ihr nach einer gewissen Stadt sucht.«
       Jaelle verschwendete keine Worte. »Seid Ihr geschickt worden, uns hinzuführen?«
       Sofort merkte Magda, ohne sagen zu können, woran, dass Jaelle die Frau verärgert hatte. Acquilara veränderte ihre Position. Nachdem sie so lange still gesessen hatte, war diese Bewegung so überraschend, als sei sie mit lautem Gebrüll aufgesprungen.
       »Wisst ihr, was ihr verlangt? Es gibt Gefahren… «
       »Wenn wir Gefahren scheuen würden«, gab Jaelle zurück, »wären wir nicht so weit gekommen.«
       »Du meinst, du weißt etwas über Gefahren? Ich sage dir, Mädchen, diese Gefahren, denen ihr unterwegs ausgesetzt wart - Banshees, Räuber, alle Dämonen der hohen Pässe - , sind nichts, gar nichts, gegen die Gefahren, denen ihr euch noch stellen müsst, bevor ihr in jene Stadt gebracht werdet. Nicht ich erlege euch diese Prüfungen auf, glaub mir. Das tut die Göttin, der ich diene. Ihr ruft diese Göttin an, ihr Entsagenden. Aber würdet ihr es wagen, vor ihr Angesicht zu treten, falls sie kommen sollte?«
       »Ich habe keinen Grund, sie zu fürchten«, erklärte Jaelle entschlossen.
       »Du meinst, du weißt etwas über Furcht?« Acquilara maß Jaelle mit einem herablassenden Blick und nahm sich nun Camilla vor.
       »Und du. Du suchst diese Stadt? Zu welchem Zweck? Es ist eine Stadt der Frauen. Wie kannst du, die du deine Weiblichkeit abgelegt hast, dort eingelassen werden?«
       Camillas blasses Gesicht rötete sich vor Zorn. Magda musste an die Schulungssitzungen im Gildenhaus denken, bei denen man die frisch ins Gildenhaus gekommenen jungen Frauen provozierte und in die Verteidigung drängte, damit sie gedankliche Klarheit gewannen. Als junge Mädchen waren sie darauf gedrillt worden, was sie zu denken und zu empfinden hätten, und darüber sollten sie hinwegkommen. Wurden sie jetzt einer ähnlichen Prozedur unterzogen, und warum? Und warum ausgerechnet durch diese Frau, diese Leronis, wenn sie überhaupt eine Leronis war?
       »Warum behauptet Ihr, ich hätte meine Weiblichkeit abgelegt, wenn Ihr mich in der Gesellschaft meiner Schwestern aus dem Gildenhaus findet?«
       »Wo sonst hättest du eine so gute Gelegenheit, zu prahlen und den Mann zu spielen?«, höhnte Acquilara. »Meinst du, ich kann dich nicht lesen, wie ein Waldbewohner die Spuren im ersten Schnee liest? Willst du vielleicht leugnen, dass du jahrelang als Mann unter Männern gelebt hast? Und jetzt bildest du dir ein, du könntest wieder zur Frau werden? Dein Herz ist das Herz eines Mannes - hast du das nicht bewiesen, indem du dir eine Frau zur Liebsten nahmst?«
       Camillas Gesicht verzog sich vor Zorn und Schmerz. Bestimmt war diese Frau eine Leronis, wie hätte sie sonst Camillas schwache Stellen so genau treffen können? Doch Magda, so lange Camillas Liebhaberin, wusste besser als jeder andere Mensch, wie ungerecht das war. Camillas verstümmelter Körper mochte geschlechtslos - emmasca - wirken, und doch war Camilla ganz Frau.
       »Du, die du die Göttin in dir leugnest, wie willst du dich vor ihr rechtfertigen?«
       Camilla sprang auf, ihre Hand fuhr ans Messer. Magda wollte sich auf sie stürzen und sie an der übereilten Tat hindern, die sie im Sinn haben mochte. Aber sie saß da wie gelähmt, unfähig, einen Muskel zu rühren oder ihrer Freundin eine Warnung zuzurufen.
       »Ich werde mich vor der Göttin rechtfertigen, wenn sie sich vor mir rechtfertigt!«, rief Camilla. »Und ich werde mich vor ihr selbst rechtfertigen, nicht vor ihrer Gesandten. Bist du beauftragt, uns in jene Stadt zu führen, so führe uns. Aber wage es nicht, uns auf die Probe zu stellen. Das ist Sache der Göttin, nicht die ihrer Lakaien.« Sie stand vor der Leronis, und für einen Augenblick war es ein Wettstreit an Selbstbewusstsein.
       Magda war sich später nie sicher, was als Nächstes geschah. Blaues Feuer blitzte auf, und Camilla taumelte zurück. Sie fiel eher auf den Schlafsack nieder, als dass sie sich setzte.
       »Du denkst, du kennst die Göttin.« Acquilara war ganz Verachtung. »Du bist nichts anderes als die Bäuerinnen, die zu der hellen Evanda beten, sie möge ihre Gärten blühen und ihr Milchvieh gesunde Kälber gebären lassen und ihnen schöne, starke Liebhaber und kräftige Kinder schenken. Und sie beten zu der schützenden Avarra, sie möge die Schmerzen der Geburt und des Todes lindern. Aber sie wissen nichts von der Göttin. Sie ist die Dunkle,

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