Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
Kerl. Ich hätte ihn mir gerne einmal so richtig vorgenommen.«
»Ist er immer noch im Sklavenhandel tätig?«, fragte Diane.
Sie hatte ihre E-Mail-Eingänge durchgeschaut und dabei auch Alex Kades Botschaft gefunden. Sie sah sich die Bilder an. Er hatte alles außer dem Kopf und ihren Schultern weggeschnitten. Diane war froh darüber. Während sie Kade zuhörte, betrachtete sie das Gesicht auf den Fotos. Sie war noch so jung, aber es war eindeutig Clymene. Clymene, als sie etwa fünfzehn Jahre alt war. Auf den Bildern hatte sie zwar den Mund zu einer Art verführerischem Schmollen verzogen, aber ihre Augen erzählten eine ganz andere Geschichte. Sie waren voller Wut.
»Nein. Greene wurde ermordet. Eine Abrechnung unter Verbrechern, wenn Sie mich fragen. Jemand überschüttete ihn mit Kerosin und zündete ihn an. Er lebte noch ein paar Monate, bevor er eine Infektion bekam und starb. Ein schlimmes Ende für einen absolut schlimmen Kerl.«
Clymenes erster Mord, hätte Diane gewettet. Kingsley hatte ihr erzählt, dass der erste Mord gewöhnlich das Muster für alle weiteren abgab. Dieser Heinrich oder Greene starb gewaltsam und unter großen Schmerzen. Clymene mochte ihre Tötungsmethoden den jeweiligen Umständen anpassen, aber auch Archer O’Rileys Sterben war äußerst schmerzhaft gewesen. Auch ihr vorheriger Mann, Robert Carthwright, starb einen schmerzhaften Tod. Dass dieser Tod ein Unfall war, wurde von Tag zu Tag unwahrscheinlicher. Sie tötete reiche Männer auf möglichst schmerzhafte Weise. Der besondere Pfiff dabei war, dass sie diese Männer zuerst heiratete, um an ihr Geld zu kommen.
»Ich schätze Ihre Arbeit«, sagte Diane. »Das Ganze muss für Sie oft widerlich und emotional höchst belastend sein.«
»Ich bekomme auch von Eltern Bilder geschickt, die sie zusammen mit ihren wiedergefundenen Kindern zeigen. Ich habe sie auf meinen Computer geladen, damit ich sie anschauen kann, wenn ich nach weiteren Vermissten suche. Das lässt mich durchhalten. Ich kenne Ihren Hintergrund ein wenig und weiß, was Sie früher gemacht haben. Das war wohl auch nicht leicht.«
»Nein«, sagte Diane einfach.
»Schlimm ist nur, zu wissen, dass sie nie mehr ein Leben wie früher führen können, selbst wenn ich sie finde und sie nach Hause zurückkehren. Sie werden auf Dauer mit dem leben müssen, was man ihnen angetan hat. Ich habe neulich in den Nachrichten von einem neuen Medikament gehört. Ich glaube, es heißt Propranolol. Es ist eigentlich gegen Bluthochdruck, aber sie meinten, es könne vielleicht auch schlechte Erinnerungen und traumatische Erlebnisse auslöschen. Ich dachte mir damals, es wäre doch gut, wenn man diese Kinder nach ihrer Heimkehr mit so etwas behandeln könnte. Sie hätten dann weit bessere Lebenschancen«, sagte er. »Haben Sie schon einmal davon gehört? Glauben Sie, das ist möglich?«
»Ich habe zwar noch nicht von diesem Propranolol gehört, aber ich bin sicher, dass so etwas möglich ist«, sagte sie.
Diane wusste nicht, ob sie das wirklich glaubte, aber Alex Kade war ein Mann, der entführten und missbrauchten Kindern und ihren Familien unbedingt ein normales Leben zurückgeben wollte. Diane wollte ihm diese Hoffnung auf keinen Fall rauben.
»Weiß man, was mit diesem Mädchen passiert ist?«, fragte Diane.
»Nein, darüber haben wir keinerlei Informationen«, erwiderte er.
»Trotzdem hilft uns das eine Menge«, sagte Diane. »Vielen Dank.«
»Immer zu Diensten«, sagte er.
»War das der Mann, der nach vermissten Kindern sucht?«, fragte Jin, als Diane aufgelegt hatte.
»Ja. Er hat ein Bild von Clymene gefunden, das sie mit ungefähr fünfzehn zeigt«, sagte sie. »Kingsley und ich glauben, dass ihr Vater sie irgendwelchen Mädchenhändlern verkauft hat.«
»Da könnte man wirklich Mitleid mit ihr bekommen«, sagte Jin. »Sie will sich jetzt wohl dafür rächen.«
»Einerseits tut sie es aus Rache. Andererseits ist sie heute eine vernünftige, erwachsene Frau und weiß, dass das, was sie tut, falsch ist. Stellen Sie sich nur einmal vor, was sie erreichen könnte, wenn sie ihre großen Fähigkeiten wie Colonel Kade einsetzen würde, um Gutes zu tun.«
»Da haben Sie wohl recht. Hey, wollen wir nicht zusammen essen gehen? Ich sterbe vor Hunger«, sagte er.
»So geht es mir auch«, sagte sie. »Wir schauen mal, ob Neva und David uns nicht begleiten wollen. Ich habe David noch gar nicht danach gefragt, ob er über diese Artefakte etwas Neues herausgefunden
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