Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
Verantwortungsbereich fällt, ganz zu schweigen davon, wer gerade was untersucht.«
»In letzter Zeit gehen bei Ihnen die Ermittlungsbeamten tatsächlich aus und ein. Der Bürgermeister war etwas verärgert über diesen Zeitungsartikel über das Museum und diese … diese ›aus Raubgrabungen stammenden Altertümer‹, wie es dort hieß.«
»Haben Sie ihm nicht gesagt, dass ihn die Museumsangelegenheiten gar nichts angehen?«, fragte Diane.
»Das Problem mit dem Bürgermeister ist, dass er glaubt, alles in dieser Stadt gehe ihn etwas an«, sagte Garnett und kicherte. »Dieser Jacobs untersucht die Sache mit den Altertümern, nicht wahr?«
»Ja«, erwiderte Diane.
»Und er glaubt, Clymene habe etwas damit zu tun?«
Diane merkte seiner Stimme an, wie verwirrend er das fand. Nichts, was sie bisher entdeckt hatten, deutete auf eine solche Verbindung hin.
»Das ist nur eine der verschiedenen Möglichkeiten, denen er nachgeht«, sagte Diane. »Clymene kennt sich in der Archäologie aus und verfügte vielleicht auch über die Kontakte, um sich mit dem Museum anzulegen. Allerdings haben wir dafür keinerlei Beweise. Bisher führten alle Untersuchungen in die Sackgasse.«
»Also, was ist nun mit diesem Geld?«, fragte er.
Diane erzählte ihm von dem Päckchen mit den Hundert-Dollar-Noten.
»Also der Typ überfällt Sie, und dann schickt er Ihnen Geld. Der Kerl ist ja ein wandelnder Widerspruch.«
Diane lächelte. »Das haben Sie schön gesagt. Ich habe keine Ahnung, worum es bei diesem Überfall und diesem Geld geht, aber wir verfolgen einige erfolgversprechende Spuren«, sagte sie. »So, ich glaube, jetzt sind Sie wieder auf dem Laufenden. Einige unserer Suchläufe sind noch nicht abgeschlossen. Ich informiere Sie sofort, wenn sich noch etwas ergeben sollte.«
Diane und der Leiter der Rosewooder Kriminalpolizei hatten eine gute Arbeitsbeziehung, worüber sie sich manchmal immer noch wunderte. Am Anfang, bevor es dieses Kriminallabor gab, war sie mit der hiesigen Polizei und Stadtverwaltung überhaupt nicht klargekommen. Das hatte hauptsächlich mit ihrer Weigerung zu tun gehabt, das Museumsgrundstück an einen bestimmten Grundstücksmakler zu verkaufen.
Dieser erzählte jedem, der es hören wollte, dass der Stadt neue Arbeitsplätze, Steuern und andere Vorteile entgehen würden, wenn sie das Anwesen nicht verkaufen würde. Im Gegenzug wies Diane darauf hin, dass das Museum neue Arbeitsplätze schaffe und mit dem Restaurant und dem Museumsladen auch zwei neue Privatunternehmen entstünden. Wenn sie umziehen müsse, würde sie das County verlassen, und alle diese Leute einschließlich der Stadt hätten dann das Nachsehen. Sie war erstaunt, dass niemand auf sie hören wollte, bis sich dieser Immobilienmakler als Betrüger herausstellte. Aber das war nun alles vergeben und vergessen. Der Bürgermeister fand sie nützlich, und auch mit Garnett kam sie gut aus, nicht zuletzt, weil dieser ein guter Puffer zwischen ihr und den übrigen Rosewooder Größen war. Gegenwärtig war also alles in Ordnung. Trotzdem wartete Diane immer noch auf das dicke Ende.
Als sich ihr Magen bemerkbar machte, hörte sie auf, über die empfindlichen Machtstrukturen in Rosewood nachzudenken, und ging ins Restaurant hinunter, um mit ihrem Tatortteam zu Mittag zu essen. Die Atmosphäre im Museumslokal empfand sie immer als sehr erholsam. Gerade heute wirkte das murmelnde Gesprächsgeräusch der vielen Restaurantbesucher richtiggehend entspannend. Am Eingang wurde Diane von einer Kellnerin begrüßt, die gerade auf jeden Tisch eine Vase mit wilden Frühlingsblumen stellte.
Während Diane einen Lachssalat verspeiste, erzählte sie Neva von den Knochen des kleinen Mädchens aus Ohio, das sie unbedingt identifizieren wollte. Sie bat sie, Zeichnungen von ihrem Gesicht und ihrer ganzen Gestalt anzufertigen.
Sie beschrieb Neva die Eigenheiten des Mädchens, die sie dabei berücksichtigen sollte. Ein Bein war etwas kürzer als das andere. Sie sollte ihren gebrochenen Unterarm reiben, weil dieser weh tat. Ihre Augen sollten ängstlich dreinschauen und ihr Gesicht großen Schmerz ausdrücken. Dianes Gesichtsrekonstruktionsprogramm war sehr ausgereift, aber Nevas Zeichnungen verliehen den Dargestellten erst richtiges Leben. Diane wollte die Sache mit dem kleinen Mädchen nicht als weniger dringlich vernachlässigen. Es war dringend, und es war wichtig.
Nach dem Essen schaute sie erst bei Andie vorbei und machte sich dann ins Kriminallabor auf. In der
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