Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
Sklavin bestand. Wenigstens nicht an einem Hof, der die Beine für Hayll breit gemacht hatte.
Er hat gerne zugeschlagen. Es hat ihm Spaß gemacht, allem und jedem wehzutun, die schwächer waren als er. Gewöhnlich hat er sie verprügelt, bevor er sie schließlich bestieg, weil es ihn erregt hat.«
»Warum hat sie ihn nicht verlassen?«, wollte Jared wissen.
»Sie hatte einen Vertrag unterschrieben, an diesem Hof zu dienen. Die Königin hat sich geweigert, sie aus ihren Verpflichtungen zu entlassen. Bei ihm zu bleiben, hat sie wenigstens
vor den anderen Männern geschützt.« Etwas Wildes glomm tief in Theras Augen auf. »Er hat nicht geglaubt, dass sie sich ihm jemals widersetzen würde. Doch als meine Geburtszeremonie erfolgte und der Zeitpunkt kam, an dem sie ihm offiziell seine väterlichen Rechte einräumen sollte, damit er ein Anrecht auf mich hatte, leugnete sie die Vaterschaft. Sie behauptete, es sei nicht seine Blutlinie, die in mir flösse. Was konnte er schon tun? Die Vaterschaft zu gewähren, ist eine öffentliche Zeremonie, und es gibt keinen zweiten Versuch, keine Möglichkeit auf Widerruf.
Sie hat mich zu ihrer Schwester geschickt, die ihr Heimatdorf ein paar Jahre zuvor verlassen hatte – ich habe nie herausgefunden, warum.« Thera hielt einen Augenblick lang inne. »Meine Tante hatte einen Geliebten, einen Krieger mit purpurnem Juwel. Die beiden hatten ihre Verbindung nie offiziell gemacht. Es gab keinerlei schriftliche Aufzeichnungen, die sie miteinander in Verbindung gebracht hätten. Er war ein guter Mann, solide, stark und ausgeglichen. Die erste Umarmung, die ich ihm aus freien Stücken gewährte, hat er sich hart erarbeitet.«
Jared lächelte traurig. Er konnte sich die Freude und die Erleichterung vorstellen, die der Mann gefühlt haben musste, als sie endlich über die Niederträchtigkeit ihres Erzeugers hinwegzukommen begann. »Wie hieß er?«
Thera schüttelte den Kopf. »Er hatte eine Schwester, eine Schwarze Witwe mit saphirnen Juwelen, die in einem anderen Dorf lebte. Es war nicht gut, sich mit ihr anzulegen, und Männer, die sich Frauen aufzwangen, Blut oder Landen, waren normalerweise anschließend wochenlang impotent. Sie hat jeden Monat ein paar Tage bei ihrem Bruder und meiner Tante verbracht. Sie hatte viele Freunde in ihrem eigenen Dorf, aber sie hatte auch Feinde. Also hat sie die ersten Tage ihrer Mondzeit lieber an einem Ort verbracht, an dem sie unter dem Schutz des einen Mannes stand, dem sie vertrauen konnte.
Sie war von Geburt an dem Stundenglas zugehörig, genau wie ich. Gleiches spricht immer zu Gleichem. Ich war
kaum bei meiner Tante eingezogen, da bin ich ihr begegnet. Am nächsten Tag hat sie mit meiner Ausbildung begonnen.«
»Du warst sehr jung, um in die Gesetze des Stundenglases eingewiesen zu werden«, murmelte Jared.
Thera nickte. »Ja. Deshalb hat es viel gegeben, was sie mir nicht beibringen konnte. Ich hatte geistig oder emotional noch nicht die nötige Reife, um es zu ertragen. Es ist keine formelle Ausbildung gewesen. Im Grunde habe ich ihr jeweils beim nächsten Mal gezeigt, was ich von dem konnte, das sie mir bei unserem letzten Treffen beigebracht hatte. Manchmal sind wir die nächste Lektion angegangen, manchmal hat sie noch einmal von vorne angefangen.
Sie hat nie wirklich etwas gesagt, aber uns war allen klar, dass die Unterrichtsstunden geheim bleiben mussten, dass es nicht bekannt werden durfte, dass ich eine Schwarze Witwe war. Als ich in die Pubertät kam und es normalerweise offensichtlich geworden wäre, dass ich ein Kind des Stundenglases war, hatte ich längst gelernt, meine mentale Signatur so geschickt zu verändern, dass ich sogar jemanden mit dunkleren Juwelen hinters Licht führen konnte.
Damals hatte das Grauen bereits begonnen – Königinnen und Männer mit dunklen Juwelen ließen verlauten, Schwarze Witwen seien gefährlich und dass sie aufgrund ihrer Reisen in das Verzerrte Reich labil seien. Angeblich verfügten nur hayllische Hexen über die nötige Lebensdauer und Reife, um mit der Kunst der Schwarzen Hexen umzugehen. Die Männer begannen, junge Schwarze Hexen zu brechen – nur zu deren Bestem natürlich.«
»Diese Bastarde«, knurrte Jared leise.
»In dem Monat, bevor ich achtzehn wurde, ist die Schwarze Witwe ohne Vorankündigung bei uns aufgetaucht. Sie meinte, sie habe an mich gedacht, während sie ein Verworrenes Netz aus Träumen und Visionen gewoben habe. Sie sagte, wenn ich das Opfer nicht vor dem nächsten
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