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Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis

Titel: Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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lachte bitter. »Ich habe viel gesabbert. Bin mit glasigem Blick herumgetaumelt. Wann immer sich ein Mann hingesetzt hat, bin ich auf seinen Schoß geklettert und habe ihn gefragt, ob er sich nicht vielleicht kastrieren lassen möchte, weil ich sicher sei, dass er sich viel besser fühlen würde ohne diese scheußlichen Triebe.
    Der verfluchte Hurensohn konnte mich gar nicht schnell genug wieder loswerden.
    Im Laufe des letzten Jahres hatte ich neun verschiedene Besitzer. Manchmal hat der alte Besitzer daran gedacht, dem neuen meinen Namen zu verraten. Wenn nicht, habe ich einen anderen Namen angenommen, um meine Spuren noch weiter zu verwischen. Mein Erzeuger hat nämlich versucht, mir auf den Fersen zu bleiben. Meine Tante, ihren Liebhaber oder die Schwarze Witwe hat er niemals gefunden. Andere Namen, andere Orte. Sie sind wie Träume vom Erdboden verschwunden.«
    Jared wusste nicht, was er sagen sollte. Die Trauer, die er für sie empfand, tat ihm körperlich weh. »Du wirst nie nach ihnen suchen, oder?«
    »Nein. Mein Erzeuger hat mich beim vorletzten Besitzer aus den Augen verloren. Der Name passte nicht. Die Beschreibung passte nicht. Und außerdem habe ich den letzten Bastard noch dahingehend manipuliert, dass er mich auf die Auktionsbühne brachte … kein Name, kein Land, kein Volk. Ich wurde ein Niemand und ein Jedermann. Eigentlich hatte ich vor, mir einen willensschwachen Narren zu fangen, der sich im Nachhinein gar nicht mehr daran erinnern können würde, auf der Auktionsbühne eine Frau gekauft zu
haben. Sobald er mich von Raej weggeschafft hätte, wäre ich ebenfalls auf Nimmerwiedersehen verschwunden.«
    Thera biss sich auf die Lippe und schüttelte den Kopf. »Aber Lia hat mich gekauft, also muss ich bei dem Zauber wohl etwas falsch gemacht haben.« Sie entzog sich Jared und beschleunigte ihren Schritt.
    Überwältigt von dem, was er eben gehört hatte, stand Jared eine ganze Minute lang auf der Straße und rührte sich nicht. Erst dann eilte er ihr hinterher. Als er sich eine Armeslänge hinter ihr befand, sagte er: »Dann heißt du gar nicht Thera?«
    Sie blickte über die Schulter. Was er in ihren Augen sah, jagte ihm einen eiskalten Schauder über den Rücken. »Jetzt schon.«
     
    »Landen.« Aus Randolfs Mund klang die Bezeichnung für Menschen jeglichen Volkes, die nicht dem Blut angehörten, wie ein Schimpfwort.
    Ohne auf Randolfs Verdrießlichkeit zu achten, rieb Jared sich das Kinn. Das Dorf lag etwa eine Meile von der Hügelspitze entfernt, die er als mittäglichen Rastplatz ausgesucht hatte. Es wirkte relativ wohlhabend. Zumindest aus der Entfernung. Sein Vater war immer gerecht gewesen, was den Zehnten betraf, den die Landendörfer entrichten mussten, die Ranonwald verpflichtet waren. Doch Jared hatte in anderen Territorien in Lumpen gekleidete, halb verhungerte Menschen gesehen, denen man so viel von ihren Gütern und der Ernte genommen hatte, dass nicht genug übrig war, um das ganze Dorf durch die Wintermonate zu bringen.
    »Vielleicht können wir dort unsere Vorräte auffüllen«, sagte Jared langsam und drehte sich zu Lia um.
    Sie starrte in die Ferne und blieb ihm eine Antwort schuldig.
    Jared wartete, obwohl er wusste, dass ihre Antwort nicht wirklich etwas mit den Vorräten zu tun haben würde – denn die Winde verliefen über das Landendorf, und jeder, den sie schickte, würde versucht sein, auf einen jener mentalen
Pfade aufzuspringen, um ein letztes Mal nach Hause zu reisen.
    Beim Feuer der Hölle, er war ganz gewiss versucht, dabei wusste er, dass am Ende dieser Reise die Freiheit auf sie wartete. Würden Männer wie Brock und Randolf, die immer noch glaubten, Sklaven zu sein, einer solchen Fluchtmöglichkeit widerstehen können?
    »Du wirst Geld brauchen, um für die Vorräte zu bezahlen«, sagte Lia auf einmal.
    Jared verengte die Augen und musterte ihren steifen Rücken, als sie langsam zum Wagen zurückging und im Innern verschwand. Etwas fehlte – als habe sie eine innere Tür zugemacht, von deren Existenz er nichts geahnt hatte und vor der er nun stand. Er konnte es nicht genauer beschreiben, konnte noch nicht einmal sagen, was auf einmal fehlte, aber er hatte das Gefühl, dass sie ihm etwas, das sie bisher immer mit ihm geteilt hatte, ohne Vorwarnung entzogen hatte.
    Und er ärgerte sich über den Verlust, denn er hatte nichts getan, um ihn verdient zu haben.
    Schön, dachte er, als er auf dem Weg zum Wagen an den anderen vorbeistürmte. Wenn sie ihm auf einmal die

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