Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
Vollmond darbrächte, würde ich es niemals tun. Und wenn ich vor dem Opfer nicht meine Jungfrauennacht durchlebte, würde ich mein neunzehntes Lebensjahr nicht erreichen.«
Thera lehnte sich an Jared. Ihre plötzliche Erschöpfung überraschte ihn, und er ließ seinen Arm von ihrer Schulter zu ihrer Taille gleiten, um sie zu stützen.
»Der Geliebte meiner Tante hat mich durch die Jungfrauennacht gebracht«, sagte Thera leise. »Er war alles andere als glücklich darüber, aber es hat niemand anderen gegeben, dem wie vertrauen konnten. Also hat er seine Pflicht akzeptiert. Er war großzügig und gütig. Als es vorbei war und wir sicher waren, dass mein inneres Netz noch intakt war und ich noch über meine Juwelen und meine Kunst verfügte … Ich glaube seine Erleichterung war beinahe größer als meine.
Eine Woche später sind wir zu einer heiligen Stätte gereist, die sich zwei Tagesritte vom Dorf meiner Tante befindet. Die dortige Priesterin und die Schwarze Witwe waren miteinander befreundet. Ich habe mein Opfer dargebracht und die grünen Juwelen erhalten.
Am Tag nach meinem achtzehnten Geburtstag traf eine Nachricht meines Erzeugers ein. Meine Mutter läge im Sterben und habe nach mir gefragt.«
»Du bist an den Hof zurückgekehrt«, sagte Jared, vor Wut kochend.
»Ich bin zurückgekehrt.«
»Es war eine Falle.«
»Es war eine Falle«, pflichtete Thera ihm bei.
»Deine Mutter lag gar nicht im Sterben, oder?«
»Oh, doch«, erwiderte Thera eine Spur zu gelassen. »Er hatte sie gefoltert. Nach dem, was er ihr angetan hatte, gab es für sie keine andere Möglichkeit, als zu sterben.
Sie hatte nicht nach mir gefragt. Sie hatte mich nicht sehen wollen. Die Seelenqualen in ihren Augen waren mir Warnung genug. Es war der letzte grausame Akt, weißt du? Sie hatte seine Pläne durchkreuzt, die Kontrolle über mich zu haben, also würde er mich nun nehmen. Er wollte, dass sie wusste, dass all die Opfer, die sie auf sich genommen hatte, all die Schmerzen, die sie erdulden musste, umsonst gewesen waren.
Er zerrte mich in das Nebenzimmer. In der Wand neben der Tür war ein Gitter angebracht. Sie musste auf jeden Fall hören, was in dem Raum vor sich ging. Und dann hat er mich vergewaltigt.«
»Moment mal!«, warf Jared ein. »Du hast gesagt, er trug Opal. Du warst ihm in der Juwelenhierarchie überlegen.«
»Sie schleppte sich zu dem Gitter und flehte ihn an, aufzuhören. Sie konnte nicht wirklich sprechen, keine Wörter bilden, aber die Bedeutung ihres Gestammels war dennoch klar. Nicht, dass es einen Unterschied gemacht hätte.«
»Thera!« Roter Nebel hatte sich über die Straße und die Umgebung gelegt. Jared schüttelte den Kopf, um trotz der Wut wieder klar sehen zu können.
Thera starrte ins Leere. »Als er herausfand, dass er zu spät dran war, um mich zu zerbrechen, hat er mich verprügelt.« Ihre Augen wurden eiskalt. Grimmiger Triumph glitzerte darin. »Und ich habe es zugelassen.«
»Warum?« Jareds Stimme überschlug sich.
»Um Zeit zu gewinnen. Ich war weit genug unter seine inneren Barrieren geschlüpft, um herauszufinden, warum er es getan hatte. Aus Rache, Jared. Er wusste, wo meine Tante lebte. Er hatte genug herausgefunden, um von ihrem Geliebten und dessen Schwester, der Schwarzen Witwe, zu wissen. Er hatte vor, sie alle töten zu lassen, weil meine Mutter sich ihm widersetzt hatte. Er wollte sichergehen, dass ich mich an niemanden wenden könnte, falls es mir nochmals gelänge, ihm zu entkommen. Doch er hatte mich in seiner Kontrolle haben wollen, bevor er die Hinrichtungen anordnete. Das ist sein erster Fehler gewesen.
Also habe ich heftig genug gegen ihn angekämpft, um ihn wütend zu machen und ihn durch das vergossene Blut zu erregen. Und während er mich ein zweites Mal vergewaltigte, habe ich meiner Tante eine Botschaft auf einem Spinnrockenfaden geschickt. Sie sollten fliehen, verschwinden und nie wieder zurückkommen. Grün war stark genug, um so weit zu reichen. Ich wusste, dass die beiden die Schwarze Witwe warnen würden.
»Selbst meine Tante hätte mich nicht wiedererkannt, als er fertig war. Meine Mutter starb am nächsten Tag. Tags darauf verkaufte er mich an einen Bekannten. Er hat dem Mann gegenüber nie erwähnt, wer ich war. Da ich nicht deutlich sprechen konnte, gab mein Besitzer mir einen Namen. Als die Blutergüsse und Schwellungen abklangen, hatte ich längst Illusionszauber um mich gewoben. Ich sah nicht wie eine frische, junge Achtzehnjährige aus.« Thera
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