Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
kamen, richteten sich hauptsächlich auf die Überreste des Wagens. Wahrscheinlich benutzte Thera sie als Deckung. Befand sich Lia bei ihr?
Jared stieß sich von den Felsen ab. Ihm war ein wenig schwindelig. »Sollen wir den Ladys ein wenig unter die Arme greifen?«
Randolf packte ihn am Arm und riss ihn zu Boden.
»Mit dem Schild stimmt irgendetwas nicht«, sagte Randolf, die Augen zu Schlitzen verengt. »Habe dergleichen noch nie zuvor gesehen. Habe noch nicht mal gewusst, dass man so was überhaupt machen kann.«
Zuerst fiel Jared nichts auf. Dann gewahrte er das eigenartige Flackern im Innern des Schildes – purpurne Blitze inmitten von Grün. Er konnte beinahe das Hochgefühl der
Männer spüren, die den Schild mit einem Blitz nach dem anderen angriffen.
»Wahrscheinlich ist Purpur ihr Geburtsjuwel«, sagte Jared. »Wenn der Machtvorrat in ihrem grünen Juwel beinahe aufgebraucht ist, wechselt sie eben zu Purpur über.«
»Wenn dem so wäre, gäbe es einen purpurnen Schild hinter dem grünen. Aber es sieht so aus, als mische sie die Macht ihres Geburtsjuwels mit der Macht von Grün. Und ich habe nicht den leisesten Schimmer, wie sie das anstellt, verflucht noch mal!«
Ein Räuber rief etwas. Das Blitzgewitter legte sich. Nach ein paar Sekunden entfesselten sie alle gleichzeitig ihre Macht.
Einmal.
Zweimal.
Beim dritten gemeinsamen Angriff zerbrach der grüne Schild, und die purpurne Macht in seinem Innern verwandelte sich in eine tosende Wand aus Hexenfeuer, die über die Felsblöcke hinwegfegte.
Männer schrien gequält auf, gefangen in der Feuersbrunst.
Das Hexenfeuer erlosch nach ein paar Sekunden.
Es hatte ausgereicht.
Jared schloss die Augen, da er nicht mit ansehen konnte, wie die von den Flammen verwüsteten Körper einer nach dem anderen zu Boden fielen.
»Mutter der Nacht«, flüsterte Randolf angewidert. »Mutter der Nacht.«
Mit einem Schaudern presste Jared die Stirn gegen die Knie.
Von den Felsblöcken über ihm erklang entsetztes Rufen.
Er konnte sich nicht bewegen. Aber er musste sich bewegen. Musste die anderen finden. Musste Lia finden.
In den angespannten Sekunden, die dem Hexenfeuer folgten, gab es keine weiteren Machtblitze mehr. Kein weiteres Rufen.
Stille herrschte, abgesehen von einem rhythmischen Hämmern ganz in ihrer Nähe.
»Die Bastarde, die übrig geblieben sind, sind auf die Winde aufgesprungen und haben die Flucht ergriffen«, sagte Randolf, der sich vorsichtig erhob. Ich glaube nicht, dass es viele gewesen sind.«
Jared hob langsam den Kopf, brachte es jedoch nicht über sich, über die Straße zu blicken. Selbst mithilfe der Felsblöcke als Stütze benötigte er mehrere Versuche, bevor er wieder auf die Beine kam.
»Ich habe noch nie …«
Randolf wischte sich mit einem Ärmel über das schweißfeuchte Gesicht. »Ich auch nicht. Nicht so. Noch nie so.«
Jared fuhr sich mit seiner schmutzigen Hand durch das Haar. Er holte tief Luft und brachte all seine Willenskraft auf, um seine zitternden Beine zum Gehen zu bringen. »Suchen wir die anderen.«
Sei fanden Corry und Cathryn ein Stück weiter an der Straße, halb verdeckt von einem Haufen Steine, die noch vor kurzem gewaltige Felsblöcke gewesen waren.
»Du brauchst jetzt keinen Schild mehr, Corry«, sagte Jared, der bemerkte, dass in dem aquamarinfarbenen Juwel, das der Junge um den Hals trug, nicht einmal mehr ein letzter Rest Kraft flackerte.
»I-ist es vorbei?«, flüsterte Corry. Die Sommersprossen auf seiner Nase und seinen Wangen setzten sich stark von der totenblassen Haut ab.
»Es ist vorbei«, versicherte Jared.
Corry setzte sich langsam aufrecht hin. Cathryn blieb weiterhin zu einer festen Kugel zusammengerollt.
Der Junge berührte Cathryn an der Schulter. »Es ist wieder gut. Es ist gut.«
Cathryns Blick blieb erschreckend leer.
Corry rüttelte sie sanft. »Cathryn? Es ist wieder gut.«
Jared kauerte sich nieder und fragte sich, ob er es wagen sollte, sie zu berühren.
Eine ganze Minute verstrich, bevor Cathryn bebend Luft holte und blinzelte. Sie sah Jared an und brach in Tränen aus.
Corry schlang die Arme um sie und wiegte sie sanft.
Dann presste er das Gesicht an ihre Schulter und begann ebenfalls zu weinen.
Jared legte Corry eine Hand auf das leuchtend rote Haar. Da er nichts für die beiden tun konnte, ging er weiter.
Kurz darauf taumelte Eryk auf die Straße. Er wäre gefallen, wenn Randolf ihn nicht aufgefangen hätte. Der Junge sah Jared an, und seine Augen füllten sich
Weitere Kostenlose Bücher