Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
Bewusstsein verlor, war Lady Lia, die auf diesen Felsblock zurannte, und Garth, der die verdammte gebrochene Wagenachse wie einen Knüppel über seinem Kopf schwang.«
Brock spuckte erneut aus und fuhr dann mit leiser Stimme fort: »Sie hat den gebrochenen Mistkerl mit einem Schutzschild abgeschirmt. Und die Achse war ebenfalls mit Kunst belegt. Sie konnten ihm nichts anhaben, und er hat ihnen die Köpfe eingeschlagen, als handele es sich um reife Tomaten. Warum hat sie das getan, Jared? Warum hat sie einen Mann beschützt, der ohnehin schon halb tot ist? Warum hat sie sich für ein junges Halbblut in Gefahr begeben?«
Es gibt keine Bauern.
Jared antwortete nicht. Da war etwas, das er vergessen hatte. Etwas Wichtiges. Aber wie, im Namen der Hölle, sollte ein Mann bei diesem verdammten Hämmern einen klaren Gedanken fassen können?
Eine Frau hatte wutentbrannt aufgeschrien.
Ein Mann hatte einen Schlachtruf ausgestoßen.
Ein Kind hatte vor Angst gebrüllt.
Dann fiel ihm wieder die andere Gefahr ein, die hier zwischen den Felsen lauerte.
Jared rannte auf den abgeflachten Felsen zu und erklomm ihn so schnell wie möglich.
Garth sah er zuerst.
Der Hüne stand am Rand eines großen Nestes Vipernratten und hämmerte auf die matt quiekenden Leiber ein, bis sie völlig unkenntlich wurden. Ihm rannen Tränen das Gesicht hinab, und jeder Atemzug entrang sich ihm als ein Schluchzen.
Als Jared nach rechts blickte, sah er Lia, die sich langsam von dem Nest fortzog. Sie schleppte Tomas mit sich.
Jared ließ sich von dem Felsen gleiten und landete unsanft auf Händen und Knien. »Lia!« Als sie nicht reagierte, kroch er ihr hinterher und packte sie am Fuß. »Lia!«
Sie antwortete ihm nicht, schien ihn gar nicht zu registrieren.
Jared beugte sich vor, um sie hinten am Mantel zu packen, doch er verlor das Gleichgewicht und landete auf ihr.
Sie versuchte immer noch, davonzukriechen.
»Lia!«, rief Thera.
Jared rollte von Lia herunter und blickte empor.
Blaed und Thera kamen auf ihn zugestolpert.
»Lass gut sein, Lia«, keuchte Thera, die sich neben der nun reglos daliegenden Frau auf die Knie fallen ließ. Als es ihr nicht gelang, Lias verkrampfte Finger aufzustemmen, zerriss sie mithilfe der Kunst Tomas’ Tunika an der Stelle, an der Lia sie gepackt hielt.
Blaed zog den Jungen ein Stück weit weg. Thera folgte ihm.
Schwer atmend drehte Jared Lia auf den Rücken.
Ihre Tunika war so zerrissen, dass sie bis zur Taille hinab beinahe nackt war.
Er sah in glasige graue Augen, die ihn anstarrten, ohne ihn wirklich zu sehen.
Starr bemerkte er die Blutflecke, die grotesk angeschwollenen Bisse der Vipernratten an ihrem Kiefer und Hals, die geschwollene Stelle an ihrer linken Brust. Unter Höllenqualen lauschte er Lias angestrengten Atemversuchen. Verzweifelt versuchte er sich an etwas, irgendetwas , aus der Heilkunst zu erinnern, das sie retten könnte.
Thera kniete neben ihm nieder. Ihr rannen die Tränen das Gesicht hinab.
»Tomas?«, fragte Jared.
»Wir werden ihn als einen Angehörigen des Blutes ehren«, erwiderte Thera.
Jared wartete, dass Thera etwas tun würde.
Doch sie kniete einfach nur neben ihm, die Hände gegen die Schenkel gepresst.
»Hilf ihr«, sagte Jared, den Theras ruhige Fassade in Angst und Schrecken versetzte.
Thera leckte sich die Tränen aus den Mundwinkeln. »Ich kenne mich kaum in der Heilkunst aus, Jared. Mein Wissen über Gifte beschränkt sich auf diejenigen, die eine Schwarze Witwe kennen muss. Es ist zu viel Gift in ihr. Es tut mir l-leid. I-ich k-kann nichts für sie tun.«
Thera sackte in sich zusammen. Jared merkte erst jetzt, dass das Hämmern aufgehört hatte, als die gebrochene Achse, die nun blutverschmiert war, neben ihm auf den Boden aufschlug, und eine schwere Hand ihn so fest an der Schulter packte, dass seine Knochen knirschten.
Er blickte zu Garth empor, dem die Tränen über das Gesicht rannen.
»Dddu Hhhilfe finden«, sagte Garth, der um jedes einzelne Wort ringen musste. »Dddu gehen. Dddu nehmen -« Er deutete auf Lia. »Hhhilfe finden. Sssicheren Ooort finden.«
Hilfe. Ein sicherer Ort.
Auf einmal keimte ein Hoffnungsschimmer in Jared auf.
Er schloss die Augen, um sich besser konzentrieren zu können, und sandte einen Aufruf einen roten Speerfaden entlang. Nach Norden, nach Ranonwald. *Belarr!*
Er wartete einen Augenblick und versuchte es dann ein weiteres Mal. *Belarr! Ich brauche Hilfe!*
Keine Antwort.
Selbst wenn Belarr immer noch wütend auf ihn
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