Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
trotzdem so schwer verletzt sein, dass er sich nie wieder vollständig erholen würde.
Und was würde mit Lia geschehen? Daemon machte kein Geheimnis um seine Abscheu vor dem weiblichen Geschlecht.
Jared leckte sich die trockenen Lippen. »Es geht dich nichts an, Daemon.«
Daemons Lippen umspielte ein ebenso umwerfendes wie mörderisches Lächeln. »Welpe, als du um Hilfe gejault hast und ich dir geantwortet habe, hast du selbst dafür gesorgt, dass es mich etwas angeht.«
Beim Feuer der Hölle und der Mutter der Nacht, möge die Dunkelheit Erbarmen haben! Warum hatte er daran nicht schon früher gedacht?
»Allerdings«, fügte Daemon hinzu, »hatte ich nicht erwartet, dass du eine lädierte Schlampe in einem Sichtschutz mit dir herumschleppst.«
»Sie ist keine Schlampe«, erwiderte Jared zornig und stieß sich von der Wand ab.
Die Phantomhand warf ihn wieder zurück; so heftig, dass er sich fragte, ob er nun abgesehen von der zerdrückten Kehle auch noch ein paar gebrochene Rippen aufwies.
Daemon sagte nichts.
»Ich habe es dir bereits gesagt«, stieß Jared zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Die Hexe, der ich gehöre, hat mir befohlen, sie an einen Ort …«
Die Phantomnägel gruben sich ihm ins Fleisch und ritzten seine Haut. Ihm rann Blut den Hals hinunter.
»Lügner«, knurrte Daemon leise.
Jared erzitterte, als er sah, wie die goldenen Augen einen glasigen Blick voll kalter Wut annahmen. Er biss sich auf die Zunge, um kein Winseln auszustoßen.
»Ich gehöre ihr«, brachte er matt hervor, als sich die Finger noch fester um seine Kehle legten.
Verachtung mischte sich mit der Wut in Daemons Augen. Er warf einen vielsagenden Blick auf Jareds Lendengegend. »Du trägst keinen Ring, Krieger. Und du hast nur noch einen Versuch.«
»Ich trage sehr wohl einen Ring«, sagte Jared und rang nach Luft. »Ich trage den Unsichtbaren Ring.«
Wider Erwarten lockerte die Phantomhand ihren gnadenlosen Griff.
Daemon musterte Jared. Dann hob sich eine fein geschwungene Augenbraue, und er fragte milde: »Welchen? Silber oder Gold?«
Welchen?, dachte Jared verzweifelt. Welchen? Woher im Namen der Hölle sollte er das wissen? Der Ring war unsichtbar!
»Ich …«
Aus dem Zimmer drang ein lauter Knall.
Ohne nachzudenken drehte Jared sich zur Tür. Er öffnete das rote Schloss und stürzte hinein.
Lia kam auf die Tür zugekrochen, die Augen glasig und leer. Ihr rechter Arm war angewinkelt, als schleife sie immer noch Tomas’ Körper von dem Nest der Vipernratten weg.
Als er neben ihr niederkauerte, hörte er, wie die Tür leise zuging. Dann rastete ein Schloss ein.
Langsam stand er auf und drehte sich um.
Daemon lehnte an der geschlossenen Tür, die Hände immer noch in den Hosentaschen vergraben. Schweigend beobachtete er Lias Anstrengungen.
»Wer ist sie?«, wollte Daemon leise wissen.
Jared atmete langsam und tief durch. »Lady Arabella Ardelia. Sie ist die Enkelin der Grauen Lady.«
Daemon rührte sich nicht, doch Jared konnte spüren, dass sich etwas verändert hatte. Es war nicht wirklich Überraschung, sondern vielmehr eine rasche Neubeurteilung der Lage.
»Vipernratten?«, fragte Daemon, dessen Augen sich zu Schlitzen verengten, als er Lia musterte.
Jared nickte. Gegen den Sadisten hatte er zwar keine Chance, doch Daemon würde es dennoch mit ihm zu tun bekommen, bevor er Lia etwas antun konnte.
Daemon schlüpfte aus seinem maßgeschneiderten schwarzen Jackett, warf es über einen Stuhl und machte sich daran, die Ärmel seines weißen Seidenhemdes aufzurollen. »Leg sie aufs Bett. Wir diskutieren später weiter.« Im nächsten Augenblick betrat er das Badezimmer. Er kehrte zurück, bevor Jared Zeit gehabt hatte, Lia hinzulegen.
»Warte«, sagte Daemon. Er entfaltete zwei Laken und legte sie dann erneut zusammen, um ein Polster zu bilden. Nachdem er sie auf die linke Seite des Bettes gelegt hatte, strich er sie glatt.
Mit welcher Art von Zauber Daemon die Laken wohl belegte?, fragte Jared sich und hielt Lia ein wenig enger an die Brust gedrückt.
Zufrieden meinte Daemon: »Leg sie auf die Laken. Das ist einfacher, als später das Bett abzuziehen und sie zu stören.«
Jared tat, wie ihm geheißen. Er verkniff sich ein Fauchen, als Daemon sich neben Lia auf das Bett kniete. »Gibt es eine Heilerin im Dorf?«
Daemons Hand glitt über Lias Kopf und wanderte zu ihrem angeschwollenen Hals weiter. »Selbst wenn es eine geben sollte, bezweifle ich stark, dass sie sonderlich hilfreich
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