Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
waschen. Ich sehe nach, ob ich uns etwas zu essen besorgen kann.«
Jared griff nach dem Morgenmantel. Vielleicht würde sich sein völlig verspannter Körper durch ein heißes Bad dazu überreden lassen, noch ein wenig weiter zu funktionieren. »Ich bin nicht hungrig.«
»Müdigkeit ist keine Entschuldigung für törichtes Verhalten.
« Daemon stellte die letzten leeren Gläser in die ledernen Tragekisten zurück. Dann ließ er die Kisten zusammen mit Mörser und Stößel verschwinden. »Wenn du morgen, sobald sie dich braucht, nicht völlig nutzlos sein möchtest, solltest du etwas essen und dich heute Nacht ausruhen.«
Jared widersprach nicht. Wozu jemandem widersprechen, der recht hatte?
Stattdessen nickte er zustimmend und stolperte in das Badezimmer. Er steckte den Stöpsel in den Ausfluss am Boden der Wanne und drehte den Hahn auf. Beinahe hätte er aufgejault, als kaltes Wasser herausschoss.
Er sank in die Knie und starrte das steigende Wasser an. Wie sollte er sich überwinden, sich in diese Wanne mit eiskaltem Wasser zu setzen?
Jared rieb sich mit der Hand über das Gesicht, um seine Müdigkeit zu verscheuchen und einen klaren Gedanken fassen zu können. Wenn der Wirt kein heißes Wasser zur Verfügung stellte, konnte das nur bedeuten, dass die Gäste sich selbst behelfen sollten.
Jared ließ die Hände sinken. Natürlich. Das hier war keine Herberge für Adelige, in der Dienstboten für die Wärmezauber verantwortlich waren, welche die Wassertanks für die Gäste heiß hielten. Er würde sich der Kunst bedienen müssen, um das Wasser zu erhitzen. Im Grunde eine Kleinigkeit. Gewiss nichts, über das sich ein Krieger mit rotem Juwel normalerweise erst einmal den Kopf zerbrechen musste.
Er benötigte mehrere Versuche, bis das Wasser die von ihm gewünschte Temperatur erreichte, da er mental und körperlich zu ausgelaugt war, um auch nur den einfachsten Zauber auf Anhieb richtig hinzubekommen.
Schließlich setzte er sich in die Wanne und ließ den Schweiß und den Dreck, die Muskelschmerzen und die Anspannung, die ihn beherrschte, seitdem er den Messingknopf zwischen den Felsen entdeckt hatte, von dem heißen Wasser fortspülen.
Als er wieder in das Schlafzimmer zurückkehrte, standen
ein quadratischer Holztisch und gemütliche Sessel vor dem Kaminfeuer. Auf dem Tisch befanden sich zwei dampfende Schüsseln Rindereintopf, ein kleiner Brotlaib, ein Teller mit Butter, Käse, Obst sowie eine Flasche Wein und zwei Gläser.
Daemon saß bequem in einem Sessel und rauchte eine seiner schwarzen Zigaretten. »So würde ich dich beinahe wiedererkennen«, sagte er und warf die Zigarette ins Feuer. »Komm und iss etwas.«
Zuerst trat Jared auf das Bett zu, um nach Lia zu sehen. Ihm fiel eine Tasse auf dem Nachttisch auf.
»Ein Heiltrank«, erklärte Daemon.
»Sie ist wach gewesen?« Jared zügelte das Gefühl, das in ihm aufstieg, bevor er Gelegenheit hatte, es genauer zu bestimmen; bevor er sich damit auseinander setzen musste.
»Nein. Ich habe sie so weit aus dem Heilschlaf geholt, dass sie trinken konnte, aber sie hat nichts um sich her mitbekommen.«
Sie wusste also nicht, dass er nicht im Zimmer gewesen war. Wusste nicht, dass es Daemon gewesen war, der sie gehalten und dazu gebracht hatte, etwas zu trinken.
Ein wenig der Anspannung fiel von Jared ab, und er setzte sich zu Sadi an den Tisch.
»Iss«, sagte Daemon und griff selbst nach einem Löffel.
Ein paar Minuten lang konzentrierten sie sich ganz auf das Essen.
»Wird sie sich vollständig erholen?«, fragte Jared, während er sich sorgfältig eine dicke Scheibe Brot mit Butter beschmierte.
»Das wird sich morgen früh zeigen.«
Jared zwang sich, trotz des Kloßes in seinem Hals einen Mund voll Brot hinunterzuschlucken. Im Moment konnte er weder freundliche Worte noch Verständnis von Daemon ertragen. »Hast du noch etwas anderes herausgefunden?«, fragte er.
Daemon hob eine Augenbraue. »Denkst du da an etwas Bestimmtes?« Er klang amüsiert. »Habe ich herausgefunden,
dass sie noch Jungfrau ist? In Anbetracht der vielen Jahrhunderte, die ich mit Schlafzimmerspielchen verbracht habe, grenzt es schon an eine Beleidigung, wenn du meinst, ein derartiges Detail würde mir entgehen. Oder wolltest du fragen, ob ich herausgefunden habe, dass sie sich neulich am Knie verletzt, es aber nicht ausreichend geschont hat, um es vollständig abheilen zu lassen? Oder dass sie der Dunkelheit noch nicht ihr Opfer dargebracht hat? Hast du das gemeint?«
Jared
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