Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
wäre. Ihr braucht jemanden, der über gewisse Fähigkeiten in der Heilkunst verfügt und sich mit Giften auskennt.« Seine Hände glitten über ihre Schultern, ihre Brüste.
Thera hatte das Gleiche gesagt, rief Jared sich ins Gedächtnis, während er zusah, wie Daemons Hände Lias Körper abtasteten. Die Art, wie Daemon sie erkundete, hatte nichts Persönliches oder Sexuelles an sich, doch Jared konnte die Erinnerungen nicht verdrängen, als er beobachtet hatte, wie diese Hände mit ihren langen, schwarz gefärbten Fingernägeln zu einem ganz anderen Zweck einen Frauenkörper gestreichelt hatten.
Besonders als die starken, schlanken Finger durch das lockige Dreieck zwischen Lias Beinen glitten und sich auf ihre Scham legten.
Die intime Berührung entlockte Jared ein Knurren.
»Wenn du nicht weißt, wie man sich in einem Krankenzimmer zu benehmen hat, verschwinde«, sagte Daemon gelassen. Er bedachte Jared mit einem durchdringenden Blick, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder Lia zuwandte.
Betroffen biss Jared die Zähne zusammen. Natürlich wusste er, wie man sich in einem Krankenzimmer zu benehmen hatte! Seine Mutter war schließlich Heilerin. Er
schloss die Augen und holte tief Luft, um sich zu beruhigen.
Die erste Regel am Krankenbett lautete, dass keinerlei Zorn, Angst oder gewaltsame Gefühle erlaubt waren, weil sie in den Heilungsprozess einfließen und die Anstrengungen der Heilerin behindern oder gar zunichte machen konnten.
Als er die Augen wieder öffnete, setzte Daemon sich gerade zurück.
»Wenn ihr niemand beigebracht hätte, Gift einzudämmen, wäre sie längst tot«, sagte Daemon.
»Ihre Mutter ist eine Schwarze Witwe.« Die Bisse sahen größer und dunkler aus. »Gibt es denn niemanden …« Jareds Stimme versagte.
Daemon erhob sich von dem Bett. Er rief zwei lederne Tragekisten herbei, öffnete sie und besah sich die zahlreichen Gläser. »Ich verfüge über genug Heilkunst.« Belustigung und noch etwas, das Jared nicht genauer benennen konnte, flackerten in Daemons Augen auf. »Und Gifte sind eines meiner Hobbys. Die Bisse müssen geöffnet werden, damit das Gift abfließen kann. Wenn du bislang keinen guten Magen hattest, hast du fünf Minuten, dir einen zuzulegen.«
Jared musste hart schlucken. Mit gerunzelter Stirn betastete er behutsam seinen Hals.
Daemon schenkte ihm einen wissenden Blick, bevor er einen Mörser und einen Stößel herbeirief. »Du bist körperlich unversehrt. Na ja, jedenfalls so gut wie. Ich bin nicht davon ausgegangen, dass ich dir tatsächlich die Kehle zerquetschen müsste, damit du endlich Vernunft annimmst. Es gibt viele Arten von Illusionszaubern, Jared.«
Jared zuckte zusammen, als er mit den Fingern eine der Schnittwunden berührte, die ihm die Phantomnägel zugefügt hatten. »Aber du hättest es getan.«
Daemon füllte den Mörser mit getrockneten Kräutern aus einem der Gläser. »Wenn du der Grauen Lady ein Leid zugefügt hättest, ja, dann hätte ich es getan.«
»Warum hast du solches Interesse an der Grauen Lady?«
Daemons goldene Augen wurden hart wie geschliffener Stein. »Weil sie sich Dorothea widersetzt.«
»Mehr können wir nicht tun«, sagte Daemon erschöpft und wischte sich die Hände an einem schmutzigen Handtuch ab.
Jared stützte sich mit den Unterarmen auf dem Bett auf, da er zu müde war, um aufrecht zu sitzen.
Sie hatten alles getan, was sie tun konnten, aber hatten sie genug getan?
Sie hatten stundenlang gearbeitet, hatten Kräuterpackungen aufgelegt, um das Gift herauszuziehen und den Eiter und die Flüssigkeit abfließen zu lassen, die laut Daemon das Ergebnis der Heilkunst waren, die Lia selbst angewandt hatte. Diesen Kreislauf hatten sie dreimal mitgemacht. Zwischen den einzelnen Runden hatte Daemon Lia gestreichelt und sie besänftigt, während sie vor Fieber glühte. Jared war sich sicher, dass Reyna niemals ihre Hände auf diese Weise eingesetzt hatte. Doch er hatte die Zähne zusammengebissen und seine Gefühle gezügelt, während er zu helfen versuchte, indem er sämtliche einfachen Arbeiten erledigte, die nötig waren.
Letzten Endes waren die Schwellungen jedoch zurückgegangen, und die hässlichen, bösartig aussehenden Bisse waren verblasst, bis sie nur mehr die Farbe heller Blutergüsse hatten. Lia atmete mühelos und hatte kein Fieber mehr.
Jared strich über die ohnehin glatte Decke und erhob sich. Er taumelte vor Erschöpfung.
»Hier«, sagte Daemon und rief einen langen Morgenmantel herbei. »Geh dich
Weitere Kostenlose Bücher