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Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis

Titel: Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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dem ansonsten tagsüber die Pferde untergebracht waren, die man sich leihen konnte.
    Die Stücke der Stalltür, die im Hof verstreut lagen.
    Die fehlenden Leute.
    Und das Gefühl einer tieferen Leere.
    »Das Land ist verwundet worden«, sagte Lia mit erstickter, schmerzvoller Stimme. »Oh, Jared, das Land ist tief verwundet.«
    Auf Heufeldern, die nach der Ernte voll Stoppeln sein sollten, wuchsen stattdessen blasse, gelbe Gräser. Bäume, die über Generationen hinweg Orientierungspunkte gewesen waren, malten mit ihren toten Ästen Narben an den Morgenhimmel.
    »Die Angehörigen des Blutes haben hier gekämpft«, flüsterte Lia. Ihre Hand zitterte, als sie sich eine Träne von der Wange wischte.
    Auf ihre unausgesprochene Frage hin unterdrückte Jared sein Gefühl der Trauer und hielt seine wachsende Angst im Zaum. »Das hier ist nicht passiert, weil wir hergekommen sind. Sieh dir das Land an, Lia. Das hier ist während der Vegetationszeit passiert, nicht während der Ernte. Als wir uns in dem Landendorf mit Vorräten eingedeckt haben, hat
mich die alte Frau davor gewarnt, dass es in Shalador Ärger gäbe.« Er griff nach ihrer Hand. »Komm schon. Ranonwald liegt etwa eine halbe Meile entfernt von hier.«
    Es wäre ein Leichtes gewesen, das Dorf mental zu erkunden oder zumindest nach den bekannten Signaturen seiner Familie zu suchen. Doch er tat weder das eine noch das andere.
    Als Lia zum zweiten Mal stolperte, weil er zu schnell ging, blieb sie stehen und weigerte sich weiterzugehen.
    »Geh du vor, Jared. Finde heraus, was mit deinen Leuten ist.«
    »Ich werde nicht von deiner Seite weichen.«
    »Ich komme schon zurecht. Hier gibt es nichts, was mir Schaden zufügen könnte.«
    »Ich werde nicht von deiner Seite weichen.«
    Während sie einander anstarrten, schienen die Worte in einem Echo widerzuhallen.
    Jared schluckte, um den bitteren Geschmack aus seinem Mund zu vertreiben. Insgeheim musste er sich eingestehen, dass sich unter den aufrichtig gemeinten Worten eine Lüge verbarg. Obwohl er es nicht wollte, würde er von ihrer Seite weichen – sobald er sie sicher nach Hause gebracht hatte.
    »Jared!«
    Jared wirbelte herum, sodass sich Lia hinter ihm befand. Beim Feuer der Hölle, wo hatte er bloß seinen Verstand gelassen? Niemand hätte sich ihnen derart weit nähern dürfen, ohne dass er es merkte; vor allem wenn dieser jemand mit dem Pferd auf sie zugaloppiert kam.
    »Es ist Blaed!«, meinte Lia. Sie trat hinter Jared hervor und winkte.
    Blaed blieb ein paar Meter von ihnen entfernt stehen, glitt vom Rücken der rötlich grauen Stute und ließ die Zügel zu Boden sinken. Er bedachte Jared mit einem kurzen Blick, dann galt jedoch seine ganze Aufmerksamkeit Lia. In seinen Augen lag eine Gier, die Jared nervös machte.
    Es war keine sexuelle Begierde, stellte Jared fest, als Blaeds Blick über ihren Körper wanderte, der vom Hals bis zur
Hälfte der Oberschenkel in dem weiten Pullover steckte. Es war die Gier eines starken Mannes des Blutes, der mit einer Königin verbunden war.
    »Du bist wohlauf?«, wollte Blaed zögernd wissen.
    Lia schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Mir geht es gut. Ich …«
    Blaed zog sie in seine Arme. »Thera ist ganz außer sich wegen dir.«
    *Es ist aber nicht Thera, die sie so fest umarmt, dass wahrscheinlich gleich ein paar Rippen entzweibrechen*, sandte Jared einen warnenden Gedanken einen Speerfaden entlang.
    Blaed ließ Lia überstürzt los.
    Jared sprang vor, um sie aufzufangen. Blaed packte sie vorne an ihrem Pullover.
    Im nächsten Moment stand Lia außer Reichweite und sah misstrauisch vom einen zum andern. »Wer immer der Ansicht ist, dass Männer vernunftbegabte Wesen sind, ist offensichtlich keinem von euch beiden begegnet«, sagte sie mürrisch.
    Blaed grinste Jared an. »Sie ist tatsächlich wohlauf.«
    »Ermuntere sie nicht zu sehr«, versetzte Jared trocken. »Sie braucht mehr Ruhe, als sie denkt.«
    Lia strich sich den Pullover glatt. »Gehen wir zu dem Dorf. Ich würde mich gerne mit einem vernünftigen Menschen unterhalten. Einer Frau .«
    »Ich dachte, du möchtest dich mit einem vernünftigen Menschen unterhalten«, sagte Jared.
    Blaed hustete.
    Lia blickte gen Himmel und warf die Hände in die Luft.
    Die Geste, die Jared so sehr an Reyna erinnerte, traf ihn mitten ins Herz. Als er sich abwandte, fand sein Blick Blaeds haselnussbraune Augen, die nun ernst dreinblickten.
    Da Jared wieder einmal das Prickeln zwischen seinen Schulterblättern spürte, wählte

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