Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
deutete auf die Tür.
Der Wächter verbeugte sich und ging.
Krelis rief eine Flasche Brandy herbei, doch Maryk klopfte an die Tür, bevor er genug getrunken hatte, um seine Nerven zu beruhigen. Er unterdrückte einen Fluch und ließ die Flasche verschwinden. Dann rief er mürrisch: »Herein!«
»Lord Krelis.«
Maryks nichtssagende Miene war eine subtile Beleidigung,
doch es war ihm nicht gelungen, die Verachtung ganz aus seinen Augen zu bannen.
»Ich habe Informationen bezüglich des kleinen Königinnenluders erhalten, das der Hohepriesterin in letzter Zeit so viel Ärger bereitet hat«, sagte Krelis. »Ich werde mich persönlich um die Angelegenheit kümmern. Bis zu meiner Rückkehr bist du hier verantwortlich. Sollte die Hohepriesterin nach mir rufen, wirst du mich vertreten müssen.«
Maryk schluckte kaum merklich. Beide Krieger wussten, was einem Mann zustoßen konnte, wenn Dorothea sich über etwas ärgerte.
»Ich verstehe, Lord Krelis. Gibt es irgendetwas, das meiner besonderen Aufmerksamkeit bedarf?«
Krelis schüttelte den Kopf. »Du hast den Dienstplan. Von mehr weiß ich nicht.«
»Dann möge die Dunkelheit dir eine sichere und schnelle Reise schenken.«
Ja, dachte Krelis, als Maryk ihn zu dem Landeplatz begleitete. Die Wächter – vor allem die Wächter des Ersten Kreises – mochten ihn verachten, aber ihnen war es immer noch lieber, wenn er zwischen ihnen und der Hohepriesterin von Hayll stand, als gar nichts.
Und nicht ein Einziger von ihnen würde ihn um diese Reise beneiden.
Krelis gab sich nicht die Mühe anzuklopfen, bevor er die Tür des kleinen Empfangszimmers öffnete. Männer mussten Lustsklaven gegenüber keinerlei Höflichkeit an den Tag legen. Nicht einmal diesem gegenüber. Außerdem hatte er bereits all seine Höflichkeit an die schmollende Königin verschwendet, die über diese gottverlassene Provinz herrschte. Beim Feuer der Hölle! Was hatte sich die Hohepriesterin dabei gedacht, den Sadisten an eine Hexe zu verleihen, bei der der Schwachsinn in der Familie liegen musste?
Daemon Sadi stand mit dem Rücken zur Tür und sah aus dem Fenster.
Krelis schlug die Tür so fest zu, dass jeder andere zusammengefahren
wäre. Doch Daemon zuckte nicht einmal mit der Wimper.
»Sadi«, sagte Krelis und trat so weit in das Zimmer, dass er das schöne Gesicht des anderen im Profil sehen konnte.
»Lord Krelis.«
Die Langeweile, die in der tiefen Stimme mitschwang, kratzte an Krelis’ Nerven. Dass Sadi es noch nicht einmal für nötig befand, ihn anzusehen, machte ihm aber im Grunde noch viel mehr zu schaffen.
Krelis ballte die Hände zu Fäusten. »Weißt du, warum ich hier bin?«
»Nein.«
Und Sadis Stimme und Gesicht nach zu schließen, war es ihm auch egal.
»Anscheinend gewährt deine Lady dir etliche Freiheiten«, sagte Krelis.
»Sie hat eine niedrige Schmerzgrenze.«
Da Krelis nicht wusste, was er darauf erwidern sollte, schwieg er eine Minute lang. »Man hat dich kürzlich in einer Herberge gesehen.«
»Tatsächlich?«
»In dieser Herberge hast du dich mit einem gewissen shaladorischen Krieger getroffen, der Jared heißt und ein rotes Juwel trägt.«
»Habe ich das?«
»Hattest du dich mit ihm verabredet?«
»Das hätte mich eine gewisse Anstrengung gekostet. So interessant ist er auch wieder nicht.«
»Nachdem er ein Zimmer gemietet hatte, hat man ihn nicht mehr wiedergesehen. Du hast den Schankraum kurz nach seiner Ankunft verlassen und wurdest ebenfalls nicht mehr gesichtet.«
»Anscheinend ist jemand anderem genauso langweilig wie mir gewesen, wenn für ihn die einzige mögliche Zerstreuung darin bestand, alle anderen zu beobachten.«
Krelis biss die Zähne zusammen. »Du hast dich mit diesem Jared getroffen. Warum?«
»Wir sind vor ein paar Jahren am selben Hof gewesen. Als er in der Herberge auftauchte, schien es mir eine angenehme Ablenkung, zusammen zu Abend zu speisen.«
»Worüber habt ihr euch unterhalten?«
»Nichts derart Interessantes, dass ich mich noch daran erinnern könnte.«
»War eine Frau bei ihm? Eine Hexe?«
»Ich hatte diese elende Bruchbude aufgesucht, um dem Gestank von Hexen zu entfliehen. Ich wäre nicht auf dem Zimmer geblieben, wenn eine anwesend gewesen wäre.«
Krelis holte tief Luft und vergaß, was er eigentlich hatte sagen wollen. Die Luft in dem Zimmer fühlte sich weich und schwer an. Ein kaum fassbarer Duft strich an ihm vorüber, ein Duft, der die Muskeln in seinen Lenden erwärmte, während er die Anspannung in
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