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Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis

Titel: Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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alt«, sagte Lia. »Sie muss sie also später angepflanzt und für euch behütet haben.«
    »Ja.« Zwei Honigbirnbäume für jeden ihrer Söhne – selbst für den Sohn, der ihr den Rücken gekehrt hatte.
    »Was ist mit den Zetteln geschehen, die ihr in den Hohlraum gesteckt habt?«, wollte Lia wissen.
    »Nach der Ernte haben wir sie immer hervorgeholt, um das, was über die Monate geschehen war, mit dem zu vergleichen, was wir niedergeschrieben hatten.«
    »Sind euch eure Wünsche erfüllt worden, wenn die Pflanzen gediehen?«
    »Manchmal.« Jared grinste schief. »Obwohl ich in einem Jahr bis zum nächsten Pferdemarkt warten musste, um das Pony zu bekommen, das ich unbedingt haben wollte, weil es vorher nicht zum Verkauf stand.«
    Lia lächelte ebenfalls. »Ist dein letzter Wunsch immer noch in dem Hohlraum?«
    Jareds Lächeln verschwand. Er hatte schon seit Jahren nicht mehr an die Glücks- und Liebestöpfe gedacht. »Ich weiß es nicht.« Er atmete zweimal tief durch, bevor er seine Finger mithilfe der Kunst durch den unteren Teil des Topfes gleiten ließ.
    Seine Finger stießen an Papier und berührten Siegelwachs.
    Mit einem Stirnrunzeln zog er das Papier aus dem Hohlraum hervor. Als er es umdrehte, konnte er seinen Namen erkennen, der in einer weiblichen Handschrift darauf stand.
    »Ich warte draußen auf dich«, sagte Lia.
    »Nein, du …«
    Lia berührte ihn am Arm. »Ich gehe nicht weit weg.«
    Jared sah ihr nach, bis er überzeugt war, dass sie in Sichtweite bleiben würde. Dann ließ er sich auf Reynas Schemel nieder und erbrach das Siegel des Briefes.

    Jared,
    vor ein paar Wochen ist eine Schwarze Witwe mit ihrem Bruder und dessen Lady durch Ranonwald gekommen. Sie waren erschöpft, und der Krieger war im Kampf verwundet worden. Nachdem der Heilungsprozess abgeschlossen war, blieben sie ein paar Tage bei uns, um sich zu erholen und wieder zu Kräften zu kommen. Da sie ihr Geld für den Rest ihrer Reise benötigen würden, habe ich keinerlei Bezahlung für meine Dienste angenommen. Die Schwarze Witwe bot mir an, Fähigkeit mit Fähigkeit zu vergelten, und so bat ich sie, ein Verworrenes Netz zu erschaffen, aus dem ersichtlich würde, wie es dir ginge.
    Als sie ein paar Stunden später auf mich zukam, wusste ich gleich, dass sie mir nicht sagen wollte, was das Netz aus Visionen ihr verraten hatte.
    Aber sie sagte mir, dass du in diesem Herbst nach Ranonwald zurückkehren würdest. Dann sagte sie mir, dass ich nicht hier sein würde, um dich zu empfangen.
    Zuerst dachte ich, sie meinte, dass ich nicht im Dorf sein oder mit einer Heilung beschäftigt sein würde und dass du nicht auf mich warten können würdest. Doch ich bin schon zu lange Heilerin, als dass ich nicht in der Lage wäre, Worte zu verstehen, die unausgesprochen bleiben. Ich habe nicht nachgefragt, ob es sich um einen Unfall oder eine Krankheit handeln würde, oder ob ich etwas tun könnte, um es zu verhindern. Wichtig ist nur, dass es Dinge gibt, die gesagt werden müssen, und dies hier ist vielleicht die einzige Gelegenheit, die mir dazu bleibt.
    Ich werde dich nicht beleidigen, indem ich behaupte, deine Worte hätten mich nicht verletzt, oder dass ich nicht wegen ihnen geweint hätte. Sie haben mich verletzt. Ich habe geweint. Aber ich verstand schon damals, warum du sie sagen musstest. Seit jenem Tag mussten Belarr und ich die bittere Wahrheit akzeptieren, dass du in gewisser Hinsicht recht hattest. Aufgrund unserer Fehler, egal mit welch guten Absichten wir sie begangen haben, hat ein Sohn seine Freiheit und einen wertvollen Teil seines Lebens verloren.

    Die Angehörigen des Blutes brauchen Vertrauen, um überleben zu können, Jared. Wir vertrauen darauf, dass jeder die Gesetze und das Protokoll einhält, damit die Schwächeren Schutz vor den Stärkeren haben. Wir vertrauen darauf, dass Männer ihre Kraft nicht gegen eine Frau einsetzen werden, es sei denn, um sich selbst zu verteidigen. Wir vertrauen darauf, dass jede Hexe die Männer respektiert, die ihr Leben in ihre Hände legen. Wenn der Ehrenkodex, nach dem wir seit vielen tausenden von Jahren leben, gebrochen wird, stellt sich Angst ein, und kein Mann kann Vertrauen fassen, wenn er Angst hat.
    Trotz der Risiken, welche die Jungfrauennacht mit sich bringt, und der Mondzeit, in der wir Frauen verletzlich sind, ist dein Geschlecht verwundbarer als das unsere. Das Verlangen zu dienen ist den Männern des Blutes so lange zu eigen gewesen, dass ihr ohne Dienst nicht vollständig sein

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