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Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis

Titel: Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Tag, wenn wir alt genug für den Tanz des Feuers sind, den Moment, wenn wir in den Kreis treten und uns jeder einzelnen Frau im Dorf präsentieren. Ich hätte dann natürlich nicht für meine Mutter getanzt, aber ich hätte vor ihren Augen getanzt, ohne mir etwas dabei zu denken.«
    »Das ist etwas anderes«, murmelte Lia. »Das wäre deine freie Entscheidung gewesen. Außerdem ist es Teil der männlichen Riten deines Volkes.«
    »Ja«, flüsterte Jared, der nicht sicher war, ob er ihr Verständnis
ertragen konnte. »Also bin ich zu ihr gegangen und habe ihr gesagt, dass es ihre Schuld sei. Dass alles ihre Schuld sei. Dass ich den Ring wegen ihr trüge und niemals Vergnügen an der Seite einer Frau kennen lernen würde. Dass mir dies, wenn sie eine andere Art Frau gewesen wäre, niemals zugestoßen wäre.
    Dann habe ich ihr gesagt, dass ich sie hasse, und bin einfach weggegangen.
    Ich habe mich nur ein einziges Mal umgedreht. Sie lag auf dem Boden, ganz fest zusammengerollt. Niemand ist stehen geblieben. Niemand hat sie berührt oder versucht, ihr zu helfen.«
    »Oh, Jared!«
    »Ich habe ihr lange die Schuld gegeben, weil das sicherer war, als jemand anderen verantwortlich zu machen. Doch ich konnte den Blick in ihren Augen nicht vergessen, als ich ihr diese Dinge an den Kopf warf. Ich konnte nicht vergessen, wie sie dort auf dem Boden lag.
    Als ich endlich aufhörte, ihr die Schuld zu geben, wollte ich nur noch nach Hause zurückkehren. Ich habe sogar ein paar Fluchtversuche unternommen, doch ich hatte zu große Angst vor den Qualen, die der Ring hervorrufen kann, um es zu schaffen. Also habe ich viele Stunden lang in meinem Bett gelegen und mir vorgestellt, dass ich es irgendwie nach Hause geschafft hätte. Bloß für eine Stunde. Gerade einmal lange genug, um sie zu sehen und mit ihr zu sprechen. Gerade einmal lange genug, um ihr zu erklären … Und nun bin ich zu Hause, und es ist zu spät. Ich bin zu spät gekommen, und ich werde meine Worte niemals zurücknehmen können.«
    Lia hielt ihn fest umschlungen, während er weinte. Für seinen Vater und seinen Bruder hatte er noch keine Tränen. Später würde noch genug Zeit sein, um sie zu betrauern. Doch im Moment war nur genug Platz in seinem Innern, um Reyna zu beweinen.
    Sie hielt ihn noch lange, nachdem die letzte Träne geflossen war.

    »Was für ein Mensch war sie?«, wollte Lia zärtlich wissen.
    Jared wischte sich das Gesicht am Ärmel seines Mantels ab. »Mitfühlend. Großzügig, stur, stark, liebevoll, geduldig, mutig.« Wie du.
    Lia griff nach seiner Hand. »Ich möchte dir etwas zeigen.«
    Sie führte ihn in den hinteren Teil des Gewächshauses und deutete auf drei große, glasierte Blumentöpfe. Jeder war in zwei Hälften aufgeteilt und barg zwei Bäumchen. »Jemand muss sich darum kümmern. Es sind die einzigen gesunden Pflanzen hier.«
    Die Liebe, die in Jared aufstieg, schnürte ihm die Kehle zu. »Das sind unsere Glücks- und Liebestöpfe«, sagte er mit heiserer Stimme. »Und das da« – er strich mit der Fingerspitze über ein Blatt – »sind Honigbirnbäume.«
    Lia beugte sich vor und strich mit den Fingern über die Blätter und die dünnen Stämmchen, während sie den kleinen Bäumen etwas vorsang.
    »Reyna hat jedem von uns einen dieser Töpfe zu unserem sechsten Geburtstag geschenkt. Glück und Liebe hat sie die Gefäße genannt. Unten an den Töpfen befindet sich ein Hohlraum. Im Frühling haben wir immer einen Wunsch oder einen Traum aufgeschrieben und dann das Stück Papier gefaltet und in den Hohlraum gelegt. Dann durften wir in dem Topf jegliche Samen oder Schösslinge pflanzen, die wir wollten, und wir mussten uns selbst darum kümmern. In manchen Jahren sind sie gediehen. Allerdings gab es auch viele Jahre, in denen die Samen recht gut aufgingen, aber dann haben wir sie völlig vergessen.
    Sie hat sie niemals angerührt. Ich habe in einem Jahr Honigbirnenschösslinge angepflanzt, weil ich einen Honigbirnbaum ganz für mich alleine haben wollte. Immer wenn ich daran dachte, habe ich sie unter Wasser gesetzt, und dann habe ich wieder wochenlang vergessen, sie überhaupt zu gießen. Als sie abstarben, bin ich wütend auf meine Mutter geworden. Sie hat das Ende meines würdelosen Tobsuchtsanfalls abgewartet und mir dann ruhig erklärt, dass niemand außer mir selbst meine Wünsche und Träume hegen
könne. Wenn ich wollte, dass sie gediehen, müsse ich schon selbst dafür sorgen.«
    »Diese Schösslinge sind höchstens ein Jahr

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