Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
von meiner Mutter.«
Das lenkte sie lange genug ab, sodass sie den Weg ohne weitere Zwischenfälle erreichten.
»Ich dachte mir schon, dass es vielleicht eine Botschaft von ihr ist.« Lia betrachtete sein Gesicht. »Sie hat gewusst, dass du die Worte zurücknehmen wolltest.«
»Ja.« Er half ihr, auf den Wallach aufzusteigen, und schwang sich dann hinter sie. »Es ist an der Zeit, dass wir in das Dorf kommen. Meine Mutter hat Thera eine Botschaft hinterlassen.«
Es tat Jared unsagbar gut, dass sie ihm den ganzen Weg über auf die Nerven ging, weil sie wissen wollte, was er damit meinte.
Kapitel 22
Krelis starrte auf das blutige, zitternde Etwas hinab, das vor ihm kniete. Vor drei Tagen war es noch ein Mann gewesen. Einer seiner Wächter.
Jetzt fehlten ihm so viele Teile, dass er ihn nicht einmal identifizieren konnte.
Das zitternde Bündel blickte zu ihm empor, ohne ihn wirklich zu sehen, und gab scharfe, flehende Geräusche von sich. Blutiger Speichel lief aus einem Mundwinkel.
Krelis musste hart schlucken.
Es war besser so. Es hätte wehgetan, den Mann zu erkennen, sodass er ihn beim Namen hätte nennen können.
Krelis wandte sich ab. Die blutverschmierte weiße Feder, die man in sein Fleisch gesteckt hatte, bewegte sich mit jedem einzelnen ruckartigen Atemzug, als winke sie ihm zu.
Oder verspotte ihn.
Deshalb sprachen die Hexen von der gefiederten Bruderschaft.
Dorothea trat aus dem angrenzenden Zimmer, wobei sie langsam den Griff eines gebogenen Dolches mit einer schmalen Klinge zwischen den Händen hin- und herrollte. Sie warf Krelis einen vernichtenden Blick zu, bevor sie zu dem Tisch hinüberging, auf dem ihre übrigen scharfen, blutigen Spielzeuge lagen. Sie legte den Dolch behutsam an seinen Platz zurück.
»Lord Krelis.«
Die Art, wie sie seinen Namen sagte, gab ihm zu verstehen, dass er sie in letzter Zeit häufig enttäuscht hatte; und dass sie nicht davon ausging, dass der heutige Bericht anders ausfallen würde.
Kaltblütiges, bösartiges Miststück, dachte Krelis wütend.
Einen Augenblick nachdem der Gedanke ihm gekommen war, durchzuckte ihn eiskalte Angst, die ihm bis ins Mark fuhr.
Er hatte es nicht so gemeint, würde es gewiss nie wieder denken. Sie war die Antwort auf alles, was er wollte, die Antwort auf jahrhundertelange Arbeit im Schweiße seines Angesichts. Als Hauptmann ihrer Wache war er einer der mächtigsten Männer in Hayll. Respektiert. Gefürchtet.
Er ließ sich diese Gedanken im Kopf herumgehen. Es hatte ihn viel Mühe gekostet, einen Status zu erreichen, der ihm dabei half, die eigene Angst in Schach zu halten. Nun war er derjenige, den man fürchtete.
Krelis spürte, wie ein Teil der Anspannung von ihm abfiel.
Jetzt war er einer der Männer, denen die Hexen keinen Ring anlegen konnten. Und wenn sie nicht ebenfalls an Dorotheas Hof dienten, waren sie vor ihm nicht in Sicherheit.
Er lächelte. Sein Lächeln wurde noch breiter, als er Dorotheas Blick bemerkte, der auf einmal gefesselt auf ihm ruhte.
»Gibt es etwas, das du mir sagen möchtest, Krelis?«
Ihre Stimme war ein wenig kurzatmig geworden, wie bei einer Frau, die leicht erregt war.
»Ich habe sie gefunden, Priesterin«, sagte Krelis. »Sie sind in einem shaladorischen Dorf namens Ranonwald untergetaucht.«
»Alle?«
Krelis biss die Zähne zusammen. »Der shaladorische Bastard ist mit dem kleinen königlichen Luder verschwunden, aber sie sollen sich dort mit den anderen treffen.«
Dorothea wählte ein Messer mit kurzer Klinge aus und glitt zu einem der gewaltigen blühenden Sträucher, die in großen Blumentöpfen an den Fenstern ihres Spielzimmers standen. Sie schnitt zwei welke gelbe Blüten ab. »Es besteht kein Grund anzunehmen, dass er sie zu dem Dorf bringen wird. Er könnte sie genauso gut nach Dena Nehele bringen
und die Belohnung kassieren, die man ihm dort für seine tapferen Dienste zugesteht«, fügte sie mit einem spöttischen Grinsen hinzu.
Daran hatte Krelis ebenfalls gedacht und war nicht unerheblich ins Schwitzen geraten. Er war froh, dass er sich mittlerweile eine Antwort überlegt hatte, die ihr gewiss gefallen würde. »Ranonwald ist sein Heimatdorf. Es ist im Frühjahr gefügig gemacht worden, als die neue shaladorische Königin die kluge Entscheidung traf, das Territorium unter Haylls Schatten zu stellen. Dort wird er wenig Unterstützung finden, wohingegen wir über ein ganzes Dorf voller Geiseln verfügen.«
»Sprich weiter«, schnurrte Dorothea, während sie die
Weitere Kostenlose Bücher