Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
Ecke.
Mit einem Stöhnen ließ Jared sich wieder gegen die Wand sinken.
»Immer noch aufgebracht?«, wollte Talon mit einem Blick auf die Schlafzimmertür wissen.
»Nicht wirklich«, murmelte Jared.
Talons Augen verengten sich. »Geht es ihr gut?«
»Es geht ihr bestens.« Jared sah Talon in die Augen. »Sie will ihre Jungfrauennacht erleben.«
Talon starrte ihn mit offenem Mund an. » Jetzt? «
»Ja, jetzt. Ich war gerade auf dem Weg zu dir.«
Jared fühlte sich ein wenig besser, als sich nun auch Talon matt gegen die Wand sinken ließ.
Talon rieb sich mit der Hand über die Brust. »Sie will, dass ich …«
»Nein«, erwiderte Jared eine Spur zu rasch.
Ein langsames, boshaftes Lächeln umspielte Talons Mundwinkel. »In dem Fall frage ich mich, Krieger, was du hier draußen zu suchen hast, wo sich die Frau und das Bett doch da drinnen befinden?«
Jareds Gesicht überzog sich mit heißer Schamesröte. Er verlagerte sein Gewicht, sodass er mit dem Rücken ganz an der Wand lehnte. »Ich bin Lustsklave gewesen, seit ich achtzehn war.«
Talon nickte verständnisvoll. »Das ist eine lange Zeit, um alle Spiele kennenzulernen, ohne je Intimität oder Freude erfahren zu haben. Und in dem Alter … Beim Feuer der Hölle,
wahrscheinlich kannst du die Male, die du wirklich mit einer Frau zusammen warst, an deinen Fingern abzählen!«
»Alle meine Finger bräuchte ich dazu gar nicht, eine Hand würde schon genügen.«
Talon massierte sich die Stirn. »Mutter der Nacht, du bist ja selbst noch eine halbe Jungfrau. Bist du dir sicher, dass du das hier tun willst?«
Jared starrte die gegenüberliegende Wand an. »Sie hat mich darum gebeten.« Er hielt inne. »Würdest du es als deine Pflicht ansehen, eine Hexe durch die Jungfrauennacht zu geleiten?«
Talon versteifte sich. »Ich würde es als Ehre betrachten.«
Zufrieden nickte Jared. »Du hast so etwas schon einmal getan?«
»Ein paarmal. Es ist sicherer, wenn der Mann ein dunkleres Juwel trägt als die Frau.«
Talon lehnte sich bequemer an die Wand und verschränkte die Arme. »Im Grunde ist es gar nicht so schwierig.«
»Es ist gefährlich«, widersprach Jared.
»Das kann es sein, wenn du vergisst, warum du im Bett bist – oder wenn sie in Panik gerät.«
Tja, das war ihm nun wirklich eine große Hilfe!
In weniger als fünf Minuten hatte Talon ihm erklärt, was er in der Jungfrauennacht zu tun hatte.
»Das ist alles?«, fragte Jared.
Talon zuckte mit den Achseln. »Das ist alles. Geh es einfach langsam an. Lass sie sich an jeden Schritt gewöhnen, bevor du weitergehst. Dann wird schon nichts schiefgehen.«
Jared blickte den Gang hinab.
»Komm schon«, sagte Talon mit einem Lächeln. »Ich bleibe hier und sorge dafür, dass sie nicht ausreißen kann.«
Jared atmete tief durch und ging dann auf das Badezimmer am Ende des Ganges zu.
Nachdem er sich die Zähne geputzt hatte, hielt er inne und roch an sich selbst. Kopfschüttelnd zog er sich aus. Mitten
in dem raschen Bad, das er nahm, ging ihm auf, dass er die Herausforderung, die ihm unmittelbar bevorstand, längst akzeptiert hatte. Jetzt fühlte er sich ruhiger.
Mehr als das.
Er trocknete sich ab und ließ die verschwitzten Kleidungsstücke verschwinden, in denen er zuvor gearbeitet hatte. Dann rief er die Hose herbei, die Daemon ihm gegeben hatte, und zog sie an. Es war unsinnig, sich weiter anzukleiden, dachte er, als sich seine Hand um das rote Juwel schloss, das an seinem Hals hing. Er ließ seine Hände über die Hose gleiten. Behielten Kleider etwas von dem Menschen an sich, der sie getragen hatte? Im Augenblick hätte er nichts dagegen gehabt, ein paar von Daemons Fähigkeiten im Schlafzimmer in sich aufzunehmen.
Jared schloss die Augen und atmete tief durch. Er stellte sich vor, wie Daemons Hände lockend und liebkosend über den Körper einer Frau glitten. Diese Bewegungen wurden zu einem langsamen, köstlichen Tanz, dem eine Frau hilflos ausgeliefert war. Der Wechsel von kühlem Wasser zu Feuer verlief so subtil, dass sie das Flammenmeer erst gewahrte, wenn es sie längst in glühender Lust verzehrte.
Lächelnd kehrte Jared zu der Schlafzimmertür zurück.
Talon bedachte ihn mit einem abschätzenden Blick. Dann erwiderte er das Lächeln und ging den Flur entlang. An der Ecke hob er die Hand. Im nächsten Moment blockierte ein saphirblauer Schild den Gang.
»Auf diese Weise bleibt ihr ungestört«, sagte Talon. Er salutierte nachlässig zum Abschied und ging.
Jared atmete ein letztes
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